zeugt eine in Ruppersgrün befindliche Urkunde mit der Ueberschrift: „Ruppersgrüner Passion“ Spiel und verübter Priestermord, Raub und Brand. Glaubwürdig berichtete Relation von denen Richtern und Schöppen zu Ruppersgrün und Liebau bei Eydes Pflichten ausgesagt und eingeschicket. Es wird darin gesagt:
Was sich bei dem Kaiserlichen und Schwedischen jüngsten Marche und kurz vorher nach geschlossenem Reichsfrieden auf Churfürstl. Durchlaucht zu Sachsen alten Hofraths Joachims von Dölau Haus und Ritterguth Ruppersgrün im Anne Plauen bezirket, begeben und zugetragen:
Weil solches berühmtes bekanntes Haus in einem Graben gelegen mit einer Ziehbrücken und überall neue schöne Hofgebäude und grosse weite Gärten mit Mauern und Rundellen versehen gewesen, hat der Kayserliche General-Feldzeugmeister Salis zu seiner ersten Ankunft dem Vorgeben nach mit 7 oder 8 Regimentern dahin seine Retirade genommen und seine Soldatesca auf die Kirche und in derselben Mauern, sowohl in und ausser dem Dorfe in einem vermauerten Gottesacker einlogiret. Hierauf eilend 12 Schwedische Regimenter gefolget, da denn vor dem Dorfe, ein starker Scharmützel sich erhoben und etliche von den kaiserlichen Soldaten geblieben, darunter ein hoher Offizirer in die nunmehr abgebrannte Kirche begraben worden. Der Salis aber wiederum auf das Haus gewichen. Als aber das Dorf an unterschiedenen Orten von den Schwedischen angestecket an die 7 Häuser weggebrannt und mit Ernst ferner angelaufen worden, hat von dem Haus und der Kirche keine Gegenwehr helfen wollen, sondern hat sich endlich Generalfeldzeugmeister ergeben müssen, welcher vielbekannte und berufene Schwedische Obristen auf der Brücke gefänglich angenommen und mit sich hinweggeführet. Der Oberst Schlange aber hat den Erbherrn und Unterthanen mit einer grosser Brandschatzung beleget und alle Mobilien was nur zu finden gewesen sammt allen Vorrath an Getreide hinwegnehmen und rauben lassen. Hierbei denn die Zwickauische Verpflegung und Contribution stets continuirte (1638).
Nachdem nun der Schwedische Feldmarschall Mack (?) aus Böheim getrieben worden hat diesen verderbten Ort noch ein grösseres Unglück betroffen. Indem stets Schwedische Regimenter auf dem Hause gelegen, welche aber hernachmals, als die kaiserliche Armee nach Plauen gekommen und allda eine gute Zeit verharret; ist kurz zuvor der Pfarrer allhier Herr Alexander Laurentii ein Mann von 83 Jahren sogleich damals 3/4 Jahre bettlägerig gewesen mense Januarii 1640 von etlichen Schwedischen Reutern die bei dem Salis hiebevor an eben diesem Orte gefangen sein sollen und alle Gelegenheit gewusst, überfallen, auch Geld von ihm zu erpressen, denselben die Ellbogen Kniescheiben und cum licentia die Fusszehen mit einem glühenden Eisen abgebrannt und der arme elende kranke Mann also zu Tode gemartert worden. Seiner Wärterin und Haushälterin haben sie die Arme hinterwärts ausgedreht die Finger auf solche Maas zurückgebrochen, ihr eine Wasserkanne mit Mistjauche, einen Schwedischen Trunk, eingegossen und auf den Leib gesprungen; zuvor haben sie solche, im Angesicht und in den Kopf mit Pistolen sehr zerschlagen, dass die Beulen alle aufgesprungen, haben auch dreimal nach ihr Feuer gegeben.
