der alte Physikus ihr strenge Ruhe auferlegt, und dem Arzte war sie stets gehorsam.
Um diese Zeit kam ich gegen Abend von einer dreitägigen Geschäftsfahrt zurück und war oben an der Süderstraße vom Wagen gestiegen, weil ich einem dort Wohnenden das Ergebniß meiner Reise mitzutheilen hatte. Als ich dann später, da schon alle Handwerker Feierabend gemacht hatten, durch die Straße in die Stadt hinabging, sah ich an der offenen Hausthür von Meister Daniel’s Hause den hageren Nachbar Schneider stehen, als ob er mit sonderlicher Befriedigung nach dem Innern hineinhorche.
„Nun, Meister,“ sagte ich, in meinem Gange inne haltend, „gibt es in unsers armen Daniel’s Hause auch einmal wieder Fröhliches zu erlauschen?“
Er wandte sich zu mir und zupfte sich wie zum Gruße in seinen grauen staubigen Haaren: „Freilich, freilich, Herr Landvogt!“ sagte er dann; „horchen Sie nur, wie fix das von der Hand geht. Er ist noch immer bei der Arbeit, wird bald unter den Resten aufräumen; schicken Sie
Theodor Storm: Bötjer Basch. Berlin: Gebrüder Paetel, 1887, Seite 095. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:B%C3%B6tjer_Basch.djvu/095&oldid=- (Version vom 31.7.2018)