gegen den alten Kollaborator, der doch in der ganzen Stadt für ein „höchst gelehrtes Haus“ galt; aber dieses schöne Wissen ging über den Kopf der dummen Jungen weg, und in den Dingen des frischen Lebens, worin sie die Meister waren, war er zeitlebens ein Kind geblieben.
Wenn Morgens bei seinem Eintritt die Jungen mit allerlei Possen auf ihre Plätze gekrochen und gesprungen waren, pflegte der etwas ärgerliche Herr seinen hageren Hals vorzustrecken und, in der einen Hand das Buch, mit der andern und seinem kahlen Kopf ihre Sprünge nachzuäffen: „Ei, Ihr Knaben,“ sagte er dann wohl, „Ihr seid ja lustig wie die Galgenvögel! Wen wollet Ihr denn heute rupfen?“
„Hol’ Dich der Henker!“ murmelte Fritz oben auf seinem Platze, und: „Hol’ Dich der Henker! Hol’ Dich der Henker!“ lief es sogleich die Bank hinunter.
„Was erlaubtet Ihr Euch zu bemerken?“ frug dann der etwas harthörige Alte.
Und alle riefen: „Wir wünschten Ihnen guten Morgen, Herr Kollaborator!“
Theodor Storm: Bötjer Basch. Berlin: Gebrüder Paetel, 1887, Seite 027. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:B%C3%B6tjer_Basch.djvu/027&oldid=- (Version vom 31.7.2018)