Am 1. Oktober 1879 siedelten die Königlichen Gerichtsbehörden von ihrem bisherigen Sitz in der Herren- und Theaterstrasse nach dem neuerbauten Justizgebäude auf dem Kassberg über. Ein mächtiger Bau mit drei Fronten nach der Hohe-, Gerichts- und Kassbergstrasse zu, erhebt sich der Justizpalast auf dem die Stadt beherrschenden, steil zum Chemnitzfluss abfallenden Ostrande des Kassberges. Landgericht, Staatsanwaltschaft und Amtsgericht, sowie das Königliche Landbauamt haben in dem palastartigen Gebäude Unterkunft gefunden; nach Norden zu schliesst sich die Gefangenenanstalt an das Justizgebäude an. Die Hauptfront des letzteren liegt in dem Mittelbau an der Gerichtsstrasse, die seiner Zeit erst im Zusammenhang mit dem Gerichtsgebäude angelegt wurde. Unter einem hochaufstrebenden, säulengetragenen Portalgewölbe führt eine mächtige Treppe zum Haupteingang, über dem ein Freskogemälde, Moses mit der Gesetzestafel darstellend, angebracht ist. Eine über dem Portal thronende Monumentalgruppe von ergreifender Wirkung, welche die über Schuld und Unschuld waltende Gerechtigkeit versinnbildlicht, krönt den ganzen Mittelbau. Von der Stadtseite her führt im Anschluss an den Pfortensteg der mächtige, 1881 von der Stadt erbaute Treppenaufgang zur Höhe des Justizgebäudes empor – für wie viele eine Brücke und Treppe der Seufzer!
Bereits Ende der 50 er Jahre hatte sich ein Chemnitzer Bürger um die Gründung eines Börsenvereins bemüht; die während des amerikanischen Krieges durch eine hiesige Firma bezogene, regelmässige Liverpooler Depesche hatte dann die Notwendigkeit eines Börseninstitutes für Chemnitz erwiesen. Aber erst am 11. August 1862 erfolgte die Gründung des Chemnitzer Börsenvereins, der
: Chemnitz am Ende des XIX Jahrhunderts in Wort und Bild. Körner & Lauterbach, Chemnitz ca. 1900, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Chemnitz_am_Ende_des_XIX_Jahrhunderts_in_Wort_und_Bild.pdf/39&oldid=- (Version vom 14.3.2025)