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Seite:Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild.djvu/272

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Und die Wellen buhlend klingen,
Ringend in geheimer Lust

15
Kommt das wunderbare Singen

An die süß verträumte Brust.

„Warum weckst Du das Verlangen,
Das ich kaum zur Ruh gebracht?
Siehst Du hoch die Lilien prangen?

20
Böser Sänger, gute Nacht!


Sieh’, die Blumen steh’n voll Thränen,
Einsam die Viole wacht,
Als wollt’ sie sich schmachtend dehnen
In die warme Sommernacht.

25
Wohl von süßem rothen Munde

Kommt so holden Sanges Macht –
Bleibst Du ewig dort im Grunde,
Unerkannt in stiller Nacht?

Ach, im Wind’ verfliegt mein Grüßen!

30
Einmal, eh’ der Tag erwacht,

Möcht’ ich Deinen Mund nur küssen,
Sterbend so in süßer Nacht!

Nachtigall, verliebte, klage
Nicht so schmeichelnd durch die Nacht! –

35
Ach! ich weiß nicht was ich sage,

Krank bin ich und überwacht.“

Empfohlene Zitierweise:
Joseph von Eichendorff: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Vereinsbuchhandlung, Berlin 1826, Seite 268. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_dem_Leben_eines_Taugenichts_und_das_Marmorbild.djvu/272&oldid=- (Version vom 31.7.2018)