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Seite:Bousset-S053.png

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neues Wesen zu zerstören sucht, es gelingt ihm aber nicht, weil dieser mit seinem Geist im Himmel weilt. Die Sterne sind αἱ συστροφαὶ τῶν αἱρέσεων, die Irrlehrer, die sich selbst ein Wissen von himmlischen Dingen zuschreiben und vom Glauben gefallen sind VIII 10. Die sieben Häupter der Drachen sind die sieben Hauptsünden, die zehn Hörner die ἀντιθέσεις der zehn Gebote VIII 13. Methodius befolgt also eine ausschließliche spiritualisierende Methode.


2.Die ältesten Ausleger der lateinischen Kirche.

Der erste Schriftsteller der lateinischen Kirche, der einen Kommentar zur Apk schrieb, ist der ca. 303 als Märtyrer gestorbene Bischof Victorin v. Pettau[1]. Es gab bis jetzt zwei Rezensionen seines Werkes[2]: a) eine kürzere in „Theophylacti enarrationes in Pauli epistolas et in aliquot prophetas minores“ ed. Io. Lonicerus fol. 252-58[3], b) eine längere bei Gallandi Tom IV. Daß die erstere die relativ ursprüngliche sei, hat Haußleiter (241) bewiesen. Derselben steht ein Prologus des Hieronymus voran, in dem dieser angibt, daß er auf den Wunsch eines gewissen Anatolius den Kommentar des Victorin bearbeitet habe, was, da V. Chiliast sei, ein besonders gefahrvolles Unternehmen gewesen sei[4].

Es ist jetzt glücklicherweise eine Erörterung darüber, wie weit die Bearbeitung des Hieronymus in den Kommentar des Victorinus eingegriffen hat, überflüssig geworden, da aller Wahrscheinlichkeit nach nunmehr der echte Victorinkommentar gefunden ist. Haußleiter war so glücklich, denselben in dem Codex Ottobonianus lat. 3288 A. zu entdecken, und wird hoffentlich demnächst seine Ausgabe des Victorinkommentars folgen lassen. Vorläufig[5] hat Haußleiter den ursprünglichen chiliastischen Schluß des Kommentars veröffentlicht, der durch die Bearbeitung des Hieronymus verdrängt war[6]. Ehe


  1. Über ihn vgl. Hieronymus de vir. ill. c. 74, (vgl. c. 18), epistola ad Vigilantium 61,2 (75), in Ezechielem XI. c. 36. Vallarsi V 422; Cassiodorus, Instit. div. litt. 9.
  2. Vgl. über den Kommentar Haußleiter: die Kommentare des Victorin etc. Ztschr. f. kirch. Wissensch. u. Leben, VII 239ff.
  3. Nach Haußleiter. Die Ausgabe war auf der hiesigen Bibliothek nicht vorhanden, ich benutzte de la Bigne ed. 2. Paris 1589. Tom I, p. 1244-1262. Nach Haußleiter wäre eine Handschrift von Troyes bei einer neuen Ausgabe dieser Rezension zu Grunde zu legen. In den gedruckten Texten ist die Auslegung zu Apk 11,1-12,4 vor diejenige zu Apk 7-10 geraten.
  4. Die wichtigste Stelle des Prologs lautet: sed ne spernerem precantem majorum statim libros revolvi, et quod in eorum commentariis reperi, Victorini opusculis sociavi. ab jota inde quae ipse secundum literam senserit; a principio libri usque ad signum crucis, quae ab imperitis erant vitiata scriptoribus, correximus, exinde usque ad finem voluminis addita esse cognosce (vgl. noch die Einleitung des Kommentars des Ambrosius Ansbertus [Hausleiter 243]).
  5. Theolog. Literaturblatt 1895, 194ff.
  6. Es stellt sich überhaupt, wie mir scheint, heraus, daß die Überlieferung des Victorin-Kommentars eine beständig fließende war. So haben wir in der ersten Rezension als Ersatz der chiliastischen Ausführungen V.s einige kurze Sätze des Hieronymus, in der zweiten Rezension finden wir längere Ausführungen, die nachweislich WS: Die auf der nächsten Seite fortgesetzte Anmerkung wurde hier vervollständigt aus Augustin stammen, diese wiederum bald allein (so in dem Kopenhagener Apringiuscodex s. u. bei Apringius), bald mit denen des Hieronymus vermengt. Ebenso zeigt die Auslegung zu 13,18 mannigfache Stufen in der Überlieferung.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Göttingen: , 1906, Seite 053. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S053.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)