Ludwig Bechstein: Teufelsbuhlschaft. In: Hexengeschichten, S. 2-40 | |
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schier ein Spukwesen, wie Anno 1848, da das Volk zu Versammlungen zusammenrannte, um manchen Teufel schwatzen zu hören, und hinterdrein zu sehen, daß nichts dahinter. Immerfort Getümmel und Getrümmel und Pfeifen und Katzenmusik, ein Gratisconzert zum Besten der Armen mit Reveille und Zapfenstreich, alles wie nach Noten und doch ohne Noten.
Die Männer des Rathes standen jetzt auch außerhalb des Hauses, und blickten mit der übrigen Menge hinauf nach dem Söller, von wo die Teufelsmusik erscholl, und war doch droben keine Seele sichtbar. Da stieß Cyrillus den Müller an, und flüsterte: „Frag’ ihn doch, wie es beschaffen sei um die Lehre Lutheri?“
Diese Frage konnte im Jahr 1533, da Doctor Lutherus noch lebte und lehrte, in einem südländischen Schwarzwaldstädtlein, dahin Lutheri Lehre noch keineswegs gedrungen war, gar wohl aufgeworfen werden und von großer Wichtigkeit erscheinen; denn billigte sie der Teufel, so war sie vom Teufel, und verwarf sie der Teufel, so taugte sie erst recht, nach dem Sprüchwort, dem Teufel nichts.
Nun hatte der beherzte Müller, so sehr er in voriger Nacht sich gegrauelt, doch seinen Muth trotz dem Allgäuer, am hellen Tage wieder gefunden, fürchtete sich selbst vor dem Teufel nicht, und that die verfängliche Frage mit lauter Stimme.
Ludwig Bechstein: Teufelsbuhlschaft. In: Hexengeschichten, S. 2-40. Pfeffer, Halle 1854, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bechstein_Hexengeschichten.djvu/28&oldid=- (Version vom 31.7.2018)