Als im sogen. voigtländischen Kriege Voigt Heinrich der Lange gedemüthigt worden, trat er auch die Burg Widirsberg 1357 an die Landgrafen ab, und durch die Ländertheilung 1382 gedieh sie ausschliesslich an Wilhelm den Einäugigen. Jedoch nicht ohne Einspruch der Nürnberger Burggrafen als Herren des Regnitzlandes, deren Ahnspruch daher Wilhelms Erbe, Friedrich der Einfältige, mit einer bedeutenden Summe beschwichtigen musste; denn er richtete sich auch auf Voigtsberg und Adorf. – In welcher Zeit sowohl die v. Grün auf Hofeck bei Hof, als die von Magwitz Wiedersberg erwarben, ist nicht zu ermitteln, sicher aber, dass Siegmund v. Magwitz allhier 2 Ritterpferde zu ställen hatte. Ursprünglich musste die Burg, da sie als munitio vorkommt, eine landesherrliche und nichts weniger als ein Raubnest sein und eben deshalb waren die v. Wiedersberg anfangs wohl blos Erbcastellane; so 1206 Eberhard v. Wiedersperg, Zeuge in einer Bobenneukirchner Urkunde. Vielleicht, dass dessen Name in der nahen Ebersburg fortgelebt hat.
1693 besass das Gut der kurfürstliche Rath Dr. Niklas Pfretzschner. Später hatte es der Rath und Freiberger Bürgermeister Martin Albert auf Krummenhennersdorf und Troschenreuth; alle 3 Güter erbte 1727 der im Album vorkommende Gotthelf Sigmund Albert. Dieser verlor am 4. July 1739 durch ein beispielloses Hagelwetter die ganze Aerndte, und starb 1756. Ob nun aber derjenige Reuss-Geraische Canzler Dr. Johann Alberti, dem Wiedersberg 1641 und noch bei seinem Tode 1680 gehört hat, mit den Albert Eines Geschlechtes gewesen, ist nur wahrscheinlich, nicht sicher. – Die Familie Gräf hat es lang und mindestens schon 1802 besessen; Albinus Hermann Gräf hatte es in den 30er Jahren nebst Magwitz. Obwohl nun 1840 ein Pfarrer Meyer und ein zweiter Meyer das Gut zu Lehn bekommen, so hat es doch noch im nämlichen Jahre schon wieder ein Eduard Friedrich Hermann Gräf besessen, und dieser Familie gehört es noch jetzt.
Obwohl das altschriftsässige Gut landtagsfähig gewesen, so hatte es doch beim Landtage 1817 keine Vertretung, indem eine Frau, Henriette Louise Johanna Meyer, geb. Gräfe, die Herrin war. – Der S. 119, Sp. 2 erwähnte Dr. Lorentz heisst Julius.
Die Feile kommt hierher von Sachsgrün, also aus Südost, und wendet sich hier nordwärts. Ihr Name, offenbar identisch mit den so häufigen Namen Bila, Biela, Pöhl u. s. w. bedeutet ein klares Wasser. Unter Heinersgrün schon äusserten wir die Vermuthung, dass das östlich von diesem Orte am rechten Ufer des Baches sich verbreitende Feileholz wohl möge die uralte Wüstmark von demjenigen Gute sein, von welchem ausgehend die v. Feilitzsch zuerst ihr Stammgut Feilitzsch bei Hof angelegt haben.
Wiedersberg selbst zählte 1834 in 39 Häusern nur 206 –, 1858 in 40 Häusern 49 Bewohner: das Rittergut (welches längst allodificirt ist, und am 3. May 1856 seine (volle) Gerichtsbarkeit abgab) hat 1801 in seinem Sprengel 285 Consumenten gezählt. In diesen gehören 6 Häuser in Blosenberg, 2 in Zettlarsgrün, je eines in Rammoldsreuth und Engelhardsgrün; das in Norden sehr nahe Ebersberg endlich hat 11 Häuser. Dieses Dörfchen, welches sich zur Troschenreuther Gemeinde hält, ist nicht, wie das Ortsverzeichniss sagt, nach dem so entlegnen Marieney zu Rittergut, Pfarrei und Schule gehörig, sondern hierher. Zu der Pfarrei Wiedersberg gehört das neue Heinersgrüner Beiörtchen Marxgrün. Dem Pfarrer gehörten früher Lehn und Erbgerichtsbarkeit über ein hiesiges und 2 Rammoldsreuther Flurstücke.
