Auch war ein Plätzchen, dicht am Fuße des Baumes, nicht zum Kartoffelfeld gezogen; Fritzens Blumenbeete waren hier gewesen, und Meister Daniel hatte im letzten Frühjahr alles Unkraut ausgereutet und statt dessen rothen Gartenmohn darauf gesäet. Er wußte wohl nicht, daß das die Blume der Vergessenheit sei; sie war für ihn vielmehr das Gegentheil; denn Fritz und seine Mutter hatten sie einst so gern gehabt. Und als später die Kartoffelstauden mit den lichtgrünen Äpfeln und schon in dunklen Blättern standen, öffnete neben ihnen der Mohn seine Knospen und wiegte die leuchtend rothen Blumen in dem schwülen Sommerhauch.
Der alte Mann, der auf der Bank daneben saß, schien freilich wenig zu dieser Sommerpracht zu passen: der Bart schien seit acht Tagen nicht rasirt zu sein, und die tiefliegenden blaß-blauen Augen sahen wie über Welt und Leben hinweg. Er hatte den Brief, den er in der Hand hielt, eben vielleicht zum zehnten Mal gelesen; er war von Fritz; Fritz war nach Kalifornien gegangen.
Das Goldfieber war derzeit noch lange nicht
Theodor Storm: Bötjer Basch. Berlin: Gebrüder Paetel, 1887, Seite 053. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:B%C3%B6tjer_Basch.djvu/053&oldid=- (Version vom 31.7.2018)