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Seite:Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild.djvu/113

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Neuntes Kapitel.

 
Die treuen Berg’ steh’n auf der Wacht:
„Wer streicht bei stiller Morgenzeit
Da aus der Fremde durch die Haid’?“ –
Ich aber mir die Berg’ betracht’
Und lach’ in mich vor großer Lust,
Und rufe recht aus frischer Brust
Parol und Feldgeschrei sogleich:
Vivat Oestreich!
 
Da kennt mich erst die ganze Rund,
Nun grüßen Bach und Vöglein zart
Und Wälder rings nach Landesart,
Die Donau blitzt aus tiefem Grund,
Der Stephansthurm auch ganz von fern
Guckt übern Berg und säh’ mich gern,
Und ist er’s nicht, so kommt er doch gleich,
Vivat Oestreich!

Ich stand auf einem hohen Berge, wo man zum erstenmal nach Oestreich hineinsehen kann, und schwenkte voller Freude noch mit dem Hute und sang die letzte Strophe, da fiel auf einmal hinter mir im Walde eine prächtige Musik von Blasinstrumenten mit ein. Ich dreh’ mich schnell um und erblicke drei junge Gesellen in langen blauen Mänteln, davon bläst der Eine Oboe, der Andere die Klarinett, und der Dritte, der einen alten Dreistutzer auf dem Kopfe hatte, das Waldhorn – die akkompagnirten mich plötzlich, daß der ganze Wald erschallte. Ich, nicht zu faul, ziehe meine Geige hervor, und spiele und singe sogleich frisch mit. Da sah

Empfohlene Zitierweise:
Joseph von Eichendorff: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Vereinsbuchhandlung, Berlin 1826, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_dem_Leben_eines_Taugenichts_und_das_Marmorbild.djvu/113&oldid=- (Version vom 31.7.2018)