Das Mordeisen, damit sie den armen alter Pfarrherrn todtgewürget, ist von des Hofraths Joachim von Dölau Gerichten Seiner Churfürstlichen Durchlaucht zu Sachsen zugeschicket worden, welche es auch noch bei sich in Verwahrung haben. – Ein alter Gottes- und Kirchenvater und etliche alte verlebte Leute haben sie auch niedergemacht, den armen Unterthanen die Köpfe unter die Beine zusammengebunden mit den Füssen und in heimlichen Orten aufgehenket und auf Türkisch mit grosser Prügeln braun und blau geschlagen, Feuer unter sie geleget und solche geschmeichet, theils dieselben in die Backöfen gesteckt und von Stroh und Feuer einen Rauch darin gemacht dass viele Leute von solchem eingezogenen Rauche darüber todt bleiben müssen. Ferner haben sie einen Bauer, nicht weit von des Herrn Hofraths Gerichten und Bothmässigkeit, die Ohren abgeschnitten, klein gehacket und ihn gezwungen solche zu essen. Bei diesem haben sie es noch nicht bleiben lassen, sondern der Müllerin auf des Herrn Hofraths hie bevor durch die Holkischen mit sieben Gängen sammt der Brücken und darangebauten Adeligen Hause abgebrannten Mühle bei den Armen, dem Herrn Christo gleich, ausgedehnet, angebunden, Wasser mit Kleyen und Sägespähnen vermischt und ihr also den Leib mit dergleichen voll gefüllet, wie sie denn sonst noch unerhörte Marter und Qual den armen Leuten angethan und angelegt, die da nicht grausam genugsam mit Worten zu beschreiben noch alle für grossen Betrübniss und Herzeleid erzählet oder berichtet werden könne.
Als nun die armen Leute dies alles ausstehen müssen und zwar vermeinet es nunmehro wieder ein wenig sicher werden möchte haben drei kaiserliche Regimenter so im Hauptquartier Plauen wohl bekannt gewesen und theils gegen Graiz gegangen sein sollen, die Passage Abends gegen 9 Uhr den 15. April dieses Jahres (1640) durch das Dorf Ruppersgrün marchiren wollen, und da es ziemlich finster gewesen und der erste Wagen etwas beim Hirtenhause sitzen blieben haben die Soldaten nach Licht und Feuer geschrieen, darauf man ihnen im Dorf beides, Schleissen und Stroh zur Leuchte angesteckt, dessen aber ungeachtet hat ein Reuter eine Schütte Stroh angebrennt an ein Bauernhaus gelegt um dasselbe anzuzünden. Da es aber nicht stracks brennen wollen hat er solches – Gott sei bei uns! – in aller 1000 Teufel Namen muthwillig und feindlich angesteckt, worauf sich alsobald ein ungewöhnlicher Wind erhoben, die Flammen von einem Haus zum anderen geführet, ein gar blaues Feuer wie die Katzen auf den Dächern gelaufen und also überhand genommen, dass innerhalb 3en Stunden des Herrn Hofraths bekanntes wohlausgebautes Schloss und neue Hauss sammt allen schönen neuen Hofgebäuden des ersten Hofes, auch Brunnen und Röhrkasten sowohl allem aufgeschütteten Getraydicht an Waizen, Korn und Gerste dessen noch etzliche 100 Scheffel an grossem Maas übergeblieben, darinnen vorhandenen kostbaren Haussrath und Mobilien an Wandtapeten, Kisten, Kasten, Schränken, vielen vornehmen ansehnlichen Fürstlichen Hirsch-, Damm- und Rehgeweihen, Gemählden, Tischer, Betten, Trisuren, Sesseln und Bänken auch andern häuslichen Vorrath ingleichen die mit Schiefer gedeckte schöne Kirche mit zwei Thürmen, drei Glocken und zwei grosser Schlag-Uhrwerken sammt einer grosser Seigerschelle und neun Bauerhöfen mit Schiff und Geschirr auch allen Vorrath in Grund eingeäschert und verbrannt worden.
Welcher unüberwindlicher, vorsätzlicher, feindlicher, grosser Schaden dann so Ihro hochfürstliche Durchlaucht der Hochwürdigste, Durchlauchtigste, hochlöblichste Erzherzog und Generalissimus, als dieselben im Hauptquartier
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/54&oldid=- (Version vom 17.10.2016)