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Seite:Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V.djvu/44

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Herrn Friedrich Wilhelm von der Heydte ist. – Zum Rittergute Gutenfürst gehören ein Vorwerk in Grabau und 5 Häuser daselbst, nebst Antheilen von Krebes, Stöckicht und Kemnitz.

Gutenfürst und Reinhardswalde sind in die Kirche zu Kemnitz, ein Filial von Krebes, eingepfarrt, wo aller 14 Tage Gottesdienst abgehalten wird. Das Kirchlein zu Kemnitz war früher eine Kapelle der Pfarrei zu Misslareuth, welche der Kaplan zu Krebes versorgte, bis Krebes zu einer eigenen Pfarrei erhoben und die Kapelle in eine Tochterkirche der Parochie umgewandelt wurde. Das jetzt vorhandene Gotteshaus zu Kemnitz wurde in den Jahren 1731–1734 neu erbaut und die darin befindliche Orgel von dem Flossverwalter Johann Adam Schmidt auf eigene Kosten angeschafft. Den Bau der Kirche leitete namentlich der Oberaufseher der Elsterflösse, Rittergutsbesitzer Carl Ferdinand von der Heydte, welcher auch den grössten Theil der Baukosten aus eigenen Mitteln hergab.

In einem alten Landbuche von Hof aus dem Anfange des 16. Jahrhunderts wird gesagt, dass die Pfarrei Krebes eine öde Herberge zu Kemnitz besitze, auch einen öden halben Hof und 2 Wiesen bei dem Dorfe an dreien Flecken, dazu ein Holz mit daranstossendem Felde in Reinhardswalde. Die Wiesennutzung steht dem Pfarrer noch jetzt zu, aber über die öde Herberge und den öden halben Hof sagen schon die Visitationsacten von 1546, dass sie Heintze von Feilitzsch, der damalige Herr auf Kemnitz an sich gebracht habe. Das Holz zu Reinhardswalde entzog die Landesregierung der Pfarre und verabfolgt derselben zur Zeit bloss noch 6 Klaftern sechs Viertel langes Scheitholz ohne Abraum, während früher der Pfarrer das Holz selbst schlagen liess; doch war die Waldung schon 1617 an das Churfürstliche Rentamt in Plauen übergegangen. Uebrigens müssen in alten Zeiten viele Grundstücke zu Kemnitz dem Nonnenkloster zu Krebes gehört haben, und es ist sehr wahrscheinlich, dass das Rittergut zu Kemnitz dieselben an sich zog, oder wohl gar aus ihnen entstanden ist.

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Dobeneck.


Der Name des Dorfes Dobeneck ist slavischen Ursprungs und bedeutet eine wohlgelegene oder gute Veste, weshalb anzunehmen ist, dass das hiesige Schloss im zehnten Jahrhundert als eine Grenzburg des grossen Gaues Dobenawe oder Plawen erbaut wurde. Das Dorf besteht aus 12 Häusern mit 80 Einwohnern und liegt 2 Stunden südlich von Plauen am rechten Ufer der hier gespaltenen Elster, nahe beim Geiersberge, zwischen Raschau, Schönbrunn, Planschwitz und Stein.

Das Schloss Dobeneck auf einen Felsenvorsprunge des rechten Elb[1]ufers erbaut, ist das Stammschloss des alten Voigtländischen Geschlechts der Herren von Dobeneck, welches früher in hiesiger Gegend bedeutende Güter besass, jetzt aber nur noch in Baiern ansässig ist. Durch Lage und künstliche Befestigung fast uneinnehmbar gemacht, gehörte die Veste zu den wichtigsten Edelsitzen des Voigtlandes und ihre Herren genossen grosses Ansehen weit umher. Zu jener Zeit, wo hauptsächlich nur der Adel Geltung besass und sich im Genuss bedeutender Vorrechte befand, während der Bürger neben ihm kaum bemerkt wurde, der Bauer aber sein leibeigener Sclave hiess, durfte der Edelmann mit fast unbeschrankter Willkühr in der Umgebung seines Schlosses thun, was ihm gefiel, doch war dieses Leben für ihn keineswegs ein freudenreiches und ruhiges, denn wie seine Hand gegen Jedermann, war auch wiederum Jedermanns Hand gegen ihn, und das Leben des mittelalterlichen Landadels erscheint durchaus nicht beneidenswerth, wenn wir die Schilderung lesen, welche Ulrich von Hutten, Luthers Freund, von dem Aufenthalte eines Edelmanns auf seinem einsam gelegenen Schlosse entwirft:

Man lebt auf dem Lande in Wäldern und in jenen Gebirgshöhlen, die man Burgen nennt. Die uns ernähren sind äusserst dürftige Landleute, denen wir unsere Aecker, Weinberge und Wiesen verpachten müssen. Das Pachtgeld, welches dieselben zahlen, ist für die daran gewandte Mühe äusserst geringe und wenig. Wenn es ansehnlich und ergiebig sein soll, so erfordert es eine grosse Sorgfalt und unendliche Anstrengung. Denn wir müssen die fleissigsten Hauswirthe sein und überdiess uns auch noch dem Dienste irgend eines Fürsten ergeben um die nöthige Sicherheit zu geniessen. Denn wenn der Edelmann nicht im Dienste steht, so glauben Alle gegen ihn sich herausnehmen zu dürfen, was sie wollen, und ist er auch drin, so bleibt die Hoffnung doch noch mit vieler Gefahr und täglicher Furcht verknüpft. Geht der Burgherr einmal aus dem Hause, muss er besorgen, dass er Denen in die Hände falle, die mit jenen, er sei was für ein Fürst er wolle, Händel haben oder mit ihm in Fehde befangen sind. Geschieht es zu seinem Unglück, so verliert er das halbe Vermögen durch die Auslösung, und so entspringt oft daher, woher ihm Schutz zugesichert ist, gerade Unterdrückung. – Die Edelleute auf den Schlössern und Vesten müssen nur deshalb Pferde halten, Waffen

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/44&oldid=- (Version vom 22.2.2017)
  1. handschriftlich: Elster