Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section | |
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Klingebach, der aus S. O. kommt, den Hofofen und 3 vereinzelte Mühlen treibt.
Eine halbe Stunde von hier nordöstlich liegt der Kohlberg, 850 Fuss über dem Meere; höher noch ist der weiter entfernte Bärensteiner Forsthausberg, welcher 2350 Fuss Seehöhe erreicht und eine Aussicht bis zum Riesengebirge eröffnet.
Schmiedeberg mit seinen 492 Einwohnern gehört jetzt zum Gerichtsamte Dippoldiswalde.
Semmichau, ganz nahe an Göda, in sehr milder, angenehmer, quellenreicher Senkung mit sehr fruchtbaren Lehm-Bodenfeldern, schönen Wiesewachs und Obstbau gesegnet, auch reich an Teichen und Gewässern.
In den frühesten Zeiten gehörte Semmichau wohl zur Burg Göda und erst später und nach der Reformation finden wir hier besondere Besitzer und die Herren von Bolberitz, denen auch Pitzschwitz verliehen war, besassen das Gut von 1488-1519, wo es Caspar von Haugwitz der Jüngere auf Putzkau kaufte.
Von diesem acquirirte es 1556 der Rath zu Bischofswerda, welcher es aber schon 1560 wieder an den Herrn von Haugwitz überlies. Dann besass es der Kammerherr Vitzthum von Eckstädt, welcher das Gut in Allodium umwandeln lies.
Im Jahre 1713 war Erb-, Lehn- und Gerichtsherr von Semmichau der Oberamtsadvocat Johann Friedrich Armst zu Bautzen, dem im Besitze der emeritirte Bürgermeister zu Bautzen Dr. Schneider folgte, dann dessen Wittwe Christiane Regine Sophie, unter welche das Gut sammt Inventarium auf 20046 Thlr. gewürdert wurde, darunter [?]054 Thlr. für Felder und 3231 Thlr. für Wiesen, Teiche, hohe Gärten.
Im Jahre 1829 ist Besitzer von Semmichau Herr Michael Kohlmann gewesen; aber schon 1831 finden wir Carl Gottlob Gehler damit beliehen und 1837 übernahm das Gut sein Sohn Herr Gustav Gehler, welcher es zur Zeit noch besitzt.
Semmichau liegt in der Nähe vieler Ortschaften und ist schon durch Göda, wohin es gepfarrt ist, bekannt.
Die Bolberitz haben hier zu ihrer Zeit viel Gutes gestiftet, dass ihre Namen noch heute mit Achtung, und Ehrfurcht genannt werden.
Der Ort mit seinen 200 Seelen gehört zum Gerichtsamt Bautzen und wird daher jetzt mit Unrecht noch zum Meissner Kreis gerechnet.
Schlatitz, ist fälschlich zum Meisner Kreis gezählt, vielmehr gehört der Ort zu dem Leipziger Kreise.
Wenigstens kann nicht ein zweites Schlatitz existiren. Uns ist blos das Schlatitz bei Mügeln bekannt, welches ein königliches Kammergut ist und also in Leipziger Kreise schon seine Beschreibung gefunden hat.
Schlettau, in den Urkunden Schlettau, auch Schlichtau, Schlettow. ⅝ Stunden südöstlich von Meissen. Der Ort war schon [vo?]r der Stiftung des St. Afra-Klosters in Meissen ein Eigenthum der Kirche zu St. Afra. Seit der Stiftung des Klosters wurde Schlettau ein Vorwerk von demselben.
Dieses Vorwerk hat Herzog Moritz 1544 an Hans von Zeschau erblich überlassen, mit der Bestimmung, dass die neu gestiftete Landesschule die Zinsen davon ziehen sollte.
Die Familie von Zeschau besass dieses Gut Jahrhunderte hindurch, bis es an die Familie Burkhardt in Meissen kam.
Hier in Schletta wird der zwischen Wachs und Oelfarbe stehende einfarbige Pechstein gefunden, ingleichen eine zu Halbporzellan taugliche Porzellanerde, wohl aus Pechsteinporphyr entstanden.
Unter dem hiesigen Rittergute standen 4 Gärtner und 4 Häusler, im Ganzen hat der Ort 20 Häuser und über 170 Einwohner, die unter dem Gerichtsamte Meissen stehen.
