Die Entstehung von Jössnitz fällt in die Zeit vor dem zehnten Jahrhundert wo die Sorben einen grossen Theil der noch jetzt vorhandenen Voigtländischen Ortschaften gründeten. Nach der Besiegung der Ureinwohner gehörte die hiesige Gegend den Dynasten von Lobdaburg-Elsterberg, welche das Schloss zu Jössnitz aufbauten und dasselbe, als eine Grenzveste, mit einer starken Besatzung versahen. Der Befehlshaber derselben nannte sich nach der ihm anvertrauten Burg einen Herrn von Jössnitz, und wurde später von dem Grafen von Lobdaburg mit der Veste und ihrem Zubehör erblich belehnt. Der erste Ritter von Jössnitz, dessen die noch vorhandenen Urkunden gedenken, war Tuto von Jössnitz, der 1291 zu Gunsten des Klosters Kronschwitz die Lehn über das ihm zustehende Dorf Kummern vor dem kaiserlichen Landgerichte zu Altenburg offen liess. Als einige Besitzungen Heinrich Reuss des Langen durch Tausch an die Markgrafen von Meissen gelangten befand sich bei der 1377 zusammenberufenen Grenzberichtigungscommission auch Peter Conrad von Jössnitz auf Jössnitz und Lossa, und Heinrich von Jössnitz wird 1397 in einer Urkunde genannt, worin Bechtold von Uttenhofen seine Güter dem Kloster der heiligen Clara zu Hof für 380 Pfund Heller verkaufte. Von diesem Heinrich von Jössnitz kaufte Hans von Sparneck auf Weiselsdorf das Gut Jössnitz und überliess einen Theil der dazu gehörigen Grundstücken dem Burggrafen Friedrich IV. von Nürnberg, welcher dieselben nebst dem Dorfe Ahornberg und verschiedenen Rechten, Zinsen, Wiesen, Teichen, Gärten und Höfen ebenfalls dem Clarenkloster schenkte in dem seine drei Töchter Anna, Catharine und Agnes als Nonnen lebten. Von Hans Sparneck kam Jössnitz an einen Herrn von Dobeneck bei dessen Familie das Gut blieb bis um 1444, wo es an Jahn von Dölen kam, der nach einer noch vorhandenen Quittung von seinem Rittergute zwei Gulden achtzehn Groschen an das Kloster Frankenhausen zahlte. In demselben Jahre verkaufte dieser Jahn von Dölen der Aebtissin Anna Rumpfin, der Priorin Anna Haselbach, der Cantorin Luczczen von Selwitz, und dem ganzen Convent zu Frankenhausen ein Schock Meissner Groschen zu Troste der Seele Nikol Haufmanns, anderthalb Gulden rheinisch zum Anniversario Nikolai Voigts, einen Gülden zur Reparatur der Bücher für zehn Schock und fünfzehn Goldgülden und zehn Gulden in Silber. Bürgen für diesen Kauf waren Cunrad von Rewdinicz auf Steinpleiss, Reinold von Schönfels in Ruprechtsgrün und Michael von Jauer in Lichtentanne. Heinz von Dölen wohnte hier um das Jahr 1530. Seine Schwester Margarethe lebte im Kloster Frankenhausen, und verliess mit noch einigen Nonnen dasselbe als 1528 die Reformation dessen Auflösung herbeiführte. Bald darauf heirathete Margarethe von Dölen Sebastian Stedtlern, einen Bürger zu Crimmitzschau und ihrem Beispiele folgten kurz nachher zwei ihrer vormaligen Ordensschwestern‚ Margarethe von Holläufer, welche den Bürger Wolf Koller in Schmöllen und Euphemia von der Pforten, welche den Pfarrer Biedermann zu Neukirchen heirathete. Kurz nach der Reformation gehörte Jössnitz einem Heinrich von Watzdorf. – Jobst Heinrich von Watzdorf besass 1576 ausser Jössnitz auch Röttis, Kauschwitz und Syrau. Sein Sohn, Conrad von Watzdorf, starb 1628 und ihm folgte als Besitzer der Güter Friedrich von Watzdorf, Landeshauptmann des Voigtländischen Kreises um 1660. Dessen Erbe Heinrich Sebastian von Watzdorf war churfürstlich Sächsischer Kammerherr Rath und Hauptmann der Aemter Zwickau, Stolberg und Werdau. Bei seinem 1669 in Zwickau erfolgtem Tode schrieb der Pfarrherr zu Jössnitz Magister Theophil Wild in das Sterberegister folgende originelle Anzeige: „den 7. Januarii frühe Morgen ist zu Zwicka Selig entschlaffen der Weiland hoch-Edelgeborene Gestrenge Vndt Veste Herr Heinrich Sebastian Von Watzdorff uff Röttiss etc. Er war ein überallemaass Discreter Vndt Hochverständiger Herr, ein sonderbahrer liebhaber und Gutthäter der Geistlichen, Vndt ware es ihm nur eine lust Wenn er sollte mit selbigen umbgehen, Vnndt habe ichs an meinem ort selber erfahren indem der S. Herr Hauptmann diese Zeit über da ich unwürdig das Pfarr-Ambt zu Jössnitz versorget so offt Er sich in seinem Rittersitze Röttiss aufgehalten mich alle Zeit gewürdiget an seine Tafel zu ziehen, Vndt mier in allen Stücken hohe ehre Vnndt wohlthat erwiesen die ich nicht genugsam rühmen kann, Vnndt hätte ich Von hertzen gewünschet dieses hohen Patrons leben wäre noch Viel lange Jahr verlängert worden, weiln dergleichen Priesterfreunde unter denen Von Adel anitzo wenig wo nicht gar Keiner in der welt zu finden sindt.“ – Friedrich August von Watzdorf auf Jössnitz, Syrau, Kauschwitz und Röttis war Chursächsischer Kreishauptmann und Commissarius des Voigtländischen Kreises, Appellationsrath und Obersteuereinnehmer; er starb 1749. Bald nach seinem Tode wurde Kauschwitz und Syrau verkauft, und 1842 veräusserte der Kammerherr Otto Friedrich Heinrich von Watzdorf, Landtags-Abgeordneter der Voigtländischen Ritterschaft auch Jössnitz. Der neue Besitzer war ein Herr Johann Gottfried Opitz, von dem das Gut an den dermaligen Eigenthümer, Herrn C. W. von Schlieben, gelangte.
Das noch vorhandene Schloss Jössnitz erbaute 1320 ein Ritter von Jössnitz. Es liegt auf einem in das Thal hervortretenden steilen Hügel und besteht aus zwei Gebäuden, von denen das eine, ein einfaches viereckiges Gebäu auf sehr starken Mauern ruht. Dieses Schloss wurde wahrscheinlich während des dreissigjährigen Krieges durch Feuer beschädigt, denn an der Fronte befindet sich die Jahreszahl 1643, zu welcher Zeit man mit der Reparatur fertig geworden ist. Das Hinterschloss ist eine altehrwürdige mit Thürmchen und Erkern gezierte Ritterburg, welche auf einer Seite durch Gräben und Bollwerke geschützt war und eine Zugbrücke hatte. Der Hussitenkrieg scheint dem Schlosse keinen bedeutenden Schaden gebracht zu haben,
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/57&oldid=- (Version vom 17.10.2016)