gelangt man plötzlich an dessen Südufer. Über die weite Wasserfläche herüber grüsst der Schlossberg mit den hochgiebeligen Gebäuden der ehemaligen Benediktinerabtei, des späteren Schlosses Chemnitz. Von dort aus, weiss der Geschichtskundige, hat die Stadt gleichsam ihren Ausgang genommen; die frommen Söhne des heiligen Benedictus waren es auch, die noch am Ausgang des 15. Jahrhunderts den Teich anlegten, wenig über ein halbes Jahrhundert zuvor, ehe die Reformation ihnen die Pforte ihres Klosters schloss und dieses selbst in ein landesfürstliches Schloss umwandelte. Und wer heutigen Tages droben im „Schlossgarten“ oder in „Schloss Miramar“, dem ehemaligen „Kesselgarten“, sich an einem frischen Trunk Bieres aus der unmittelbar benachbarten Schlossbrauerei erquickt und seinen Blick über den Teich hinweg auf das Häusermeer der Stadt schweifen lässt, dem wird zu dem dumpf über das Wasser herüberdröhnenden Schlag der fallenden Dampfhämmer und in das verschwommene Brausen des unfern wogenden Grossstadtlebens im Innern ein stilles Lied ertönen von der Vergänglichkeit der Dinge und vom Wechsel der Zeiten.
Verdankt die Stadt die schönen Schlossteichanlagen der rührigen Thatkraft eines ehemaligen Ratsmitgliedes, dem Entgegenkommen der städtischen Körperschaften und der eifrigen Unterstützung seitens eines Vereins, so hat den im Süden der Stadt, am Chemnitzflusse zwischen „Sachses Ruhe“ und „Wind“ sich hinziehenden Stadtpark der opferbereite Bürgersinn eines Einzelnen geschaffen. Im Jahre 1884 bereits stiftete der Spinnereibesitzer und Stadtrat Ernst Otto Clauss ein Kapital von 30 000 Mark zur Erwerbung jenes Areals, trug dann die sich auf ca. 15 600 Mark belaufenden Kosten für die Anlagen, die bis 1886 von der Stadtgärtnerei fertiggestellt wurden, und hinterliess bei seinem am 25. November 1889 erfolgten Tode der Stadt noch letztwillig ein Kapital von 10 000 Mark zur Instandhaltung des „Bürgergartens.“ Am 29. Juni 1896 wurde das schlichte, mit einem Bronzemedaillon in Hochrelief geschmückte Claussdenkmal enthüllt, das die dankbare Stadtgemeinde dem Stifter des
: Chemnitz am Ende des XIX Jahrhunderts in Wort und Bild. Körner & Lauterbach, Chemnitz ca. 1900, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Chemnitz_am_Ende_des_XIX_Jahrhunderts_in_Wort_und_Bild.pdf/59&oldid=- (Version vom 15.4.2025)