Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle Romanze IX: Apo und Moles auf dem Turme | |
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Wie von oben du nach unten,
Und von unten liest nach oben.
Trotz dem Werk der Philosophen:
Du magst lesen drüber, drunter,
Immer gleich bleibt dir geholfen.
Weil auf Schlüssen es beruhet,
Was nach oben, was nach unten
Ward verknüpfet, schnell entknoten.
Konsequenz allein ist Tugend,
Und das Ding verkehrt genommen,
Kann das Laster selbst uns frommen.
Hast du Kraft dazu gefunden,
Magst du immer unverhohlen
Schwimmen gen den Strom des Flusses,
So findst du der Freiheit Wurzel,
Dringst vom Abgrund du nach oben;
Allen Zwang hat überwunden,
Wer entwurzelt das Verbotne!“ –
Sprach beschämet nun Apone,
„Sage her des ersten Buches
Inhalt!“ – Und zu ihm spricht Moles:
„Du liest in dem ersten Buche,[1]
Or Haënsoph ohne Dunkel,
Ein unendlich Leuchten Gottes.
Anmerkungen des Herausgebers
- ↑ [400] Die hier vorgetragene Kosmologie Moles entstammt der Kabbala. Die hebräischen Worte bedeuten nach den Feststellungen M. Morris in seiner Ausgabe der Romanzen:
Or Haënsoph: Licht des Unendlichen. Adam Kadmon: Der Uradam. Die zehn Kräfte Sephirote: Die zehn Zahlen oder Kräfte Gottes als Grundlagen alles Seins. Asia, das Machen die vier Arten der Wesensentstehung Briat, das Erschaffen Aziluth, das Erneuern Jezirah, das Bilden
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_123.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)