Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section | |
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Stätte erbaut war, wo später das Kloster Carthause sich erhob) die neue Martinskirche genannt wurde. Als die verwittwete Churfürstin Margarethe und der oben erwähnte Hans Federangel den Augustinern das Kloster abgekauft hatten, um an dessen Stelle ein Carthäuserkloster zu erbauen, war zu gleicher Zeit auch die Verordnung erschienen, dass wegen der Strenge des Carthäuserordens, der keine Frauen in seinen Kirchen zuliess, ein neues Gotteshaus gegründet werden sollte. Kaiser Friedrich III. bestätigte die Fundation der neuen Kirche; Hans Federangel aber war indessen gestorben, und sein Erbe und Schwager, Kilian Schicker, zögerte mit der Ausführung des Federangelschen Gelübdes dergestalt, dass der Churfürst sich ins Mittel schlagen und den säumigen Erben zur Erfüllung seiner frommen Pflicht zwingen musste. Der Bau schritt indessen so langsam vorwärts, dass wiederholte Beschwerden über Schicker an den Churfürsten gelangten, bis endlich durch einen Vergleich die Angelegenheit ihr Ende erreichte. Schicker musste unter Anderem ein Capital von 1000 Goldgülden an das Rittergut Schweinsburg zahlen, dessen Zinsen noch jetzt der Pfarrer und Schullehrer unter dem Namen „Schlosszinsen“ beziehen.
Unter den Pfarrherren von Neukirchen befand sich ein Paul Schlegel, der im Jahre 1684 starb und von seinen sechs Söhnen, die sämmtlich ebenfalls Pfarrherren waren, zu Grabe getragen wurde. Seine beiden Töchter verheiratheten sich gleichfalls an Pastoren, und bei dem Begräbniss hielt einer seiner Schwiegersöhne die Leichenrede und der andere die Parentation.
Die Einfälle der fränkischen Ritter und ihre Beraubung der von Nürnberg kommenden Kaufleute gaben wahrscheinlich Veranlassung zur Erbauung der uralten Burg Schönfels. Sie war ein wohlbesetzter Posten, von wo aus man die benachbarten Ortschaften vom Heranzuge der räuberischen Edelleute und ihrer wilden Genossen benachrichtigte, wofür die Besatzung der Burg gewisse Gefälle bezog und den Nachbarorten gegen die Wegelagerer beizustehen hatte. So musste die Stadt Werdau bis in die neueste Zeit den beiden Rittergütern Alt- und Neuschönfels jedes Jahr eine Tonne Heringe und mehrere Ellen Tuch liefern. Urkundlich wird Schönfels bereits im Jahre 1225 genannt, wo es Schoninvels hiess und von Burgmannen besetzt war. Das alte Schloss besassen noch zu Anfang des sechszehnten Jahrhunderts die Reussen von Plauen, deren Lehnsmänner die Herren[WS 1] von Schönfels gewesen zu sein scheinen. Ohne Zweifel ist Schönfels das Stammhaus der Familie von Schönfels, zu der auch Kunz von Kaufungens Genosse beim Altenburger Prinzenraub, Wilhelm von Schönfels gehörte.
Ob die Herren von Weissenbach Schönfels bereits im vierzehnten Jahrhundert besessen, ist historisch nicht zu beweisen, wohl aber gehörte es ihnen um das Jahr 1460. Bald nach der Reformation wurde das Rittergut getheilt und es entstand dadurch das Gut, und um 1550 das noch jetzt stehende Schloss Neuschönfels. Die Urkunde über diese Trennung ist datirt aus Waldenburg am Montage nach Laurentii 1548, und darin einigen sich die Gebrüder Otto, Hermann, Wolf und Hieronymus von Weissenbach dahin, dass aus dem Rittergute Schönfels, sammt den dazu gehörigen Dörfern, Zinsen, Frohnen, Vorwerken, Aeckern, Wiesen, Gehölzen, Teichen, Fischereien, Triften, Weinwachs zum Altenberge und anderen Zugehörungen, nichts davon ausgeschlossen, zwei Theile, welche die Urkunde den Schlosstheil und den Theil des Vorwerks auf dem Schafhofe nennt, – sowie aus der Baarschaft, aussenstehenden Schulden und der beiden Dörfer Trogen und Hessen, Zinsen, zwei andere Theile gebildet, und Alles nach Inhalt des unterschiedlichen Theilungsregisters von den vier Brüdern von Weissenbach nach dem Loose getheilt werden sollte. Es scheint übrigens bei dieser Theilung nicht eben friedlich hergegangen zu sein, denn einer der Brüder wurde dabei von dem anderen niedergestochen – aus Versehen, wie das Kirchenbuch entschuldigend hinzufügt! – Von der Familie Weissenbach gelangte Neuschönfels zu Anfang des siebzehnten Jahrhunderts an die Herren von Bose und von diesen in neuerer Zeit an die Familie Hempel, der es in der Person des Herrn Dr. juris Moritz Hempel noch jetzt gehört.
Das Schloss Neuschönfels liegt auf einem ziemlich steilen, zum Theil bewaldeten und mit trefflichen Spaziergängen versehenen Berge, an welchem man früher den Nikodemus-Erbstollen baute. Es ist mit Schiefer gedeckt und ragt mit seinen verzierten Giebeln hoch empor. Eine Zwingermauer verbindet das Schloss mit dem Seigerthurme, und die ansehnlichen Wirthschaftsgebäude bilden einen regelmässigen Hof, in dessen Nähe die Schäferei steht. Auf den obenerwähnten Brudermord der Weissenbache bezieht der Volksglaube zwei Rittergestalten, welche an der östlichen Seite des Schlosses zu Hinterglauchau gemalt zu sehen sind, jedoch ohne jeden historischen Beweis. Das Dorf Schönfels, welches in geringer Entfernung von Altschönfels liegt, besteht aus 26 Häusern und die Einwohnerschaft beider Theile des Dorfes beträgt
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Herrren
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/032&oldid=- (Version vom 7.9.2019)