Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section | |
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Zu den interessanten Schlössern von Sachsen gehört unbedingt auch das Schloss Schwarzenberg, in sehr waldiger Gegend, 3 Stunden von Schneeberg entfernt gelegen.
Als ein Haupttheil des ungeheueren Miriquidviwaldes, nachher die böhmischen Wälder genannt, war der Bezirk in früheren Zeiten nur schwach bevölkert; nur hier und da mag ein Gasthof oder eine Köhlerhütte an den wenigen Strassen gestanden haben, welche durch den Wald nach Böhmen führten. Wälder wurden damals wenig beachtet und so mag gar lange Zeit über diese Gegend kein Oberherr geboten haben. Die wenigen Bewohner waren Deutsche, welche sich den Bedrückungen der Sorben entzogen hatten. Wenigstens wurde die hiesige Gegend zu keinem sorbischen Gau gerechnet. Im 10. Jahrhundert unter dem Kurfürst Heinrich I. und Otto I. kamen niedersächsiche Familien in die Gegend von Schwarzenberg, (so genannt von dem Wasser, welches hier vorbeifliesst) und eine derselben, die Grafen von Osterode vom Harz bauten bei Schwarzenberg ein festes Schloss und bildete eine Herrschaft, die östlich bis zur Pöhl, südlich ein Stück ins heutige Böhmen hinein, westlich bis zur Mulde reichte. Burg und Herrschaft wurde nun deutsch (nach dem Schwarzwasser) Schwarzenberg genannt. Diese Herrschaft, das nachherige Schwarzenberger Amt, besass 950 Graf Eckebrecht von Osterrode. Vielleicht nicht viel später bildete sich eine Herrschaft oder nachmalige Grafschaft Hartenstein, die in einem schmalen[WS 1], aber 7½ Meilen langen Strich aus der Zwickauer Gegend bis in die von Kupferberg in Böhmen reichte, folglich das ganze nachmalige Amt Crottendorf mit begriff und deren Besitzer schon ums Jahr 1200 Burggrafen zu Meissen waren. Schwarzenberg gehörte zu Böhmen, Hartenstein aber zu Meissen.
Nach[WS 2] einer Urkunde vom 11. Jahrhundert besass die Herrschaft Schwarzenberg zu damaliger Zeit ein Graf Ziska, Stammvater des Reussischen Geschlechts und Bruder des seit 1089 Neuenburger Bischofs Wolfram; auch findet sich wirklich ein Brief des Voigts Heinrich von Gera, d. d. Schwarzenberg 1282.
Was hingegen manche Schriftsteller vom Grafen Aribo von Gleissberg und Schwarzenberg von den hiesigen „Markgrafen auf dem Norkau und auf dem Walde“ u. s. w. erzählen, beruht blos auf einer Verwechselung unseres Schwarzenbergs mit Schwarzenburg und mit Schwarzenberg in Franken.
Zur Zeit des 13. Jahrhunderts finden wir Dynasten von Schwarzenberg, noch später das böhmische Geschlecht von Boskowitz im Besitz der Herrschaft. Unter Wilhelm von Boskowitz, einem eifrigen Gegner der Hussiten, zerstörten letztere Schwarzenberg.
Die Grafen Schlick zu Passau mögen Schwarzenberg blos pfandweise besessen haben, denn Maria von Boskowitz brachte es ihrem Gemahl Albrecht von Tettau als Morgengabe mit. Da nun aber schon 1461 ein Wolf von Sensheim, Dynast von Schwarzenberg war, welcher den sächsischen Herzog Wilhelm ins gelobte Land begleitet hat, so müssen die Tettauer die Herrschaft sehr bald wieder veräussert haben. Bald erscheint als Besitzerin in dieser, überhaupt sehr wechselvollen Zeit, die böhmische Prinzessin
Erzgebirgischer Kreis, 24. Heft oder 122. der ganzen Folge.
Anmerkungen (Wikisource)
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 185. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/287&oldid=- (Version vom 17.8.2017)