Nicolaus Copernicus, Adolf Müller (Übersetzer): Nicolai Coppernici de hypothesibus motuum coelestium a se constitutis commentariolus | |
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Der Erdmittelpunkt ist nicht das Zentrum des Weltalls, sondern nur der Schwerkraft und der Mondbahn.[1]
Alle Bahnen lagern sich um die Sonne; bei ihr inmitten aller befindet sich die Mitte des Weltsystems.[2]
Vergleicht man die Entfernung von Erde und Sonne mit jener der Fixsterne, so ist das Verhältnis kleiner als das des Erdradius zur Sonnenentfernung; letztere ist mithin im Vergleich zu jener unmerklich klein.[3]
Die scheinbaren Bewegungen des Fixsternhimmels sind nichts als Erdbewegungen. Die Erde dreht sich nämlich mitsamt ihrer nächsten Umgebung täglich um ihre festen Angelpunkte; der Sternhimmel bis zu seinen äußersten Grenzen bleibt dabei unbeweglich.[4]
Alle scheinbaren Bewegungen der Sonne haben ihren Grund nicht in ihr, sondern in den Bahnbewegungen der Erde; diese nämlich kreist nach Art eines Wandelsternes um die Sonne und führt dabei mehr als eine Bewegung aus.[5]
Die scheinbaren Rückläufe und das Fortschreiten der Wandelsterne finden nicht in Wirklichkeit statt, sondern erklären sich durch die Bewegungen der Erde. Die Erdbewegung allein genügt also zur Erklärung der scheinbar so verschiedenen Bewegungen am Himmel.[6]
- ↑ Rev. l. 1. c. 7, 8. – l. 4. introductio etc. – Vgl. M. C. 69 und 114.
- ↑ Rev. l. 1. c. 9.
- ↑ Rev. l. 1. c. 6. – M. C. 113.
- ↑ Rev. l. 1. c. 5.
- ↑ Rev. l. 1. c. 9, 11. – Das Wort sidus wird hier und im folgenden durchgängig im Sinne von Wandelstern (Planet) gebraucht, im Gegensatz zu stella „Fixstern.“
- ↑ Rev. l. 5. c. 3. – Vgl. M. C. 77.
Nicolaus Copernicus, Adolf Müller (Übersetzer): Nicolai Coppernici de hypothesibus motuum coelestium a se constitutis commentariolus. J. A. Wichert, Braunsberg 1899, Seite 363. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Commentariolus_1899_German_Translation_Adolf_M%C3%BCller.djvu/5&oldid=- (Version vom 31.7.2018)