zog über die Stadt hinweg. Es wurde halb eins, eins, und wir saßen noch immer und warteten.
Ich kenne Harst wie mich selbst. Eine solche Verabredung hält er unter allen Umständen ein. Irgend etwas mußte ihm zugestoßen sein – mußte! Göbbel teilte meine Besorgnis. Um halb zwei, als der Nachthimmel längst wieder klar und die müde Helle des Sommers um uns her alles dämmerhaft-verschwommen erkennen ließ, sah ich rechts von uns etwas Rundes, Graues im zertretenen Grase liegen.
Es war Harsts Sportmütze.
Ich prüfte den Boden ringsum. Die Spuren verrieten allerlei, was meine Angst nur steigerte.
„Er ist hier überfallen worden,“ erklärte ich sehr bestimmt. „Hier – der Abdruck einer Hand in dem frischen Maulwurfshaufen … Und hier die runde Vertiefung eines Knies. Er wurde von hinten niedergeschlagen und fiel nach vorn … Dort lag die Mütze, – es paßt alles zusammen.“
Mein Hirn arbeitete fieberhaft. Ich war keinen Moment darüber im Zweifel, daß Chanawutu Harst überwältigt hatte. Und ebenso sehr erschien mir nun der alte Mann mit dem Handwagen verdächtig.
„Harst lag unter dem Grase,“ behauptete ich.
Göbbel zuckte nur die Achseln. „Etwas stark phantastisch, Herr Schraut …“
„Für Sie vielleicht …“
Ich war erregt und unliebenswürdig. Ich nahm die Taschenlampe und beleuchtete die Mütze. Oben zeigte sich etwas wie ein Strich – die Spur eines Hiebes mit einem dicken Stock. Das Futter innen war an zwei Stellen leicht blutig. In dem Blut klebten vier Haare …
Da wurde auch Göbbel bekehrt.
Unter diesen Umständen durfte ich mit der Wahrheit nicht länger zurückhalten. Ich brauchte Hilfe. Göbbel hatte sechs Beamte zur Verfügung.
Max Schraut: Dämon Chanawutu. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1928, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:D%C3%A4mon_Chanawutu.pdf/48&oldid=- (Version vom 31.7.2018)