Liudprand: Aus Liudprands Werken | |
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ließ ihm ein Bad bereiten, bekleidete ihn mit den besten Gewändern, und gab ihm die Freiheit mit den Worten: „Ich fordere von dir keinen Eid, sondern übergebe dich dir selbst zu treuen Händen; handelst du schlecht gegen mich, so wirst du es vor Gott zu verantworten haben.“
64. So kehrte er heim, aber der empfangenen Wohlthat rasch vergessend, ließ er sich von Adelbert, des Königs Eidam, und den übrigen Empörern an Rudolf absenden, um diesen ins Land zu rufen. 922
Januar Giselbert reiste also hin, und bewog auch Rudolf, binnen dreißig Tagen in Italien zu erscheinen. Hier wurde er von allen bereitwillig aufgenommen, und ließ dem Berengar von seinem ganzen Reiche nichts weiter übrig als die Stadt Verona. Und ganze drei Jahre lang behauptete er sich kräftig im Besitze der Herrschaft[1].
1. Ohne Zweifel wirst du, heiligster Vater, dich über dieses Werkes Titel sattsam verwundern. Wozu, fragst zu vielleicht, ist dem Buche der Titel Aνταπόδοσης, antapódosis gegeben, da es doch die Thaten berühmter Männer erzählt? Darauf antworte ich: Der Zweck dieses Werkes geht dahin, die Thaten dieses Berengars, der jetzt Italiens Tyrann, nicht König ist, und seines Weibes Willa, die wegen ihrer grenzenlosen Tyrannei eine zweite Jesabel, und wegen ihrer unersättlichen Raubgier mit ihrem wahren Namen Lamia genannt wird, darzustellen,
Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk'schen Buchhandlung, Leipzig ohne Jahr, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/66&oldid=- (Version vom 5.4.2023)
- ↑ In den letzten Kapiteln des Buches erzählt Liudprand von Rudolfs blutigem Sieg bei Firenzuola, 923 Juli 17., und Berengars Ermordung, 924 April 7.