Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section | |
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Bäche begrenzt, welche, im Pfaffrodaer Buchwalde entspringend, den Olbernhauer Berg umschliessen. Am linken Ufer der Flöhe sind die Fluren von dem Neuleubnitzer Bache und einem aus dem Walde hervortretenden Bächlein umschlossen. Olbernhaus Fluren sind von drei grossen Waldungen umgeben, nämlich westlich vom sogenannten Forste, nordöstlich vom Pfaffrodaer Buchwalde und südlich, so wie südwestlich von dem grossen Hauptwalde, mit dem der Forst zwar zusammenhängt, jedoch sichtbar einen besondern Wald bildet und gleich dem Hauptwalde aus herrlichen Buchen, Fichten, Tannen und Ahorn besteht. Er breitet sich zwischen Olbernhau, Blumenau und Grundau aus, welches letztgenannte Dorf ihn von dem grossen Sorgauer Walde trennt. Der Hauptwald, auch Buchwald genannt, ist eine der bedeutendsten Forstungen Sachsens, erstreckt sich von Nordost und Ost nach Südwest und West, eine Meile in die Länge und bis zu einer Stunde in die Breite, hängt südwestlich mit dem Kriegswalde und hinter Rothenthal mit dem Wildberge in Böhmen zusammen und stösst an die Fluren von Olbernhau, Grünthal, Rothenthal, Einsiedel, Rübenau‚ Bobershau, Ansprung und Grundau. In ihm finden sich hauptsächlich die schönsten Buchen und er bildet nebst dem Wildberge das Hauptdepot der Flöhenflösse. – Die Rohnstock, welche ohne Zweifel den Namen eines verschwundenen Dorfes führt, tritt am Ende des Dorfes Ansprung in den Hauptwald ein und bildet nach und nach hier einen Grund, der an die wilden Thäler der sächsischen Schweiz erinnert, obgleich ihm deren Felsgebilde fehlen. Hier liegt die einsame Rungstocksmühle, und nicht weit davon eine zweite Mühle. Die Länge des Baches beträgt zwei Stunden und sein Fall gegen fünfhundert Pariser Fuss.
Unbeschreiblich reizend ist das Olbernhauer Thal. In der Mitte dieses Ortes hat dasselbe kaum dreihundert Schritte Breite, öffnet sich jedoch nach oben und unten immer mehr, so dass es endlich eine Viertelstunde auseinander tritt. Der obere kleinere Theil bietet weniger Schönheiten dar als der untere, gewährt jedoch vom Olbernhauer Berge gleichfalls ein treffliches Panorama, worin das obere Olbernhau und Grünthal die bemerkenswerthesten Punkte bilden, und das durch Rothenthal, Brandau und Katharinenberg in Böhmen sowie durch den Heidelberg vortheilhaft geschlossen wird. Der Hauptwald und der Pfaffrodaer Wald geben eine angenehme Perspective. – Ungleich schöner ist jedoch die untere Thalhälfte, die von einem Kreise ansehnlicher mit Wald und Flur bedeckter Berge umgeben ist, während der Grund aus den herrlichsten Wiesen besteht, die von der Flöhe gleich einem Silberbande durchschnitten werden. Am Fusse des Bergkessels ziehen sich in fast ununterbrochener Reihe eine Anzahl stattlicher Dörfer hin. Betrachtet man dieses Thal von dem Olbernhauer Berge, so schliesst der Drachwald bei Wernsdorf das reizende Bild, welches in ansehnlicher Breite den Forst und den Pfaffrodaer Wald umfasst.
Was die Gewerbsthätigkeit Olbernhaus anbetrifft, so ist diese eine ausserordentliche. Es befinden sich hier eine Anzahl Fabriken, starke Klöppelei und Weberei, ja es kann mit Recht behauptet werden, dass kein Ort unseres Vaterlandes so viel Mannigfaltigkeit seiner Gewerbe aufzuweisen hat wie Olbernhau. Dagegen ist der Ackerbau nicht sehr beträchtlich, die Viehzucht hingegen von Belang. Nahe bei dem Orte befindet sich reiches Torflager und ein kalter Schwefelbrunnen bei der Saigerhütte zu Grünthal‚ auch treibt man Bergbau, der jedoch in früherer Zeit noch bedeutender gewesen sein mag. Vor dem Jahre 1639, wo die Schweden Olbernhau fast gänzlich ruinirten, war der Eisenbau von Wichtigkeit und beim jetzigen Zainhammer stand damals ein Hohofen nebst anderen Werken.
Das Rittergut Olbernhau wurde erst im Jahre 1657 zu einem solchen erhoben‚ bis dahin war es nur ein Erblehngericht. Die ältesten Nachrichten besagen dass Olbernhau ein Bestandtheil der Herrschaft Lauterstein gewesen sei, die 1289 von Böhmen an Sachsen abgetreten wurde, und ursprünglich dem Grafen von Leissnig, später aber den Herren von Berbisdorf gehörte. Bei der Theilung der Herrschaft fiel Olbernhau an Niederlauterstein und kam 1559 durch Kauf an den Churfürsten August, welcher den Ort zur Kammer schlug. Im Jahre 1656 gehörte das Gut dem churfürstlichen Kammerdiener Magnus Oehmigen, der 4½ Hufen Feld, einige Mühlen und Waldparzellen dazu kaufte, worauf es der Churfürst Johann Georg II. zum Rittergute erhob, eine halbe Stunde langes Fischwasser in der Flöhe nebst verschiedenen Zinsen dazu schenkte und zugleich die Erlaubniss gab, das Areal des wüsten Rittergutes Rothenthal unter die Gärtner und Häusler zu vertheilen. Auf Magnus Oehmigen folgte im Besitze des Rittergutes Olbernhau der Hofjägermeister und Flossinspector Karl Gottlieb von Leubnitz, dem es noch vor 1740 der Amtshauptmann von Berbisdorf abkaufte. Später kam das Gut an den Kabinetsminister Grafen Kleist vom Loss und von diesem an seinen Sohn den Geheimrath und Hausmarschall Johann Adolf Grafen Kleist vom Loss auf Olbernhau, Hirschstein und Rothenthal, alsdann an den jetzigen Besitzer, Herrn Oberhofjägermeister und königl. Preussischen Major Grafen Kleist vom Loss. Von 1699 bis 1752 war hier der Sitz des Amtes, welches früher in Lauterstein und dann in Marienberg gewesen war, jetzt aber in Zöblitz ist. Das Rittergut Olbernhau hat eine Freistelle auf der Landesschule zu Meissen zu vergeben.
Die Gebäude des Rittergutes befinden sich auf der Westseite des
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/160&oldid=- (Version vom 11.6.2017)