Zum Inhalt springen

Seite:Clementine Schrader - Der Hohlweg (1843).pdf/30

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Graf. Nein, an den Justizrath will ich mich wenden, denn es ist eine verwickelte Sache! Da kommt er zurück. – Sagen Sie, Justizrath –


Dreizehnte Scene.
Vorige. Der Justizrath Steinberg (tritt ein durch die Mittelthür und geht auf den Grafen zu, so, daß er Sophiens Gesicht nicht sogleich sieht, die unterdessen mit August spricht).

Justizrath. So ist die Sache, Herr Graf! – Ich habe mich mit dem Postillon verständigt, und habe eine kleine Promenade im Hohlwege gemacht. – Es war die Gräfin von Wangenheim, die heut hier eintreffen sollte; – die Pferde indessen, die ich für die Wangenheim bestellt hatte, sind irrthümlicher Weise für eine andere Dame in Beschlag genommen worden. Der Postillon, der sie fahren sollte, hat diese Dame gefahren. – (Er zeigt auf Sophie, sie wendet sich um) Was seh’ ich? – Fräulein Sternfeldt!

Sophie (freundlich auf ihn zugehend). Herr Assessor!

Justizrath. Verzeihen Sie – aus dem Assessor ist ein Justizrath geworden!

Sophie. Gratulire zum Avancement!

Justizrath. Der bereits seit zwei Jahren hier in der Umgegend fungirt. Ein Ehemann überdies.

Sophie. Das ist schön, daß Sie meinen Rath befolgt haben! Sind Sie glücklich verheirathet?

Justizrath. Ich muß es wohl seyn, denn ich mache mir zuweilen ein Vergnügen daraus, die Andern zu verheirathen.

Sophie. Es freut nich übrigens, daß ich Sie noch am Leben finde. – Das letzte Mal, als Sie von mir gingen – erinnern Sie sich wohl? – wollten Sie sich eine Kugel durch den Kopf jagen, weil ich Sie, wie Sie meinten, nicht freundlich angesehen hatte.

Justizrath. Ja, Sie waren immer recht boshaft gegen mich.

Sophie. Mein lieber Justizrath, ich kann einmal die Juristen nicht leiden!

Justizrath. Und Ihre Kunst kann doch so schön vor dem Gesetz bestehen.

Sophie (zieht ihn auf die Seite). Werden Sie nicht witzig – wir ennüyiren sonst unsern Wirth.

Empfohlene Zitierweise:
Clementine Schrader: Der Hohlweg. Lustspiel in einem Akt. Vereins-Buchhandlung, Berlin 1843, Seite 340. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Clementine_Schrader_-_Der_Hohlweg_(1843).pdf/30&oldid=- (Version vom 16.6.2023)