5 Stunden von Plauen an der Sächsisch-Bairischen Eisenbahn, welches seinen Namen vom alten Mannesnamen Reiche oder Ricco entlehnt hat.
Wir finden Reichenbach zuerst als ein sehr ansehnliches Dorf im Jahre 1140 erwähnt, wo der Naumburger Bischof Udo oder Otto, ein Sohn des berühmten Thüringischen Grafen Ludwigs des Springers, die von seinem Vorgänger Wole oder Wolfram von Schwarzenberg massiv gebaute Kirche neu weihte. Udo schenkte dieser Kirche 2 Mühlen an der Gölzsch, übergab das Patronat dem Zeitzer Domprobst und bestimmte, dass die in der Reichenbacher Parochie eben neu entstehenden Kirchen Filiale von dieser Parochie wurden.
Seit dem Jahre 1213 erscheint Reichenbach mit Mylau als eine Pflege, in welcher Mylau die Hauptburg war. Reichenbach als Vasallengut entstand aus einem Vorwerke der Herrschaft Mylau und später entstand das andere aus der hiesigen Deutschordenscommune.
Denn im Jahre 1222 entstand hier ein Comthurhof des Deutschordens als ein Filial des Thüringischen Landcomthur, und für einen Rest desselben konnte man den früheren alterthümlichen und auffallenden Bau in der westlichen Nähe des Gasthauses zum Lamme halten, jedenfalls ist aber der Hof da gewesen, wo jetzt die Wohnung des Oberpfarrers sich befindet.
Dieser Commende wurde sogleich damals die Petri-Paulikirche, in welcher der Zeitzer Domherr Werner amtirte, untergeben. Ferner erhielt sie die Collatur zu Mylau und Plohn, ein Vorwerk nebst Schäferei, die Nutzung an der Flösse auf der Gölzsch, starke Holzung, 3 Teiche etc. Auch kaufte sie 1324 das bis dahin Schönburgische Gut Ceradissawa (jedenfalls Netzschkau) und unterhielt ausser den kämpfenden Rittern auch 4 Priester. Unter den Comthuren sind Rudolph von Mylau 1317, der 1326 verstorbene Sebald Rosenbach als der letzte katholische – und Georg von Röder als letzter Comthur überhaupt aufgezeichnet.
Röder konnte trotz aller Prozesse die Einziehung der Ordensgüter nicht verhindern. Die Gutsherrschaft kaufte später nach Resignation des Comthurs 1532 die Ordensgüter an sich, welche aus dem Heinsdorfer Vorwerk, aus dem Dörfchen Kleinweisensand, einem Theil der Stadt selbst und vielen Censiten in den nahen Dörfern bestanden. Für dieses Zubehör hat das Ordensgericht bis auf die neuesten Zeiten fortbestanden. Es übte die Gerichtsbarkeit über die Ordensleute oder Censiten zu Reichenbach und Oberreichenbach, Unterheinsdorf, Waldkirchen, Pechtelsgrün, Netzschkau und Schneidenbach, auch über Kleinweisensand und 2 Häuser in Netzschkau.
Den Voigten Plauens gehörte Reichenbach mit Mylau 1270 schon und Heinrich der Oberhofrichter des Pleissnerlandes hat sogar in der kleinen Burg zu Reichenbach gewohnt, welche auf dem noch jetzt sogenannten Burgberge gestanden hat, aber schon frühzeitig eingegangen ist.
Die Böhmen eroberten Reichenbach 1336 und 1354 nahm deren König, Kaiser Karl IV. Mylau und Reichenbach dem Voigt Heinrich dem Strengen ab, benutzte ersteres als Jagdschloss, verlieh es nachher Heinrich Reuss von Greiz, kaufte es aber 1367 wieder zurück, bestätigte für Reichenbach den Stadtbrief und legte die fränkisch-meissnische Heerstrasse, die eine Zeit lang durch Hartmannsgrün führte, wieder durch Reichenbach. Es ist dies Hartmannsgrün bei Treuen gewesen, so
Voigtländischer Kreis, 26. Heft oder 134. der ganzen Folge.
- ↑ Zur Vervollständigung des Werkes gehören auch diejenigen Güter, die kein Gebäude oder nur sehr geringe haben, und es werden daher diese Orte, welche Rittergutsqualität ohne Wohnungen haben, erscheinen, jedoch nur mit dem geschichtlichen Text ohne Bilder und so wird dann ein ganz complettes Exemplar vom Voigtlande vorliegen und mit dem noch hinzuzugebenden Supplement-Band vollendet sein.
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/303&oldid=- (Version vom 7.1.2017)