Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section | |
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bei Churfürst Christian I. in hoher Gnade stand, während der Administration des Herzogs Wilhelm von Altenburg, als Vormund des unmündigen Churfürsten Christians II., im Bezirke des Amtes Freiberg die Kirchenvisitation verrichten half und 1599 zum Obersteuereinnehmer bestellt wurde. Seine Gemahlin war Margaretha von Honsberg aus dem Hause Schweta.
Porschendorf, oder auch blos das Schlössel genannt, bildet trotz des ersterwähnten Namens keine Dorfgemeinde, sondern besteht nur aus einem amtsässigen Rittergute und dazu gehörigen Häusern. Der Ort gehört zu dem Amte Augustusburg und liegt an der Wolkensteiner Amtsgrenze, fast drei Stunden von Augustusburg und eine halbe Stunde von Zschopau, wohin die Einwohner Porschendorfs, etwa fünfhundert Köpfe stark und nur aus Handarbeitern und Strumpfwirkern bestehend, eingepfarrt sind. Die Häuser des äusserst gewerbthätigen Ortes bestehen aus zwei Gruppen, von denen eine, nebst dem Rittergute, sich in und an dem obersten Theile eines östlich der Zschopau bei der Stadt absenkenden steilen Grundes befindet, die andere aber in bedeutender Entfernung vom Gute auf einer Höhe über dem romantisch schönen Thale der Wilzsch, eine Viertelstunde von deren Mündung in die Zschopau, dem hohen felsigen Beerberge gegenüber und nahe dem niederen Ende des Dorfes Weissbach erbaut ist.
Was den Namen des Gutes Porschendorf anbetrifft, so halten Viele denselben für deutschen Ursprungs und behaupten, derselbe rühre von einem Borso oder Burkhard her, der hier das erste Schloss erbaute, während Andere Porschendorf für eine ursprünglich sorbenwendische Anlage halten, die ihren Namen von Borzseny ableitet, so dass derselbe ein „Fichtendorf“ bedeute. Das Gut hat bedeutende Oekonomie, eine vortreffliche Schäferei, etwas Fischerei und eine Ziegelhütte. Die schönen Gebäude desselben stehen erst seit dreissig Jahren, da im Jahre 1826 durch eine grosse Feuersbrunst das Rittergut vollständig ein Raub der Flammen wurde.
Ueber die ältesten Besitzer Porschendorfs fehlen alle Nachrichten. Erst zu Ende des fünfzehnten Jahrhunderts finden wir die reichbegüterte Familie von Bünau im Besitze des Gutes, von der es durch eine Vermählung an die Herren von Rüxleben auf Zschopau kam. Cornelius von Rüxleben war Oberlandjägermeister, ein heftiger ungestümer Mann, der das noch stehende Edelhaus in Zschopau erbaute und durch hochverrätherische Reden sich die Ungnade Churfürst Augusts zuzog. Die Volkssage erzählt, dass er zur Strafe sich dreimal habe auf den Mund schlagen müssen und alsdann im Leipziger Schlosse eingemauert worden sei, dem ist jedoch nicht so, sondern Cornelius von Rüxleben starb fromm und gottergeben nach langer Haft 1665 auf der Pleissenburg zu Leipzig als Staatsgefangener. Der Eidam seines Sohnes, Georg von Rüxleben, war der churfürstliche Rath von Metzsch, dessen ältester Sohn Friedrich von Metzsch, kaiserlicher Rath, Reichspfennigmeister, churfürstlicher Rath und Oberconsistorialpräsident, Porschendorf, Borna, Reichenbach, Kratzau und Krummenhennersdorf besass. Später gehörte Porschendorf der Familie Philipp, dann einem Herrn Kempe. Zur Zeit ist Besitzer des Rittergutes Herr F. A. Philipp.
Furchtbar waren die Plagen, welche der dreissigjährige Krieg über die hiesige Gegend brachte. Einige Landleute hatten Soldaten, die in kleinen Trupps plündernd und Gewaltthätigkeiten verübend herumzogen,
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/089&oldid=- (Version vom 21.5.2017)