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Seite:Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV.djvu/060

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eines daneben befindlich gewesenen Teiches noch sichtbar, der Hammer aber ist schon im siebzehnten Jahrhundert eingegangen.

Besondere Verhältnisse liessen indessen das Martinskloster weder zu Ansehen noch zu Wohlstand gelangen, und namentlich die Kriege des funfzehnten Jahrhunderts brachten ihm ungemeinen Schaden, so dass die Gebäude verfielen und die Auflösung des Klosters nahe war. Zu dieser Zeit beschloss die Wittwe des verstorbenen Churfürsten von Sachsen, Friedrichs des Sanftmüthigen, ein Kloster zu stiften und selbiges den Carthäusern zu übergeben, und da auch Hans Federangel, ein reicher Zwickauer Bürger und Pfandinhaber des Schlosses Schweinsburg, eine gleiche fromme Absicht hegte, so wurde der Propst des Martinsklosters, Otto Gries, aufgefordert, ihnen dieses zu überlassen, um an seiner Stelle das neue Carthäuserkloster zu erbauen. Propst und Convent, welche den baldigen Untergang ihres Klosters voraussahen, nahmen den Vorschlag gern und willig an, resignirten das Kloster mit allen Zubehörungen sowohl gegen den Bischof Heinrich von Naumburg wie auch gegen den Pabst und forderten für ihre Abtretung nur lebenslänglichen Unterhalt aus dem neuen Carthäuserkloster und die geistlichen Verrichtungen in den beiden Pfarrkirchen zu Crimmitzschau und Langenhessen, auch musste sich Hans Federangel verpflichten, einen der alten Regularherren als Kaplan auf dem Schlosse Schweinsburg anzustellen. Montags am 6. Mai 1478 wurde die Abtretungsurkunde im Martinskloster ausgefertigt, noch in demselben Jahre traf die Erlaubniss Pabst Sixtus IV. zur Aufhebung des alten und Stiftung des neuen Klosters ein und 1480 gaben auch die beiden fürstlichen Brüder Ernst und Albrecht ihre Einwilligung dazu; 1481 aber waren die Klostergebäude wieder so weit hergestellt, dass sie von Mönchen bezogen werden konnten. Das Kloster wurde mit Ordensleuten aus dem Carthäuserkloster zu Erfurt besetzt, denn im Capitel zu Crimmitzschau erschienen der Prior Jodocus und ein Laienbruder des Klosters St. Salvator von Erfurt, sowie Ewald von Kempten, Domherr zu U. L. Frauen daselbst, welche von der Churfürstin Margarethe und Hans Federangeln auf Schweinsburg wegen der Regelung dieser Sache hierhergeschickt worden waren. Das neue Kloster bekam den Namen: „Das Haus der Verklärung Jesu Christi des Thales St. Martins an der Pleisse“ und wurde 1513 vom Churfürsten Friedrich dem Weisen in seinen Freiheiten und Privilegien von Neuem bestätigt.

