Zum Inhalt springen

Seite:Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV.djvu/128

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

des schon erwähnten Bächleins in die Zschopau liegt. Die oberen Häuser lehnen sich an die Südseite des von hier aus steil aufsteigenden Schusterberges, der weiter hin nach Norden mit dem Sauberge eine Schlucht bildet, welche ein sehr rauhes Klima enthält. Der Schusterberg liegt 2200 Fuss über der Meeresfläche und hat einen bewachsenen Gipfel mit einigen freistehenden Gneusklippen, von denen man eine herrliche Aussicht geniesst. Man erblickt von hier den Scheibenberg, Bärenstein und Pöhlberg, die Städte Annaberg, Buchholz und Scheibenberg, die Dörfer Müldenau, Rückerswalde und andere. Einen besonderen Reiz gewinnt die Aussicht vom Schusterberge durch die waldigen Zschopaugründe bei Wiesa, das mit seinen beiden Kirchthürmen und dem Thurme des Edelsitzes sich hier ganz vortrefflich präsentirt. Am Schusterberge, über den eine gut chaussirte Strasse nach Annaberg führt, finden sich alte Spuren von Bergbau, wahrscheinlich auf Eisen. – Ein noch höherer Berg, nordöstlich von Schönfeld gelegen, heisst der Schottenberg.

Das hiesige amtsässige Rittergut liegt in der Mitte des Dorfes und hat seit einem im Jahre 1806 stattgefundenen Brande schöne neue Gebäude erhalten, die mit einem Thürmchen, einer Schlaguhr und Blitzableitern versehen sind. Das Gut gehört ohne Zweifel, wenn auch nicht zu den grössten doch zu den schönsten Rittergütern des Erzgebirges, hat bedeutende Brauerei und Brennerei, starke Rindviehzucht, eine kleine aber treffliche Schäferei, ziemliches Holz und einige im Grunde gelegene Teiche. Auf dem Gute haftet auch das Bergreale auf Zinn und andere bergmännische Produkte, weshalb es eigene Berggerichte erhielt und wenn es Zechen verleiht den rauhen Zehnten zu erhalten hat.

Die älteste Nachricht über Schönfeld reicht bis zum Jahre 1381 wo Ritter Heiderich von der Wiesa mit dem Rathe zu Geyer wegen eines Stückes Wald verhandelte, und deshalb auf sein Rittergut Schönfeld vierzig Schock Groschen lieh. Funfzig Jahre später besass das Gut Hans von Schönberg und 1493 Georg von Schönberg, der es um diese Zeit an Friedrich von Schönberg vertauschte. In der Mitte des 16. Jahrhunderts kam Schönfeld an Hans von der Oelsnitz, welcher das Gut 1553 an den Stadtrath zu Annaberg verkaufte, der es später der Familie von Nostiz überliess. Von den Nostizen kam Schönfeld um 1650 an den böhmischen Edelmann von Stammbach, später wiederum an die Nostitze, denen es noch zu Ende des vorigen Jahrhunderts gehörte, und endlich an die alte Annaberger Patrizierfamilie Eisenstuck, die es noch jetzt besitzt. Der jetzige Besitzer ist Herr Regierungsrath Reiche-Eisenstuck in Annaberg. Unter den Schicksalen, welche Schönfeld im Laufe der Jahrhunderte betrafen, ist besonders eine schreckliche Pest zu erwähnen, die 1634 über hundert Menschen in das Grab stürzte. Die grosse Wasserfluth des Jahres 1565 riss einige tiefer liegende Häuser weg und verschlang verschiedene Menschen und 1661 wurden ebenfalls einige Häuser weggespült, ohne dass jedoch dabei ein Menschenleben verloren ging. Im Jahre 1806 fand hier ein Brand statt, der die Gebäude des Rittergutes verzehrte und in der Nacht vom 26. zum 27. Juli 1822 traf die unteren Fluren Schönfelds ein furchtbares Unwetter mit heftigem Sturm und Hagelschlag, wodurch der Wohlstand des Ortes auf längere Zeit sehr beeinträchtigt wurde. – Im Jahre 1772 stieg hier die Theurung so hoch, dass ein Scheffel Korn 16 Thlr., ein Scheffel Weizen 17 Thlr., ein Scheffel Gerste 13 Thlr. und ein Scheffel Hafer 6 Thlr. kostete. Dabei starben ein grosse Anzahl Menschen an der Hungerpest, während Andere auswanderten und unterwegs aus Mangel an Nahrung und Kleidung ihren Tod fanden. Auch 1805 herrschte hier eine grosse Theurung, so dass der Scheffel Korn auf 20 Thlr. stieg, doch ist damals Niemand Hungers gestorben. – Eingepfarrt ist Schönfeld nach Ehrenfriedersdorf.

M.      




Purschenstein.


Eines der ältesten Ritterschlösser Sachsens, seiner Begründung, wenn auch nicht seinem gegenwärtigen Bestande nach, ist unstreitig das Schloss Purschenstein. In älteren Urkunden wird es Borsenstein oder Pyrsenstein genannt, und selbst jetzt noch zuweilen Borssenstein oder Porschenstein.

Das Bergschloss und Rittergut Purschenstein mit den dazu gehörigen eingebauten Häusern, die indess keine eigene Gemeinde bilden, liegt in dem erzgebirgischen Kreise, in dem oberen Bezirke des Amtes Freiberg.

Den ganzen Complex der zu Purschenstein gehörigen Ortschaften nennt man gewöhnlich die Herrschaft Purschenstein, obgleich das Gut, welches altschriftsässig und nur mit zwei Ritterpferden belegt ist, vor andern gewöhnlichen Rittergütern nichts voraus hat, als eine unwesentliche Bergwerksberechtigung.

Diese sogenannte Herrschaft, welche den südlichsten Theil des freiberger Amtes bildet, gränzt östlich an das Frauensteiner Amt, an die gräflich Waldsteinische Herrschaft in Böhmen und an den Einsiedlerwald, südöstlich, südlich und südwestlich an die gräflich Rotenhan’sche Herrschaft Rothenhaus und an das Dorf Böhmisch-Einsiedel, welches der Stadt Brux gehört; westlich an den Hirschberger Wald und mit der sogenannten

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/128&oldid=- (Version vom 11.6.2017)