Saalhausen. Der Name schon erinnert an ein alt, ahnenreiches Geschlecht, aus welchem Meissner Bischöffe und viele grosse um König und Vaterland sehr verdiente Männer stammen.
Mancher hat wohl in der Geschichte Sachsens diese Namen gelesen und ihre Thaten und Werke bewundert, ohne zu wissen, von wannen diese Männer stammen. Saalhausen ist deshalb werth, dass wir bei dieser Beschreibung länger verweilen als bei andern Orten. Es liegt 1½ Stunde von Oschatz und hat zu dessen Entstehung ein Ackersasse, Namens Sala ums Jahr 926 Veranlassung gegeben, welcher anfänglich ein Vorwerk hier anlegte, woraus später dann das Rittergut Saalhausen entstanden ist.
Die Verwandlung des Stammnamens erfolgte erst, nachdem das Vorwerk zu einem Gute erhoben und mit der Amtssässigkeit beehrt worden war. Die Gegend um Saalhausen ist romantisch und überhaupt interessant zu nennen. Das Herrenhaus besteht aus einem grossen Gebäude, umgeben von gut angelegten Wirthschaftsräumen, Stallungen und Holzremisen, an das Herrenhaus stösst ein schöner Garten, in welchem oft und gern Johann VI. verweilte und an den Reizen der Natur sich ergötzte. Im Schlosse selbst ist eine Kapelle, in welcher der Pfarrer von Limbach Gottesdienst hält, und über welche dem Besitzer des Gutes Saalhausen die Collatur zusteht und welche der Limbacher Kirche unterworfen ist. Die Herren von Saalhausen sind die Erbauer dieses Schlosses, welches allerdings im Laufe der Zeiten manche Veränderung erlitten. Im 14. Jahrhunderte lebte Ullrich von Saalhausen hier, dem Friedrich von Saalhausen, des Meissner Bischofs Johann VI. Vaters folgte.
Mit Anfang des 16. Jahrhunderts war aber das Rittergut in andere Hände übergegangen, indem wir um diese Zeit die Herren von Grauschwitz hier finden. Hans von Grauschwitz wird uns als Erb- Lehn und Gerichtsherr von Saalhausen ums Jahr 1557–1559 genannt, dem sein Sohn Nicolaus folgte. Nach dessen Tode kam das Gut 1588 an Abraham von Bock, der es bis 1603 behauptete und dann nach seinem Tode sein Sohn Christian bis 1620 nach diesem wieder sein Sohn Abraham Christian folgte.
Im J. 1679 acquirirte das Gut der Ober-Hofmarschall von Wolframsdorf, der 1703 mit Tode abging, dem 1704 Graf Johann Georg von Wolframsdorf folgte.
Nach dem Ableben der letzteren Familie erkaufte das Gut die Familie von Schleinitz, welche es bis 1773 behauptete, wo es Heinrich Gottlieb Eulitz an sich brachte, von welchem es in die Hände des Johann Georg Erdmannn Günther auf Gross- und Kleinrössen kam.
Der dermalige Besitzer ist Herr Erdmann Theodor Günther. –
Das Gut besteht aus 9 Scheffel Garten-Land, 331 Scheffel Feld, 107 Scheffel Wiesen, 15 Scheffel Holzung und 7 Scheffel Teiche. –
Es ist seiner ganzen Lage und seiner klimatischen Verhältnisse nach ein sehr schön und gutgelegenes Gut.
Es war früher mit 4½ Ritterpferden belegt, gab aber 1588 eins nach Schweta, und 1595 eins nach Wahrenbrück ab, sodass es zuletzt nur mit 2½ belastet war. Im Jahre 1778 wurde es in Erblehn verwandelt, die Schriftsässigkeit erlangte es 1593.
Dazu geschlagen sind die wüsten Marken Heinichen und Schönhausen und schriftsässig gehörten dazu ein Theil vom Dorfe Zeicha, vom Dorfe Bennewitz, von Mohrigs, von Altoschatz, von Birmenitz, von Thalheim, von Krepta, die Mühle zu Grünrode, die Dörfer Kreyscha, Lampertsdorf und die Schäferei Heyda. Das Vorwerk ist in Limbach.
