„Ein Dompfaff?“ und sie hielt lange den kleinen Zeigefinger an die Lippen. „Ist er denn verzaubert?“
„Was denn? Verzaubert?“ frug der Alte, und sie nickte mit ihren großen Augen.
„Warum denn verzaubert?“ frug er nochmals.
„Er flötet ja wie ein Junge!“
„Wart’ mal,“ sagte der Meister, dem diese Frage wie aus einer andern Welt kam; „nein, so was nicht! Nur, sie sagen, daß er ein dummer Vogel sei; aber, Kind, er ist gewaltig klug, und darum kann er auch flöten.“
„Darum?“ wiederholte das Kind; und beide verfielen nun in tiefes Sinnen über diesen wunderlichen Fall. „Sag’ einmal,“ sprach Meister Daniel dann, nachdem er eine Weile in das feine Gesichtlein geschaut hatte, „bist Du nicht die kleine Magdalena, von der mein Fritz mir oft erzählt hat?“
Sie sah ihn fragend an: „Wir sind dem Kollaborator seine,“ sagte sie; „aber unser Vater, auch Mutter ist gestorben.“
„Ja, ja, ich weiß; arme Kinder!“ sagte er
Theodor Storm: Bötjer Basch. Berlin: Gebrüder Paetel, 1887, Seite 046. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:B%C3%B6tjer_Basch.djvu/046&oldid=- (Version vom 31.7.2018)