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Seite:Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V.djvu/76

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Mechelgrün.


Mechelgrün, noch im sechszehnten Jahrhundert Mechtelsgrün genannt, liegt eine Stunde östlich von Plauen in einem freundlichen offenen Thale an dem bei Lottengrün entspringenden Bache. Der Ort raint mit den Fluren von Neuensalz, Friesen, Theuma und Siebenhitz und besitzt ein Areal von 679 Ackern 177 □ R. mit 8373 Steuereinheiten, hat zwei Mühlen, einen Gasthof und ist nach Theuma eingepfarrt. Westlich vom Oberdorfe liegt eine abgesonderte Schäferei und durch das Unterdorf führt die Strasse von Plauen nach Auerbach; durch die westlich gelegenen Fluren aber die Oelsnitz-Leipziger Chaussee. Die Einwohnerschaft besteht aus dreihundert Seelen.

In Mechelgrün befinden sich zwei zusammengebaute Rittergüter, welche in der ersten Hälfte des sechszehnten Jahrhunderts bei einer Erbtheilung aus dem einen vorhandenen Gute entstanden. Die Gründung des Rittersitzes fällt in das zwölfte Jahrhundert und der Name rührt wahrscheinlich von einer Edelfrau, Mechthilde, her, die zu den ersten Besitzern des Ortes gehörte, obgleich eine Voigtländische Chronik das Dorf „Michaelsgrün“ nennt und demnach dessen Namen von einem Michael ableitet. Da man nun annehmen kann, dass die Endsilbe grün soviel als „eine im Walde gegründete Anlage“ bedeuten soll, so geht daraus der Beweis hervor, dass die Sorben damals schon längst in den Distrikten von Gera, Weida und Ronneburg die deutschen Urwaldungen niedergeschlagen hatten, da in dieser Gegend kaum eine einzige Ortschaft mit dieser Endsilbe gefunden wird, sondern solche nur in dem Reussischen, Sächsischen und Baierischen Voigtlande vorkommen.

Die ältesten Nachrichten über Mechelgrün gehen bis zum vierzehnten Jahrhundert herab, wo das Gut sich im Besitz der angesehenen Voigtländischen Adelsfamilie von Rabe[VL 1]befand. Hermann von Rabe[VL 1] besass es 1380 und hinterliess es nebst Reussa seinem Sohne Heinze. Als die Hussiten das Voigtland verwüsteten sass auf dem Mechelgrüner Schlosse Conrad von Rabe, dessen Bruder, Hans, bei der Erstürmung des Ratschins zu Plauen getödtet wurde, wodurch des Gefallenen Gut, Reussa, an einen jüngeren Bruder, Heinze von Rabe[VL 1], fiel. Um das Jahr 1450 gehörte Mechelgrün dem Ritter Jahn von Rabe, dessen Sohn Hans es zu Ende des funfzehnten Jahrhunderts an den Ritter Anshelm von Tettau verkaufte. Dieser reiche Edelmann besass die Herrschaft Schwarzenberg, welche er vom Herzog Albrecht von Sachsen erkauft oder ertauscht hatte, und wohnte auf der Burg Schwarzenberg. Seine Gemahlin, Eva von Kostengrün, gebar ihm zwei Söhne, Wilhelm und Anshelm, von denen jener als Amtmann zu Schneeberg starb, nachdem er in seiner Ehe mit Dorotheen von Oelsnitz nur einen Sohn, Wilhelm, erzielt hatte, der 1524 mit Tode abging. Die nächsten Erben Wilhelms von Tettau waren seine Vettern Albrecht, Georg, Christoph und Marquard, die auf Mechelgrün wohnten und 1525 eine Gütertheilung vornahmen, bei der Albrecht dieses Rittergut erhielt und sich am Donnerstag nach Matthiä von seinen Unterthanen huldigen liess. Georg, dem ein Antheil von Mechelgrün zufiel, gründete das zweite Rittergut, über das er 1526 die Lehn erhielt; seinen Antheil an Schwarzenberg aber verkaufte er 1533 für 10700 Gulden dem Landesherrn. Albrechts Gemahlin war Judith von Magwitz, die ihm zwei Töchter, Catharinen und Sibyllen, sowie einen Sohn, Christoph, schenkte, der auch Schilbach, Neuensalza, Ober- und Unterlossa und Marienei besass, sich mit Apollonia von Falkenstein vermählte und um das Jahr 1570 mit Tode abging. Sein Sohn Anshelm war verehelicht mit Anna von Zedwitz aus Neidberg, die ihm nur ein Kind, Adam, gebar. Dieser Adam von Tettau, vermählt mit Susanne von Feilitzsch aus Heinersgrün, verkaufte das Rittergut Mechelgrün unteren Theils an einen Herrn von Seling (1600), Obermechelgrün aber an einen Herrn von Seidewitz. Bald jedoch scheint Obermechelgrün wieder an die Familie von Tettau gekommen zu sein; denn es finden sich noch ein Wilhelm von Tettau auf Mechelgrün, der mit Elisabeth von Steinbach aus Stöckicht verheirathet war und am 27. September 1669 starb. Sein Sohn, Engelhard von Tettau auf Mechelgrün, verehelichte sich mit Sabinen von Wolfersdorf aus Markersdorf, dessen Sohn, Ferdinand Engelhard, sich noch 1736 im Besitze des Gutes befand. Von ihm kam Obermechelgrün an die Familie Adler, die das Gut noch im gegenwärtigen Jahrhundert besass und es an die Familie Uibrig verkaufte, welcher Untermechelgrün schon seit langer Zeit gehörte. Der jetzige Besitzer der vereinigten Rittergüter zu Mechelgrün ist Herr H. M. Uibrig. – Zu dem Rittergute Mechelgrün gehören ausser dem Dorfe und beiden hiesigen Mühlen auch Antheile der Ortschaften Drossdorf, Grossfriesen, Kleinfriesen,

     Voigtländischer Kreis, 7tes Heft, oder 35stes der ganzen Folge.

Anmerkungen der Vorlage

  1. a b c handschriftliche Korrektur: Raab
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/76&oldid=- (Version vom 22.12.2016)