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Seite:Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V.djvu/223

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Ruppertsgrün


liegt in der Mitte der 3 Städte Plauen, Reichenbach und Greiz in einer ziemlich gleichen Entfernung, mitten durch das Dorf bei dem Pfarrgarten vorüber führt die Sächs.-Baierische Eisenbahn.

Ueber die Gründung des Ortes fehlen die früheren Nachrichten. Eine herrschaftliche Capelle befand sich hier schon im 13. Jahrhundert, welche dem heiligen Ruppertus geweiht war, dem der Ort auch seinen Namen verdankt. In demselben Säculo existirte auch hier schon ein Schloss, dessen Erbauer ebenfalls nicht bekannt ist. Als die ältesten Besitzer desselben werden uns die Herren von Dölau oder Döhlau genannt, deren Stammschloss in Döhlau bei Greitz war. Diese von Döhlau besassen auch Liebau, Cossengrün, Ziegra und Stockhausen. Unter ihnen zeichneten sich vorzüglich aus: Sigismund von Döhlau, welcher sich um Kirche und Schule viele Verdienste erworben hat und 1596 mit Tode abging. Ihm folgte sein würdiger Sohn der Hof- Justiz- und Appellationsrath Joachim von Döhlau, welcher im Jahre 1638 verstarb und nach Ziegra begraben wurde. Der ältere Sohn Johann Georg von Döhlau auf Ruppertsgrün Liebau, Grünewald mit Selba oder Zelba, Obersteuereinnehmer des Meissnischen und Erzgebirgischen Kreises, geboren 1603, übernahm die Erbschaft seines Vaters und war Besitzer von Ruppertsgrün bis zu seinem im Jahre 1677 erfolgten Ableben, worauf des Letzteren Sohn, der Vice-Kreishauptmann des Voigtländischen Kreises Herr Johann Heinrich von Döhlau, Gerichtsherr von Ruppertsgrün wurde. Derselbe hat sich durch sehr bedeutende Stiftungen und Schenkungen um das gesammte kirchliche Wesen bleibende Verdienste erworben. Mit dessen Bruder, dem Kaiserl. Oesterreichischen Kammerrathe Adam Friedrich, Freiherrn von Döhlau, welcher 1727 mit Tode abging, erlosch die Döhlau’sche Familie auf Ruppertsgrün.

Nach der Letzten von Döhlau Tochter, Fräulein Johanna Charlotte, Freiin von Döhlau auf Ruppertsgrün, welche 1744 das Zeitliche segnete, kam Ruppertsgrün durch Vermächtniss an den königl. Preuss. Major und Churfürstl. Sächs. Capitain der Cavallerie Herrn Johann Ernst von Bomsdorf und nach dessen im Jahre 1770 erfolgten Tode an Herrn Carl Friedrich von Görschen auf Unterweischlitz, der es 1780 an Herrn Johann Carl Adam Lorenz, Kaufmann zu Greitz verkaufte. Letzterer wurde aller Wahrscheinlichkeit nach von einem seiner mit ihm prozessirenden Unterthanen meuchlings ermordet, indem derselbe am 22. Juni 1810 bei dem nahen Dorfe Loosa an der Strasse nach Greitz von einer Schusswunde getroffen, todt aufgefunden wurde.

Ruppertsgrün übernahm hierauf des Kaufmann Lorenz Schwiegersohn, Herr Johann Friedrich Gottlob Schillbach, ebenfalls Kauf- und Handelsherr zu Greitz, welches nach dessen Tode im Jahre 1824 an des Letzteren hinterlassene Frau Wittwe Wilhelmine Ernestine, geb. Lorenz in Greitz durch Erbe gelangte, von welcher es Herr Julius Zeidler acquirirte und im Jahre 1842 damit belehnt wurde. Letzterer aber verkaufte Anfangs der 50ger Jahre das Gut anderweit an die Hühnefeldsche Familienstiftung, zu welcher es auch jetzt noch gehört.

Die ehemalige herrschaftliche Wohnung, ein zur Zeit des 30jährigen Kriegs wieder aufgebautes stattliches Schloss mit Thurm und Wall ist seit 70 Jahren in einen Schutthaufen verfallen, so wie der daran befindliche, grosse herrschaftliche Graben, zu welchen bis auf die neuesten Zeiten 3 hohe Mauerthore mit gehauenen Postamenten und Aufsätzen führten, vor etwa 120 Jahren noch einer der schönsten Kunstgärten des Voigtlandes, in einen Grasgarten verwandelt. Erst in der neuern Zeit ist durch Herrn Zeidler und durch die Hühnefeldsche Stiftung ein neues herrschaftliches Wohnhaus mit zweckmässig eingerichteten Wirthschaftsgebäuden hergestellt.

Das Dorf Ruppertsgrün hat neben dem Rittergute mit Schäferei 2 Mühlen, 2 Wirthshäuser, 15 Bauerhöfe, 1 Pfarrdoctalgütchen, 7 Gärtner

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/223&oldid=- (Version vom 7.1.2017)