11/2 Stunde westlich von Kirchberg, 2 Stunden von Reichenbach und Lengefeld, 1/4 Stunde von Irfersgrün. Die Strassen von Reichenbach nach Schneeberg und nach Wiesenburg führen da vorbei. Südlich ist das Holz, Wolfspfütze genannt, nahe, und überhaupt giebt es hier noch schöne Holzzung. Von Voigtsgrün kann man auf das hohe Gebirge, auf die grosse Kette von Waldungen und auf den sogenannten Auersberg bei Eibenstock sehen.
In der Mitte des sechszehnten Jahrhunderts wurde hier namhafter Bergbau getrieben.
Merkwürdig ist auch Voigtsgrün als Fundort des blätterigen Cölestinhs.
Der Ort ist nach Ebelsbrunn eingepfarrt. in der Nähe von Ebelsbrunn ist der sogenannte Lindenbrunnen, wo die Pleisse ihren Anfang nimmt.
Irfersgrün hat seine eigene Kirche. Eine Kirche stand hier schon vor der Reformation. Bis zum Jahre 1572 war Irfersgrün ein Filial von Waldkirchen. In diesem Jahre erhielt Irfersgrün seinen besondern Pfarrer, und der erste Pfarrer war hier Wolfgang Herrmann. Hier war auch Friedrich Gottschald, der Vater des jetzigen Bürgermeisters Gottschald in Plauen, vom Jahre 1777 bis 1814 als Pastor angestellt.
Die Kirche ist geräumig und hell und gewährt einen freundlichen Anblick.
In früheren Zeiten sind hier Pfarrdotalgerichte vorhanden gewesen, worüber sich folgende Urkunde vorfindet:
„Da Paul Bischoff (Pfarrer zu Waldkirchen) gestorben war und dasige Pfarre hat sollen wiederum besetzt werden, ist wegen der Pfarrlehen ein grosser Disput entstanden, vier haben solche praisendiret: der Metzsch in Netzschkau, der Metzsch in Mylau, der Waldkirchen um einen Pfandschilling versetzt gehabt, der Ober-Pfarrer in Reichenbach, nämlich Dölz und hiesiger Gerichtsherr von Oelsnitz. Deswegen ist in Zwickau eine Commission angestellt worden, dabei unter andern gewesen der von Dölau auf Dürren-Hoff (jetzt Thürnhof) bei Elsterberg. Der Metzsch von Mylau und der Ober-Pfarrer in Reichenbach haben de jure suo renunciret. Da haben der Metzsch zu Netzschkau und hiesiger Herr Christoph von der Oelsnitz mit einander es auszumachen gehabt.“
„Letztrer hat 60 Mtz. zur Verbesserung des Pfarrsalarii, jedoch nur unter der Bedingung hergegeben, dass die Pfarrdotalen die Lehn nicht mehr bei der Pfarre zu Irfersgrün, sondern bei dem Gerichtsherrn suchen sollen.“
Die Collatur über Pfarre und Schule steht dem jedesmaligen Besitzer von Irfersgrün zu. Die Inspection über Kirche und Schule hat der Superintendent zu Plauen.
Vor der neuen Gerichtsorganisation gehörten von dem Dorfe Böchelsgrün oder Bechtlisgrün (von den Neuem stets Pechtelsgrün geschrieben) 15 Begüterte unter die von Arminschen Gerichte zu Irfersgrün.
Jetzt gehört Irfersgrün und Pechtelsgrün zum Gerichtsamt Lengenfeld, zum Bezirksgericht Zwickau, zur Amtshautmannschaft Zwickau und zum Regierungsbezirk Zwickau. Voigtsgrün dagegen zum Gerichtsamt Kirchberg, dagegen unter dieselben Oberbehörden, wie Irfersgrün.
Irfersgrün hat 110 bewohnte Gebäude, 130 Familienhaushaltungen und 730 Bewohner.
Die Einwohner bestehen theils aus solchen, die von ihrem Ackerbau leben, theils aus Professionisten (meistens Webern) und einigen Tagelöhnern, die auf dem Gute stets eine gute und nährende Beschäftigung finden können.
Durch Irfersgrün führt jetzt von Lengenfeld aus eine schöne Strasse nach Kirchberg und von Voigtsgrün an wird der Weg nach Kirchberg angenehm und schön. Liebliche Landschaften wechseln mit hübschen Dörfern ab. Dieser Weg ist sehr belebt durch die starke Verbindung und dem starken Verkehr zwischen Lengenfeld und Kirchberg.
Irfersgrün baut übrigens schönes Getreide und gute Kartoffeln, dagegen wenig Obst.
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/158&oldid=- (Version vom 6.5.2018)