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Seite:Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV.djvu/307

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Neustadt
bei Chemnitz


liegt 1 Stunde von Chemnitz gegen Westsüdwest, an der früher belebten Zwickauer Chaussee, in einem weiten schönen Grunde, den die Cappel bildet, gelegen gegen 1000 pariser Fuss über dem Meere, welches ostwärts mit Schönau und westlich mit Höckericht und Siegmar verbunden wird. Die Fluren grenzen nördlich mit dem Rabensteiner, südlich mit dem Neukirchner Gebiet.

Das Rittergut heisst eigentlich Kökericht, auf dessen Grund und Boden von einem Herrn von Taube im 17. Jahrhundert Neustadt erbaut worden ist.

Die Einwohner waren deshalb, obschon sie einiges Feld besitzen, von jeher unbehuft.

Es hat das Gut, wie dies die Abbildung besagt, grosse Gebäude, die in neuerer Zeit sehr restaurirt worden sind. Westlich von dem Rittergutsgebäuden befindet sich eine bedeutende Ziegelei und östlich eine vortreffliche Schäferei.

Den Namen hat es von seiner Lage, welche für die Ebenheit der Umgebungen allerdings höckericht genug ist.

Neustadt wie Höckericht sind neue Orte und aus Grund und Boden, welcher zur Herrschaft Rabenstein gehörte, entstanden.

Höckericht selbst ist seit mehreren Jahrhunderten nebst Neustadt mit Neukirchen combinirt.

Die Entstehung und Geschichte von Neukirchen haben wir aber schon näher in diesem Album beschrieben, so dass wir, um Wiederholungen zu vermeiden, nicht wieder auf die früheren Besitzer von Neukirchen zurückkommen werden. Blos so viel sei bemerkt, dass 1617 ein J. G. v. Taube Höckericht mit Neustadt zum Rittergute Neukirchen kaufte. Die Familie Taube, ihre Abstammung und ihre Fortpflanzung haben wir ebenfalls bei Neukirchen näher erwähnt, so dass wir hier nicht näher darauf einzugehen brauchen.

Nur so viel muss erwähnt werden, dass der ausgezeichnetste von der Taube’schen Familie der 1661 gestorbene Graf Ulrich, Geh. Rath und Obersteuerdirektor, Sohn desjenigen Reinhardts, der seit 1634 des H. R. R. Edler Panner und Freiherr war und 1635 Oberstallmeister ward.

So lange der Graf als solcher lebte, hatte Neukirchen mit Neustadt und Höckericht wie seine übrigen Güter, das Bergregal selbst auf edle Metalle, eignes Geleite, Um- und Judenschutz-Gelder, Machtvollkommenheit zu Anlegung von Mühlen, Messing- und Drahtwerke.

Sein Sohn war der Reichspfennigmeister, und diesem beerbte 1604 ein Vetter Johann Georg auf Frankenthal und Zadel.

Neustadt mit Höckericht ist seit dieser Zeit, so wie schon vorher immer mit Neukirchen vereinigt geblieben.

Im Jahre 1819 erkaufte Neukirchen mit dem Rittergute Höckericht und dem Orte Neustadt der Kaufmann Carl Heinrich Hänel, von welchem es seit mehreren Jahren schon Herr Claus auf Seuslitz acquirirte und jetzt noch damit beliehen ist.

Im Orte Neustadt nähren sich die Einwohner von Maschinenarbeit, von Wirkerei und Weberei in Baumwolle und eine grosse Menge Factors, die nach Chemnitz ihre Geschäfte machen, sind hier ansässig. Viele und

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/307&oldid=- (Version vom 17.8.2017)