Zu den Mitteln, welche das neue Kloster durch die Churfürstin empfangen hatte, fügte Hans Federangel die Interessen einiger Capitalien hinzu, welche nach der Säkularisirung des Klosters an das Amt Zwickau fielen und noch 1566 dahin gezahlt wurden. So erhielt das Kloster von einem Capital zu 2000 Gulden, welches sich in den Händen des Raths zu Erfurt befand, 80 Gulden Zinsen. Der Rath zu Rochlitz zahlte von 2000 Gulden Capital 100 Gulden Interessen und der von Grossenhain von 1000 Gulden 50 Gulden. Auch von einigen Weinbergen und Gütern in Thüringen, der Badstube in Crimmitzschau und dem Gute Lauterbach genoss das Kloster nicht unbeträchtliche Zinsen. Heinrich, Herr zu Gera und Schleiz, gab dem Kloster einen Brief über 50 Gulden widerkäuflichen Zins auf die Stadt Schleiz für 1000 Gulden Darlehn. Ausser einer beträchtlichen Oekonomie besassen die Carthäuser ein Stück Wald im Sahn, Erbzinsen und Lehnseinnahmen auf vielen Crimmitzschauer Feldern, das jetzige Ziegelgut in Crimmitzschau, dessen Erbzinsen sie zur Crimmitzschauer Pfarre schlugen und das Feld zum Pfarrgute hergaben, Holz und Wiesen im Sahn und mehrere andere Grundstücken. Die Carthäuser waren keine Predigermönche und verrichteten demnach den Kirchendienst in Crimmitzschau, Langenhessen und Neukirchen nicht selbst vom Kloster aus, sie übten aber trotzdem noch eine geraume Zeit die Patronatsrechte über Crimmitzschau und Langenhessen, während die Lehn über Neukirchen sehr bald an den Landesherrn kam. Später gaben die Carthäuser dem Capitel zu Freiburg die Lehn über die Pfarre zu Crimmitzschau und als darüber Streitigkeiten entstanden, dem Rathe zu Crimmitzschau; über Langenhessen aber traten sie die Lehn einem Herrn auf Penig zu Altenburg ab. Rudelswalde und ein Gut in Harthau waren schon Eigenthum des Augustinerklosters gewesen, deshalb hatte das Carthäuserkloster Herrenrechte an alle diejenigen, welche später unter dem Rudelswaldaer Dingstuhle standen, nämlich sechs Mann in Neukirchen, ein Pferdnergut und neun Hintersassen in Naundorf, ein Pferdnergut und sechs Hintersassen in Wahlen, vier Hintersassen in Waldsachsen, zwei Hintersassen in Gablenz, sechszehn Pferdner und Hintersassen in Rudelswalde, ein Mann in Harthau und der Besitzer einer Wiese in Gosel, welche zusammen jährlich 87 Gulden, wobei 26 Füllhühner befindlich, als Zinsen zahlen mussten und Carthäuserleute genannt wurden. 1499 hatte das Kloster auf der Angermühle in Neukirchen vier Gulden und zehn Hühner Jahreszins.

So befand sich das Carthäuserkloster in ziemlich guten Verhältnissen, als die Reformation dessen Auflösung herbeiführte. Die Mönche hatten bis zum Jahre 1526 bis auf einen, Eoban Gunzel‚ sämmtlich das Kloster verlassen und auch dieser nahm endlich den protestantischen Glauben an, bekam nach einer noch vorhandenen Quittung 35 Gulden als Abfindungssumme und heirathete. Wohl keinem Kloster konnte die Reformation erwünschter kommen als der traurigen Carthause, dem einzigen Kloster dieses Ordens in Sachsen, wahrscheinlich weil nur wenige Mönche sich den schweren Gelübden unterwerfen wollten, denn die Carthäuser mussten sehr oft bei Wasser und Brod fasten, durften nie Fleisch essen, wenig unter sich und mit fremden Personen fast gar nicht sprechen, mussten an bestimmten Tagen zur Ader lassen, auf Strohsäcken schlafen und überhaupt allen Genüssen des Lebens entsagen. In den Jahren 1523 und 1525 bestand der Convent aus dem Prior Tilemann Creuz von Westerwerk, dem Procurator oder Laieninspector Andreas Seiz, dem Vicarius Christophorus, dem Custos Johannes und fünf Mönchen. Die Klostergüter kamen nach der Säkularisation an den Landesherrn, welcher dieselben durch Heinrich von Ende verwalten liess, der 1530 Christoph von Wölnitz die dem Klostergute angehörige Römerwiese bei der Kuhkrippe gegen etliche Acker am Tennersberge vertauschte. Im Jahre 1533 wurde auf Befehl des Churfürsten Johann Friedrich Nikolaus Kitzscher zum Verwalter der Klostergüter Carthause und Frankenhausen verordnet, und 1542 versah dieses Amt Alexander von Eichicht. Der letzte Churfürstliche Verwalter der Güter war Hans Gruner zu Nissmann, auch Hans von der Gruhe genannt, zu dessen Zeit der Churfürst die Carthause mit Zubehör, zum Theil aus Gnade, gegen die geringe Summe von 1300 Gulden an Dr. Martin Luthers Schwager, Hannsen von Bora, und zwar auf Luthers Fürbitte, abtrat, jedoch mit Ausnahme dessen was zum Rudelswalder Dingestuhle gehörte, denn dieses ward zum Amte Zwickau geschlagen. In dem zu Torgau, Freitags nach Himmelfahrt 1545 ausgestellten Lehnsbriefe wird Hannsen von Bora als Mannlehn vorgeschrieben: das Vorwerk mit seinen Gebäuden, ein Gulden, ein Groschen Frohngeld, sechsunddreissig Füllhühner, anderthalb Pfund Wachs,

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/060&oldid=- (Version vom 9.5.2017)