Schloss Dobenau, ein Besitzthum der deutschen Herren, angriffen und zerstörten. Die Stadt Plauen scheint in nicht geringer Gefahr gewesen zu sein, denn die Edelleute hatten Mühe den Bürgern Muth einzusprechen, und sie zur Vertheidigung der Mauern anzuregen. – Schon nach wenigen Tagen erhielt die Stadt Entsatz, indem einige Fähnlein Fussvolk mit Geschütz, sowie ein Geschwader Reiterei gegen die Rebellen anrückten, welche nach kurzem Besinnen sich zurückzogen. Bei Possig wurden sie jedoch eingeholt, umzingelt und zusammengehauen, so dass siebentausend Leichen das Schlachtfeld bedeckten. Durch die bald darauf erfolgte Schlacht bei Frankenhausen und des berüchtigten Thomas Münzers Gefangennahme erreichte der Bauernaufstand sein Ende, nachdem einige Hunderttausende dieser Elenden unter den Waffen der Kriegsleute oder dem Schwerte des Henkers ihren Tod gefunden hatten. Der bekannte Pirnaische Mönch, Johann Lindner, schreibt in seiner Chronik von der Bestrafung, welche Churfürst Johann und Herzog Philipp von Braunschweig, die 1500 Reiter, 760 Fussknechte nebst einem starken Tross bei sich hatten, in Weida an den Anführern der rebellischen Bauern ausübten: „1525 am Sct. Peters- und Paulstag liessen die forsten avs Duringen die hewptleute in der barfusenbruder-sacristey recken und peinigen mit der schärpfe des Schwerdtes und auf dem geweieten kirchhowe enthäupten; verbotten alda zu leuten und singen, legten nider alln Gotsdienst und machten aus der scholen eine Garküch; darunter sturb der burgermeister Villebold Plocz.“ – Vom Voigtlande aus rückten die Fürsten zu einem gleichen Strafakt nach Zwickau.
Auch im dreissigjährigen Kriege war Mechelgrün der Schauplatz mannigfaltiger trauriger Ereignisse. So kamen am 27. August 1633 kaiserliche Kriegsvölker hierher, die Alles ausplünderten, die Einwohner misshandelten und Feuer anlegten. Sie verbrannten in dem nahen Dorfe Theuma die Pfarre und sechs Bauergüter, ohne dass Jemand einen Löschversuch wagte. Die schreckliche Begleiterin des Krieges, die Pest, raffte zu dieser Zeit eine grosse Menge Menschen hinweg, dass in der Parochie Theuma nicht weniger als 331 Personen begraben wurden, und ein nahes Dorf, Frössig, welches bereits durch die Soldaten ausserordentlich gelitten hatte, gänzlich ausstarb, und jetzt nur noch wenige Spuren der dort gestandenen Gebäude vorhanden sind. Die Feld- und Wiesengrundstücken des vernichteten Dorfes wurden theils mit den Fluren des Dorfes Grossfriesen vereinigt, theils vermehrte man damit das Areal der Pfarre und des Diakonats zu Theuma. Die letzten Kriegsplagen erfuhr Mechelgrün, zugleich mit den Nachbarorten im Jahre 1806, wo das Soultsche Corps, welches in der Nähe Plauens ein Lager bezogen hatte, starke Plünderungszüge unternahm und manches Unheil anrichtete.
Ausser Mechelgrün sind auch Zschockau (695 Acker 217 □ Ruthen mit 4962 Steuereinheiten und 200 Personen), Grossfriesen (1134 Acker 203 □ Ruthen, 9808 Steuereinheiten, 325 Einwohner), Schloditz (335 Acker 175 □ Ruthen, 4962 Steuereinheiten, 157 Einwohner), Obermarxgrün (291 Acker 141 □ Ruthen, 4470 Steuereinheiten, 100 Einwohner), Altmannsgrün (226 Acker 14 □ Ruthen, 73 Einwohner), Lottengrün (568 Acker 271 □ Ruthen, 170 Einwohner und Drossdorf (547 Acker 174 □ Ruthen, 6514 Steuereinheiten, 146 Einwohner) in die Kirche zu Theuma eingepfarrt. Die früheren Besitzer der Mechelgrüner Rittergüter genossen vor vielen Jahrhunderten bereits das Recht, im unteren Schlosse eine Capelle zu halten, in welcher die beiden Geistlichen zu Theuma den Gottesdienst, sowie Taufen, Trauungen und das Abendmahl zu verrichten hatten. Diese Amtsverrichtungen wurden von den betreffenden Geistlichen bis zum Jahre 1841 in den Advents- und Passionszeiten, sowie an dem dritten Tage hoher Feste vollzogen, in diesem Jahre aber kamen die Rittergutsbesitzer um dessen Aufhebung ein und zahlen jetzt den Geistlichen und dem Schullehrer zu Theuma für die bei Gelegenheit des Gottesdienstes früher zu liefernden Mahlzeiten und Gebühren ein jährliches Aequivalent.
Die Kirche zu Theuma ist ein altes Gebäude, über dessen Entstehung keine Nachrichten vorhanden sind. Der Thurm ist siebzig Ellen hoch und gestattet eine vortreffliche Aussicht auf die weite Umgegend. Bis zum Jahre 1834 war die Kirche im Innern noch dunkel und unfreundlich, wurde aber zu dieser Zeit durch eine Stiftung des Wundarztes Fuchs verschönert, das Altergemälde aufgefrischt und manche vortheilhafte Abänderung vorgenommen. Auch bei den Armen des Ortes hat sich Fuchs ein segensreiches Andenken gegründet, indem er für sie 2000 Thaler legirte, von denen die Zinsen alljährlich vertheilt werden. Der Schullehrer hat die Verpflichtung mit den Chorknaben am Todestage des Stifters vor dessen ehemaligem Wohnhause zu singen und nach dem nächsten Sonntagsgottesdienste hält der Pfarrer eine Gedächtnissrede. Die Kirche besitzt 850 Thaler Vermögen und an Geschenken neuerer Zeit ein blaues Altartuch von dem Oberrichter Steps in Drossdorf und dem Begüterten Seling zu Theuma, sowie ein künstlich gearbeitetes reichvergoldetes eisernes Altargitter, ein Werk der Huf- und Waffenschmiede Sprenger, Vater und Sohn, zu Mechelgrün, die der Kirche selbiges 1837 als fromme Gabe darbrachten. – Das Filial, Tirpersdorf, ist eine Stunde von Theuma entlegen, umfasst 847 Acker mit 10269 Steuereinheiten und zählt 500 Einwohner. Aller vierzehn Tage wird hier von dem Diakonus Nachmittagsgottesdienst gehalten, die Taufen und Trauungen aber werden in der Mutterkirche verrichtet, sowie auch die in Tirpersdorf Verstorbenen ihre Ruhestätte auf dem Kirchhofe zu Theuma finden.
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/78&oldid=- (Version vom 22.12.2016)