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Nicolaus Copernicus, Adolf Müller (Übersetzer): Nicolai Coppernici de hypothesibus motuum coelestium a se constitutis commentariolus | |
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zum gleichen Punkte ihrer Bahn zurück. Venus vollendet einen Umlauf in 9 Monaten, Merkur in 3 Monaten.
Ueber die scheinbaren Bewegungen der Sonne.[1]
Die Erde hat eine dreifache Bewegung. Zunächst durchläuft sie alljährlich in ihrem Kreislauf um die Sonne der Reihe nach die einzelnen Sternbilder der Ekliptik.[2] Dabei beschreibt sie um einen
- ↑ Rev. l. 1. c. 11. Da diese scheinbaren Bewegungen der Sonne wie oben schon angedeutet wurde, in Wirklichkeit Bewegungen der Erde sind, so hat Coppernicus im Hauptwerke (1. c.) den Titel vorgezogen: „De triplici motu Telluris demonstratio.“ – In der That beginnt ja auch hier der Abschnitt des Commentariolus mit den Worten: „Terra triplici motu circumfertur.“
- ↑ Zur Bezeichnung der „Ekliptik“ wird hier wie im folgenden gewöhnlich der lateinische Ausdruck Orbis magnus angewandt. Wir übersetzen denselben je nach dem Sinne mit Zodiacus, Thierkreis (signifer), Erdbahn oder Sonnenbahn. Bekanntlich durchläuft die Sonne anscheinend alljährlich diesen „größten Himmelskreis;“ in Wirklichkeit ist es die Bahn der Erde, die ihn auf das Himmelsgewölbe einzeichnet.
Auch dürfte es nicht überflüssig sein, hier auf den Unterschied der Bedeutungen aufmerksam zu machen, welche dem lateinischen Worte orbis in der Astronomie beigelegt werden. Bald bezeichnet man damit einfach hin eine Bahn; gewöhnlich sogar eine Kreisbahn. In diesem Sinne kommt das Wort gleich in der ersten Zeile des Commentariolus vor. Dabei kann bald die Bahnlinie, bald die Bahnebene gemeint sein. Oefter bezeichnet man mit orbis eine Hohlkugel. P. Clavius macht geradezu einen Unterschied zwischen Orbis und sphaera (Vollkugel), indem er in seinem Commentar „in sphaeram Joannis De Sacro Bosco“ (Lugduni 1607 p. 19) schreibt: „Hoc namque differt orbis a sphaera, quod haec ad centrum neque tota sit solida, unitaque tantum superficie puta convexa exteriore concludatur, orbis autem non ita, sed duabus finiatur superficiebus; una exteriore et altera interiore, quales sunt omnes caeli.“ Dies macht es uns erklärlich, weshalb in nicht wenigen Exemplaren der editio princeps der Revolutiones die Worte orbium coelestium getilgt sind. So z. B. in den Exemplaren der Vaticanischen und Upsalaer Bibliothek. Ein drittes Exemplar der Bibliothek von Wolfenbüttel hat dazu die Anmerkung: nec ipse (Cop.) addidit „orbium coelostium“ sed alius quispiam. Es lag nämlich Coppernicus nichts ferner als die Ideen der Alten in dieser Hinsicht wieder in Credit zu bringen. – Daß übrigens diese Unterschiede nicht immer gewahrt [366] sind zeigen uns zahlreiche Beispiele. Redet man ja von den Sphären des Eudoxus, der achten Sphäre, vom orbis terrarum u. s. w. Vgl. M. C. S. 57 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Nicolaus Copernicus, Adolf Müller (Übersetzer): Nicolai Coppernici de hypothesibus motuum coelestium a se constitutis commentariolus. J. A. Wichert, Braunsberg 1899, Seite 365. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Commentariolus_1899_German_Translation_Adolf_M%C3%BCller.djvu/7&oldid=- (Version vom 31.7.2018)
Nicolaus Copernicus, Adolf Müller (Übersetzer): Nicolai Coppernici de hypothesibus motuum coelestium a se constitutis commentariolus. J. A. Wichert, Braunsberg 1899, Seite 365. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Commentariolus_1899_German_Translation_Adolf_M%C3%BCller.djvu/7&oldid=- (Version vom 31.7.2018)