Wohlhausen (S. 173 d. A.) bekam 1850 seine Gerichtsstelle zu Adorf, 1853 zu Markneukirchen, davon es nur 1/3 Stunde nordöstlich entfernt ist, und wohin das hiesige Bächlein rinnt. Es liegt nicht rechts, sondern weit links vom Ebersbache, in hoher rauher Waldgegend, wie denn die Flur 1853 Fuss mittler Seehöhe zeigt; diese raint mit Gopplas- und Bernitzgrün, Breitenfeld und Erlbach. Sie begreift zugleich das jenseits der Höhe in Nordnordost sehr rauh gelegene, mit der herrschaftlichen Schäferei anhebende Beiörtchen Fribus oder Friebus; ferner die 3 Häuser an dem in Norden ansteigenden Mühlberge, in Südosten die Ziegelei, in Nordwesten die vom Ebersbach getriebene Hirschmühle, und den Bauershof. Letztern Namen gibt jedoch Oberreits Karte nicht einem Gute, sondern einem jenseits Fribus sehr hoch gelegnen Waldstücke. Ist dieses richtig, dann muss mindestens der frühere dasige Bestand eines Gutes angenommen werden. – Die 10 bis 12 Häuser von Fribus wurden auf herrschaftlichem Boden angesetzt. Das der Name mit jenem der schlesischen Stadt Priebus identisch, lässt sich; bei der so häufigen Umwandlung des slavischen B., W. und P. zum F. im Munde der Deutschen, nicht bezweifeln. Dann aber darf man auch nicht wollen Priebus nach dem czechischen Namen der Fähre (prjiwoz) deuten; denn weder bei hiesigem Dörfchen, noch bei der böhmischen Stadt Fribus auf dem Erzgebirge ist an eine Fähre zu denken.
Dem Sp. 2, Z. 6 genannten Georg Wilhelm v. Carlowitz sind die von Gräfendorf vorhergegangen, und die von Schinding 1668 gefolgt, von denen Philipp Sigmund damals auch Wohlbach und Zwota besass, und 1703 als Duellant fiel. 1714 finden wir den Hauptmann Pistoris, 1733 die Wittwe des Querfurtischen Amtshauptmanns v. Römer, 1753 einen von Thoss, später den 1773 gestorbenen Hauptmann Karl August Mirus, bis 1788 die Wittwe Mirus, geb. v. Römer, als Nachfolgerin des Alexander Joachim Römer. Einen Theil des Gutes bekam 1831 Wilhelm Christian von Römer zu Lehn, wie 1859 der Lieutenant Herrmann Alexander, der es nun mit Allodialqualität besitzt.
Wohlhausen mit Fribus ist 1834 bis 1858 von 60 zu 66 Häusern, von 369 zu 415 Seelen angewachsen, hatte deren aber 1855 noch mehr gehabt. Fast die Hälfte derselben unterliegt nicht der Herrschaft, sondern dem Amte. Für erstere bildet Wohlbach ein Beilehn; denn genau genommen ist auch Wohlbach ein – freilich jetzt nur ideales – Rittergut, jedoch mit Ausnahme der 6 Pfarrdotalen, da über diese der Pfarrer die Erb-, die Herrschaft blos die Obergerichte gehabt. Da Wohlbach fast mitten zwischen Schöneck und Markneukirchen ziemlich entfernt von Wohlhausen liegt, so wird es nur um so schwerer zu glauben, dass es (s. A.) auf dessen Boden angebaut worden sein sollte; solchenfalls würde es auch nicht ein besonderes Lehn bilden. Es enthielt 1753 erst 33, 1834 40, 1858 aber 43 Häuser mit nur 241 Seelen, besteht aber meist aus Gütern, und liegt am Eisenbache, in welchem die Perlmuscheln nicht gedeihen. Die beiden Häuser, welche das Zulehn genannt werden, dürfen Reste des ehemals materiellen Ritterguts sein, als dessen Besitzer schon 1311 ein Hanns von Berg, 1608 ein Wolf Christoph Thoss erscheinen. – Von den 6 Unterthanen des Pfarrers sind der Kirche 3 verloren gegangen: er hat aber auch 6 zu Schilbach. – Zur Mitte der ersten Sp. auf S. 174 sei bemerkt, dass der Voigtländer eine Hufe ein Lehn nennt, dass aber die Hufen hier mehr klein als gross zu sein pflegen.
Sowohl Wohlhausen als Wohlbach findet man auch Wahl- oder Wallhausen und Wallbach geschrieben; es scheint demnach die Gegend des zwischen beiden gelegenen Breitenfeld – entgegen der Bemerkung im Album, S. 167 unten – allerdings ein Wahl- oder Walplatz, ein Schlachtfeld gewesen zu sein, was aber freilich nicht mit dem Namen Breitenfeld zusammenhängt. Denken wir hierbei an eine vorhussitische Zeit! denn aus dieser selbst würden Nachrichten nicht fehlen, mindestens doch Hufeisen, Waffenreste etc. ausgegraben werden. Wenn an der Zwota die Czechen mit einem hydrographisch begründeten Rechte bis Schöneck vorgedrungen, so können gar wohl die Serben oder auch noch die Deutschen sich ihrer Angriffe hier zu erwehren gehabt haben.
Bei der Schule zu Wohlhausen gehört die Collatur nicht der Herrschaft, sondern der Gemeinde; ebenso hat die Stadt Markneukirchen hier die wilde Fischerei. Die Sage von einer – auch benutzten – Salzquelle dürfte leicht auf dem Erlbacher Salzbrunnen beruhen. – Am 4. Juni 1843 litt Wohlhausen totalen Hagelschlag.
