erst vor drei Monaten erworben haben. Ich schickte Ihnen ein Bild des alten Schlosses, in dem wir hier nun hausen. – Hausen … Es ist hier ja alles noch so unglaublich herabgewirtschaftet. Graf Pechla, dem Sagan bisher gehörte, hat das schöne Gut – landschaftlich schön – derart vernachlässigt, daß wir die Handwerker und so weiter einfach nicht loswerden.
Handwerker …
Denken Sie, heute am 7. Juli vormittags unterhielt ich mich mit dem Elektromonteur, den wir aus Greifenberg bestellt hatten – ein junger, intelligenter Mensch. So im Laufe des Gesprächs erzählte er mir, daß er unlängst hier, wo doch nie etwas Besonderes passiere, ein Erlebnis gehabt habe, das er sich einfach nicht erklären könne. (Sie kennen mich, lieber Freund, – ich weiß die Leute zu nehmen, ich komme mit jedem aus und jeder gewinnt rasch Vertrauen zu mir.)
Also er erzählt …
Es gibt hier südlich der bekannten Ruine Greifenstein[WS 1] noch eine zweite Burgruine, die auf dem bewaldeten, weit niederen Haubenberg liegt und seit etwa zwei Jahren einem alten Sonderling gehört, einem früheren Arzte Doktor Petersen, der den Haubenberg durch Stacheldrahtzäune und anderes zur Festung umgewandelt haben soll und dort in der jämmerlichen Turmruine als Einsiedler seine Tage verbringt. Nur einmal in der Woche kommt er mit einem Rucksack nach Greifenberg, kauft ein, holt seine Briefe ab und pilgert wieder zurück: Eine Romanfigur aus verklungenen Zeiten! Die Romantik ist also noch immer nicht ausgestorben.
Der Monteur radelte eines Abends vor etwa einer Woche am Haubenberg vorüber. Es regnete leicht. Es hat ja immer geregnet. Ausgerechnet an der Stelle, wo
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Eigentlich Greiffenstein. Näheres in der Wikipedia unter Greiffenstein.
Max Schraut: Dämon Chanawutu. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1928, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:D%C3%A4mon_Chanawutu.pdf/5&oldid=- (Version vom 31.7.2018)