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Seite:Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV.djvu/152

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muss. Der Quell fliesst in ein Bassin, das über fünf Ellen tief, mit Pfosten eingefasst und überbaut ist. Das Wasser quillt immer mit gleicher Stärke und sprudelt in weissblauen Blasen, die Perlen gleichen, hell und klar aus dem Sandsteine hervor. Merkwürdig ist es, dass die Witterung auf die Quelle nicht den geringsten Einfluss äussert. Wenn das Wiesenbad angemessen gebraucht wird, so dient es gegen vielfache Leibesbeschwerden, namentlich aber gegen Gicht, alte Geschwüre, Krämpfe und Nervenleiden. Auffallend ist es, dass das Wasser in einem Jahre kräftiger ist als in dem andern. – Das Wasser des Wiesenbades enthält nach Professor Lampadius in einem Pfunde 2½ Gran kohlensaures Natron, 1⅓ Gran schwefelsaures Natron, 1 Gran salzsaures Natron, 71/100 Gran kohlensauren Talk, Spuren von Eisenoxyd und Kali. Da ihm viel Stickstoff entströmt, ist das Wasser neben das zu Aachen, Burtscheid und Leuk zu klassificiren.

Für das Vergnügen der Badegäste hat der frühere Besitzer, Herr Eisenstuck, vielfach gesorgt, da er viele treffliche Spaziergänge anlegen liess und überhaupt weder Mühe noch Kosten scheute, den Gästen das Leben zu erheitern. – Nahe bei Wiesenbad liegt auch die Riesenburg, ein einzeln gelegenes, ansehnliches Gut mit Ruinen eines alten Ritterschlosses. Die Riesenburg gehörte vormals dem bekannten Adam Riese, welcher von 1530 bis 1536 Rechnenmeister und 1539 Gegenschreiber in Annaberg war und das erste Rechnenbuch herausgegeben hat. – Im Jahre 1625 badete in Wiesenbad die Mutter Churfürst Johann Georgs, der während dieser Zeit zu Annaberg residirte. Die jungen Prinzen hielten damals hier ein solennes Vogelschiessen. Die Gemahlin des Churprinzen Johann Georg gebrauchte das Wiesenbad 1655.

M.     




Druck von Sturm und Koppe (A. Dennhardt) in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/152&oldid=- (Version vom 11.6.2017)