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Seite:Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV.djvu/057

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durch plündernde Soldaten im Jahre 1632 niedergebrannt. Von den beiden noch vorhandenen Theilen bildet der hintere das eigentliche Schloss, und dient dem Justizamtmann, dem Rentamtsverwalter und dem Sporteleinnehmer zur Wohnung. Ausser der Amtstube enthält das Schloss eine Kapelle mit Kanzel und Altar, in welcher jedoch seit vielen Jahren kein Gottesdienst stattfindet. Das Schloss besitzt ausserdem einen hohen, starken Thurm mit einer Uhr und zwei Glocken, der nebst einem daranstossenden Gebäude als Amtsgefängniss benutzt wird. Zum Kammergute gehören gegen 450 Acker Wiesen und Feld. Die aus dem Thale zum Schlosse führenden, mit Geländer versehenen 302 steinernen Stufen liess auf eigene Kosten Gabriel Gau, welcher 1729 hier Amtmann war, anlegen.

Aus einigen Urkunden und Traditionen geht hervor, dass einst in dieser Gegend eine alte Burgwarte mit Namen „Gozne“ stand, wer sie aber erbaute und wann sie zerstört wurde, ist nicht zu ermitteln. Man glaubt, Gozne habe auf dem sogenannten Treppenhauer, einem westlich vom Schlosse liegenden Berge gestanden, welcher die Höhe des Schlossberges zwiefach überragt, und wirklich sind hier noch Spuren von Gräben und wallartigen Aufwürfen wahrzunehmen, die indessen auch Verschanzungen aus späterer Zeit angehört haben können. Der Treppenhauer ist zum Theil mit herrlichen Eichen und Buchen bewachsen und eine grosse Anzahl Bingen sind als Zeugen des ergiebigen Bergbaues zurückgeblieben, welcher hier bis zur Zeit des 30jährigen Krieges stattfand. Die Schlossschenke oberhalb des Schlosses wird aus der Umgegend fleissig besucht, auch ist der Gasthof zum Fischerhause mit trefflichen Zimmern und einem schönen Saale ein sehr besuchter Vergnügungsort der benachbarten Stadtbewohner, denn er hat eine herrliche Lage und ist durch einen trefflichen Sandweg mit dem Städtchen Frankenberg verbunden. Mit der an der Zschopau gelegenen Schlossmühle ist eine Baumwollenspinnerei vereinigt, welche in den Jahren 1836 und 1837 entstand. Das Zschopauwehr unter der Sachsenburg darf in Folge eines Vertrags vom Jahre 1533 von den Besitzern zum Nachtheile der Flossherren nicht erhöht werden, dagegen müssen aber auch diese, wenn sie mit einem Floss daran hängen bleiben, ersteren eine beträchtliche Strafe zahlen.

Das Dorf Sachsenburg liegt an der Strasse, die von Frankenberg nach Mittweida führt, zum Theil in einem sehr angenehmen Thale, und besteht aus elf Bauergütern, zwölf Gärtnerhäusern, vierunddreissig Häusern, einer Schenke, Schmiede und einem Gemeindehause. Die Zahl der Einwohner beträgt 450 Personen und das zum Dorfe gehörige Areal 646 Acker 108 Ruthen. Zum Gemeindeverband ist in neuerer Zeit das Schloss Sachsenburg mit der Schlossmühle, der Fabrik, dem Gasthofe zur Schlossschenke und dem Fischerhause gezogen worden. Für die Bewohner Sachsenburgs und Frankenbergs besteht ein Legat der Wittwe Christophs von Schönburg, Margarethe, einer geborenen Pflugk, welche 1575 auf Sachsenburg starb. Sie bestimmte nämlich die Zinsen von 2409 Gulden zu Stipendien für Studirende aus Sachsenburg und Frankenberg auf drei Jahre. Im Laufe der Zeit ist nun das Capital der Stipendiatenkasse auf 15839 Thaler angewachsen, so dass die Studenten 30 Thaler Stipendium empfangen; ausserdem werden aber von den Zinsen noch eine Anzahl armer Kinder der Stadt und der Amtsdörfer mit Schulgeld, Büchern und Kleidungsstücken beschenkt und den Schullehrern Gehaltszulagen verabreicht.

Die Kirche zu Sachsenburg ist unbedingt eine der ältesten in hiesiger Gegend und entstand aller Wahrscheinlichkeit nach bald nach Erbauung des Schlosses. Sie führt jetzt den Namen einer Tochterkirche von Frankenberg, ist jedoch eigentlich deren Schwesterkirche, indem der Archidiakonus in Frankenberg nicht als solcher, sondern als Sachsenburger Pfarrer in dieser Kirche das geistliche Amt zu verrichten hat. Alte Nachrichten behaupten, dass die Sachsenburger Kirche weit eher vorhanden gewesen sei als die zu Frankenberg, aus welchem Grunde erstere als Mutterkirche betrachtet werden müsse. Uebrigens ist erwiesen, dass die Kirche zu Sachsenburg einige Jahrhunderte vor der Reformation eine den heiligen drei Königen gewidmete Wallfahrtskapelle war. Sie ist ein massives, starkes Gebäude, an dem verschiedene Reparaturen und Veränderungen bemerkbar sind, überragt von einem starken, spitzen, mit Schiefer gedeckten Thurme.

Das Innere der Kirche ist durch neuere Reparaturen hell und freundlich geworden, durch dieselben hat man aber auch alle alterthümlichen Gegenstände vernichtet, mit Ausnahme des reich geschnitzten und stark mit Golde überzogenen Flügelaltars, auf welchem hübsch gearbeitete biblische Personen dargestellt sind. Von den alten Leichensteinen, welche einst in der Kirche über den Grüften der Ritter und Edelfrauen standen, hat sich blos einer erhalten, welcher dem Andenken Magdalenens von Schönberg, geborenen von Ende, der Gemahlin Heinrichs von Schönberg, gilt, die am 18. Januar 1605 auf dem Schlosse Sachsenburg starb.

Nach Sachsenburg sind eingepfarrt die beiden Dörfer Irbersdorf und Schönborn, von denen letzteres eine eigene Schule mit etwa 60 Schulkindern hat. Das schöne grosse Schulhaus in Sachsenburg wurde 1736 neu erbaut und 1830 mit Schiefer gedeckt; die Zahl der dahin gehörigen Schulkinder beträgt etwa 110. Der Gottesacker ist mit einer uralten Steinmauer umgeben, die wohl zugleich mit der ersten Kirche entstanden sein mag.

Otto Moser, Redact.     




Druck von Sturm und Koppe (A. Dennhardt) in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/057&oldid=- (Version vom 9.5.2017)