ganze Damengesellschaft, drehte das Licht an – und da saß Klärchen ihm auf dem Schoß: Verlobung fertig! – Ja – schlau muß man sein, nur schlau. – In einem Roman finden Sie so was selten, meine Herren. Da lieben sie sich immer bis zum Verrücktwerden – ganz keusch natürlich, und nachher – „schenkte Gott ihnen einen Sohn –“ – auch ganz keusch. – Alles Schwindel, meine Herren! Wie anders könnten die meisten Ehen sein, wenn die Männer nicht so dämlich wären und so – schüchtern, so ängstlich vor der Ehe – vor der Ehe. Der Durchschnitt heiratet ja, ohne auch nur im entferntesten zu wissen, ob das Bräutchen ihn auch nicht enttäuschen wird. Und nachher haben sie dann so ’n Geschöpf auf dem Halse, das ihnen nichts anderes ist als – Reinmachefrau und Köchin, nur nicht – Geliebte. – Alles Schwindel –“ –
Inzwischen wanderte August Summer durch das Schneegestöber und die halbdunklen, holprigen Straßen nach dem Hotel Prussia, wo der Bernburger Gesellige Verein jetzt wieder einen Theaterabend vorbereitete. – Der Schnee zerrann ihm auf dem heißen, empörten Gesicht, dem braven Baumeister, und wütend murmelte er: „Nie wieder an den Stammtisch, wo dieser Schucht-Schuft den ordinären Ton angibt – nie wieder!“ Und er dachte an sein zartes, zärtliches, reines Klärchen,
W. Neuhofer: August Summers Ehe. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:August_Summers_Ehe.pdf/11&oldid=- (Version vom 31.7.2018)