Und als Klärchen nun den duftigen Morgenrock überzog, da schielte er bereits ein wenig hin.
Dann mußte er ihr die Pantöffelchen holen, mußte ihr die weißen Schuhe ausziehen, ihr die Füßchen kneten. „Sie sind so kalt,“ klagte sie. „Auch die Enkel[ws 1], Schatzi, – bitte – erwärme mir auch die ein wenig –“
Er kniete jetzt vor ihr. Und sie raffte die Röcke höher und höher. Und wieder wurde ihm schwindelig, wieder bekam er Kognak – aber nur ein viertel Weinglas voll.
Dann gingen sie durch die neue Wohnung. Sein Arbeitszimmer lag nach der Straße hinaus neben dem Salon. Und dort stand ein breiter Diwan mit einer Decke von Eisbär – imitiert.
Klärchen schickte ihn abermals nach dem Schlafzimmer.
„Hol’ mir bitte meine Gitarre. Sie liegt oben auf dem Schrank –“
Und nun hockte sie wie ein kleiner Kobold auf dem Diwan, zupfte eine Melodie und sang leise dazu:
„Wenn zwei sich lieben,
So steht’s geschrieben,
Dann pochen die Herzen,
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ norddeutsch Enkel = vorspringender Knochen am Fußansatz.
W. Neuhofer: August Summers Ehe. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:August_Summers_Ehe.pdf/33&oldid=- (Version vom 31.7.2018)