Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section | |
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Grunde hinabzieht, aber südlich, westlich und fast nördlich am Fusse dieser Anhöhe sich ausdehnt, zum Theil auch südlicher hinauf sich erstreckt, ist sehr alt und das schriftsässige Rittergut das Stammgut der Herren von Planitz. Aus dieser alten Familie gingen ein Meissner Bischof, Rudolph von Planitz, und einige andere berühmte Männer hervor. Einer des Stammes, Hans von Planitz, Amtshauptmann zu Grimma und Besitzer dieses Gutes, wurde nebst der ganzen Familie im Jahre 1522 vom Kaiser Karl V. mit dem Titel: „Edler“ begnadigt. Von der Familie Planitz kam das Gut an die Familie von Beust.
Im Jahre 1617 besass es Christoph von Reiboldt und schon im Jahre 1618 kam es an Rudolph Vitzthum von Apolda, der es im nämlichen Jahre an den Rath zu Zwickau verkaufte. Dann wurde es im Jahre 1623 dem Kurfürst von Sachsen käuflich überlassen, von welchem es 1662 George Ernst von Schönburgk als Unterpfand erhielt und dasselbe Verhältniss fand bezüglich des Grafen Heinrich von Promnitz statt, dem es 1667 pfandweise überlassen wurde; dann kam es 1626(?) wieder an den Kurfürsten.
Im Jahre 1689 vertauschte es die Regierung gegen das Rittergut von Pretzsch, nebst Neusorge und Walda an die Familie von Arnim. Die jetzige Besitzerin ist die Frau Gemahlin des Herrn George Heinrich Wolf von Arnim, eine geb. von Lippe, welche solches von ihrem Herrn Gemahl nach dessen Tode übernommen hat.
Das Schloss ist gross, massiv gebaut. Es liegt auf einem Berge, der von Süden und Westen sich steil erhebt und eine angenehme Aussicht von fast allen Seiten darbietet; nordöstlich von demselben liegt der herrschaftliche Garten, der mit schönen Baumanlagen, einem herrlichen Gewächshause und einen prächtigen Pavillon, aus welchem das Auge die ganze schöne Muldenau überschauen kann, versehen ist.
Zu dem Rittergute gehören 30 Hufen dreiartiges Feld, eine im Grunde südlich vom Schlosse gelegene schöne Schäferei, mehrere Teiche und eine noch südlicher gelegene ansehnliche Kalkbrennerei, eine Ziegelscheune und beträchtliche Waldungen.
Der Ort selbst zerfällt in 2 Gemeinden in Ober- und Nieder-Planitz und ist berühmt weit im Auslande und im Inlande durch seine Steinkohlenlager, die stets ausschliesslich dem Rittergute gehörten. Südlich und südöstlich von der Stadt Zwickau nicht eine volle Stunde davon, auf den Fluren der Dörfer Planitz, Bockwa, Oberhohndorf, auch Reinsdorf dehnen sich auf beiden Seiten der von Süden gegen Norden strömenden Mulde, die sogenannten Kohlenberge oder Steinkohlenflötze, von der westlichsten Flur von Planitz bis auf das Reinsdorfer Gebiet gegen Morgen und streichen von Mitternacht nach Süden; oder vielmehr, sie fangen hinter dem Schlosse zu Planitz an, gehen von da, südöstlich unter der Mulde in einer Breite von ungefähr 2 Stunden bis in die Gegend von Reinsdorf, streichen auch in gedachter Richtung nördlich, fallen aber gegen Abend dergestalt ab, als ob sie abgeschnitten wären. Welche Ausdehnung nach allen Richtungen hiesiger Gegend hin die Bohrversuche erlitten haben, welche Actienunternehmungen gegründet und zu Stande gekommen sind, ist eine zu bekannte Sache, als dass wir hier nöthig hätten, uns weitläufiger darüber zu verbreiten.
Die Sage setzt das Auffinden der Kohlenwerke bis ins 10. Jahrhundert zurück; doch gewissere Nachrichten reichen blos bis zu dem 15. Die Planitzer Werke waren aber früher im Gange als die Bockwaer. Heinrich von Beust auf Planitz entdeckte aber zuerst das tiefer liegende Flötz, welches aber so in Wasser stand, dass man es nur mit grosser Mühe und grossen Kosten gewinnen konnte.
Merkwürdig ist aber hier bei Planitz der unterirdische Brand dieser Kohle.
Die Entstehung dieses unterirdischen Feuers wird verschieden angegeben: man lässt es bald durch Verwahrlosung und Frevel, bald durch einen Blitz entstehen. Wahrscheinlich entstand es durch Selbstentzündung.
In der Gegend der Kohle befinden sich nämlich nicht nur Kalk- und Alaunsteine, sondern die Kohlen selbst enthalten viel Erdreich, Schwefel und Vitriol, welche sich, wie man weiss, leicht chemisch entzünden. Wird nun das Gebirge durch Senkung der Schächte, durch Stolle, Durchschläge und Strecken durchbrochen, so bekommt die äussere Luft Kommunication mit der unterirdischen und die Einwirkung der oberen Gewässer auf die unterirdische Kälte, oder der umgekehrte Fall, das bei dem Ausbaue nöthige Holz, das beim Arbeiten entstehende klare Gestiebe, alles dieses sind Ursachen zur Selbstentzündung des Kohlengebirges: Schwefelkies z. B., der hier so häufig ist, geräth blos durch etwas Wasser in Hitze und sobald äussere Luft dazu kommt, auch in Flamme.
Die stärksten Ausbrüche entstanden in den Jahren 1700, 1751, 1758, 1766 und auch späterhin. Und so ist das Feuer bis heutigen Tages nicht gedämpft.
Das sicherste Mittel ist bisher das Verdünnen oder Benehmen der Luft geblieben. Der zuletzt verstorbene Kammerherr von Arnim auf Planitz liess durch den Bergmeister Tittel viele kostspielige Versuche zur Dämpfung des Feuers machen, aber ohne Erfolg.
Die Hauptbestandtheile der hiesigen Steinkohlen sind Erdpech und Schwefel und die Güte derselben besteht darin, dass sie hart und fast
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 174. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/270&oldid=- (Version vom 17.8.2017)