Das Mann- und Weiberlehnrittergut versteuert (da seine Holzung beträchtlich ist) 4652 Einheiten, und gehört schon zu den Mittelgütern. Wenn es 1801 der Consumenten 476 angab, so waren hierbei 6 Häuser zu Erlbach, das Oertchen Hetzschen oder Hetschen ohne ein nach Ober-Erlbach gehöriges Haus, und Ober-Zwota, welches mit Einschluss des Hammerwerks Zwotenthal in 27 Häusern, jetzt 240 Seelen zählt, dem Amte Klingenthal unterliegt, und an der Zwota 1 Meile nordöstlich von Wohlhausen theils oberhalb Zwota bei Schöneck, theils, zwischen Zwota und Klingenthal liegt. Es ist meist nach Zwota, hinsichtlich des Ober- oder alten Hammers hingegen nach Schöneck gepfarrt, – Hetschen dagegen liegt auf hohem Berghange zwichen Markneukirchen und Eubabrunn.
Geilsdorf. (S. 14 d. A.) 21/2 Stunde von Plauen südwestlich und von Oelsnitz nordwestlich unfern des Kemnitzgrundes; in Süden hat es den Eichelberg, in Nordwesten den Galgenberg. Die mit Weischlitz, Schwand, Ruderiz, Zöbern und Pirk rainende Flur hat bei starker Variation die mittle Seehöhe von 1470 Fuss und das Klima muss man schon eher rauh als mild bezeichnen.
Das Rittergut besassen die Säcke zugleich mit dem Gute in Krebes, sowie Türbel und Pirk, letztere beiden waren zwar ursprünglich selbstständige Güter, wurden aber damals nur wie Vorwerke von Geilsdorf betrachtet. Daher ställte Geilsdorf 1542 für das Amt Voigtsberg 3 Ritterpferde. Im Jahre 1635 besass es Karl von Reitzenstein noch nebst Pirk und Türbel; schon 1629 hatte er auch Taltiz und Wildenau und der tief verschuldeten Stadt Oelsnitz, Schönbrunn und Unterlauterbach abgekauft. Im Anfange des 18. Jahrhunderts war das Gut noch nicht im Besitze der Beulwitze: Von 1724 unterlag es noch für den Grafen von Tettenbach der nothwendigen Sequestration, wie Schwand, Türbel und Pirk. Der Geheimerath Georg Ehrenfried von Naundorf besass auch Türbel und Pirk.
Den Landtag 1817 besuchte als Besitzer von Geilsdorf der Kammer- und Jagdjunker Wilhelm Friedrich Adolph von Naundorf und sein Nachfolger, Christian Ferdinand, seit 1824 Kammerherr, erhielt 1849 den Verdienstorden.
Nach einer frühern Taxation besass das Gut 273 Acker Feldes, 86 Acker meist treffliche Wiesen, 5 Acker Teiche, 14 Acker Hutland, Brauerei mit guten Felskellern und Dampfbrennerei. Es versteuert 7995 Einheiten und gehört somit sicherlich in die Güter von Range, war nach früherer Verfassung altschriftsässig (durch Bestätigung vom 24. Nov. 1741) und landtagsfähig und gab 1801 in seinem Gerichtssprengel 816 Consumenten an. Die theils volle, theils nur erbgerichtliche Gerichtsbarkeit trat es im Mai 1856 an den Staat ab. Hiernächst hatte das Gut in Krebes die Obergerichte durchgängig, die Erbgerichte dagegen nur über 1 Haus; dagegen 11 in Schönlind, 26 in Schwand, 2 in Steins, einen Theil von Grobau und einen von Ruderiz mit Burgstein und der Kuhmühle.
Das Gut hatte seit 1515 und bis in die neueste Zeit die Specialverleihung und den Zehnten von allen unedlen Metallen. Auch war 1823 noch der Friedrich im Umgange, wogegen Karlstein, Simon Petri und Gabriel in Frist lagen.
Die Erblehnqualität hat es bis zum heutigen Tage noch.
Das herrschaftliche Vorwerk Kandelhof liegt jenseits Krebes, 11/4 Stunde von Geilsdorf nächst der bayerischen Grenze in hoher, rauher Gebirgsgegend, wo die Eisenbahn 1757 Fuss erreicht, um dann auf der Grenze selbst als Horizontale 1693 Fuss hoch weiter zu ziehen.
Der Kandelhof raint einerseits mit Gutenfürst und Stöckigt, andererseits mit Heinersgrün und und Rammoldsreuth.
Von seinem gethürmten Gehöfte hat man eine herrliche Fernsicht. Ueber die 1834 neugebaute Kirche und Schule in Geilsdorf übt die Herrschaft das Patronat, welches vor 350 Jahren der thüringische Landcomthur des Deutschordens hatte, dem daher die hiesige Pfarre jährlich 14 fl. Absenzgeld zu senden hatte.
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/361&oldid=- (Version vom 8.2.2017)