Der Ort Saalhausen ist nicht gross: derselbe besteht aus 19 bis 20 Häusern, worunter 1 Schenke und 1 Schmiede sich befinden und aus 186 Einwohnern, die dem Gerichtsamte Oschatz zugetheilt sind.
Tauscha, 1½ Stunde von Königsbrück, umgeben von Waldungen, woran am nördlichen Ende die Laussnitzer Haide stöst.
Die Gegend gehört nicht zu den fruchtbarsten, aber wenigstens hat sie doch viel fischreiche Teiche.
Das hiesige Rittergut gehörte nach der Reformation denen vom Looss und noch im 17. Jahrhundert besassen es die Nachkommen von Christof Looss; erst im 18. Jahrhunderte war es an den Kammerrath von Wichmannshausen gekommen und dann an die von Lüttichau auf Olbersdorf, Crumhennersdorf u. s. w. Im 19. Jahrhundert war die Familie Böhm damit beliehen, zu welchen der Leutnant Klett gehörte. Jetzt ist das Gut im Besitz des Herrn Hähner.
Der Ort hat eine Tochterkirche von Sacka. Das Collaturrecht übt abwechselnd die Herrschaft von Sacka und Tauscha, wozu der sogenannte neue Anbau gepfarrt ist, die Conspection und Obrigkeit bildet das königl. Gerichtsamt Radeburg.
Das Rittergut hatte vor der neuen Gerichtsorganisation weiter keine Unterthanen, als des Dorfes Bewohner, die in einigen 40 Häusern leben und an Seelen über 250 haben; die dem Gerichtsamte Radeburg zugewiesen sind.
Sornitz, ein sehr alter Ort und von den Sorben nach einem Orte in Bosnien Zorwenic benannt, weshalb derselbe auch in Urkunden Sornewitz und Sornizk genannt wird, 1 Meile westl. von Meissen gelegen in der schönen, belebten und fruchtbaren Gegend des Meissner Landes. Nicht weit davon fliesst der Käbschützbach, welcher die Sornitzer Mühle treibt.
Das frühere Vorwerk gehörte dem St. Afra-Kloster zu Meissen; später wurden die Wildberg als burggräfliche Vasallen damit beliehen, von welchen es im 15ten Jahrhundert an die Herren von Nischwitz kam. 1612 gehörte es dem Hans Christoph von Nischwitz, zu welcher Zeit es mit einem halben Ritterpferd verdient wurde.
Im 17ten Jahrhundert wurde das Lehn erledigt und fiel dem Landesherrn zu, worauf es an die Herren von Wehlen gelangte.
Im Jahre 1738 schenkte August II. seinem Günstling Ferdinand Gerhard von Wehlen zum Gute die Fasaneriegerechtigkeit.
Noch im 19ten Jahrhundert gelangte das Gut an die Familie von Zehmen, der dermalige Besitzer ist Herr Friedrich August Ludwig von Zehmen auf Schleinitz und Petzschwitz.
Die Rittergutsgebäude sind gefällig und die Wirthschaftsräume bequem und vortheilhaft angelegt.
Der Feldbau vorzüglich und der Weinbau nicht unbedeutend.
Der Ort ist in die Tochterkirche von Ziegenhain, nach Planitz eingepfarrt, über welche Herr von Zehmen die Collatur übt, und die Einwohner, deren Zahl sich auf 250 beläuft, sind in das Gerichtsamt Meissen gewiesen.
Spremberg, Ober- und Nieder-Spremberg mit Neusalz, an der Spree, wenigstens 1 Stunde sich erstreckend und in Ober- und Nieder-Spremberg zerfallend, wovon auf des letztern Ritterguts Grund und Boden Neusalza meistens erbaut worden ist.
Der Ort selbst kommt schon im Jahre 1222 in verschiedenen Urkunden als ein sehr wichtiger Ort vor. Bis zum Jahre 1488 waren aber in beiden Theilen des Orts und lange nachher noch 2 Besitzer.
Das hiesige Rittergut wird indessen immer noch Ober- und Nieder-Spremberg mit Neusalza genannt und war ein Erblehn cum liberrima facultate disponendi.
Niclas und Hans von Rauschendorf besassen im 15ten Jahrhundert
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/376&oldid=- (Version vom 15.2.2018)