Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section | |
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In einigen 30 Häusern wohnen über 250 Seelen, die dem Gerichtsamte Grossenhain zugewiesen sind.
Kraussnitz, ½ Stunde von Ortrand, 3½ Stunde von Grossenhain dicht an der preussischen Grenze, in einer schönen nicht ganz ebenen Gegend, an einem Bächlein, woran die Mühle liegt.
Das Gut ist nicht unbedeutend, hat gute Felder und Wiesen, baut Wein und Obst und ist im Besitze einer bedeutenden Schäferei.
Es wurde mit ½ Ritterpferd belastet und hatte die Amtssässigkeit erlangt und besass das Dorf Naundorf. Das Gut gehörte zu Anfang des 19ten Jahrhunderts einem von Süssmilch, gen. Hörnig, 1826 einen Herrn Allmer und jetziger Besitzer ist Herr von Löben.
Eingepfarrt ist der Ort nach Grosskmehlen. In einigen 20Häusern leben über 150 Einwohner, die dem Gerichtsamte Grossenhain angehören.
Kreinitz, keine halbe Stunde von der preussischen Grenze; war erst bestimmt, an Preussen abgetreten zu werden, ist aber sächsisch geblieben.
Das frühere schöne Schloss mit seiner alterthümlichen Bauart wurde im Jahre 1611 mit weggeschwemmt und das jetzige ist viel ?her vom Dorfe in Süden wiederaufgebaut. Es hält 2 Seiten-Pavillons und ist schön und regelmässig erbaut. Schon im 13ten Jahrhundert kommt ein Ritter von Krinitz vor, worauf es im 14ten Jahrhundert an die von Schleinitz kam, denen die von Pflugk folgten, welche auch ?belgern und Lössnig besassen.
Dann, waren Erb-, Lehn- und Gerichtsherren die Grafen von ?erthern auf Neuenheilingen, erst 1777 ging es an die Grafen Seyde?tz über, denen ein Hauptmann von Egydi auf Ottersitz folgte, dessen Familie es jetzt noch besitzt.
Das Rittergut wurde mit 2 Ritterpferden verdient und Zubehör waren Lorenzkirch, Koberthal, die Gatschhäuser und die 5 Haidehäuser, unter welchen ein Jägerhaus sich befand.
Die Schäferei steht entfernt in Nordosten. Die Ziegelei und die Brauerei und Brandweinbrennerei sind bedeutende Nutzungen für das Gut, auch einiger Weinbau wird betrieben.
Eine Filialkirche ist im Orte, woran die Mutterkirche in Lorenzkirch sich befindet.
Im Orte sind über 200 Einwohner, worunter 7 ganze und 2 halbe Bauern und 51 Häusler sich befinden, die dem Gerichtsamte Grossenhain unterworfen sind.
Krummhermsdorf, 1¼ Stunde, von Sebnitz, 1⅝ Stunde ?lich von Hohnstein.
Das hiesige Gut ist herrlich gelegen und die Gutsgebäude machen einen herrlichen Eindruck. Andere Dörfer gehörten nicht da? und wurden mit ¼ Ritterpferd verdient.
Gegen die Mitte des 15ten Jahrhunderts waren Christoph, Hans, ?inrich und Siegismund Gebrüder von Maxen die Besitzer, nach welchen es Hans Keseling erkaufte, der es seiner Wittwe hinterlies, ?21 bildete das halbe Dorf ein Zubehör des Neidbergs, den Elisabeth von Liebenau als Leibgedunge besass. Die Liebenau verkauften es 1694 an Hannibal von Lüttichau auf Ulbersdorf, von welchen es an die Familie Kegel kam, die jetzt noch damit beliehen ist. Nahe dem Dorfe Krummhennersdorf liegt der Unger, einer der höchsten Berge hiesiger Gegend, von wo aus man die herrlichste Aussicht geniesst.
Die Einwohner, welche in 50 Häusern leben und in 400 Seelen ?ehen, sind nach Neustadt eingepfarrt und in das dortige Gerichtsamte gewiesen.
Kunnersdorf bei Grossenhain. Unter den vielen Orten gleichen Namens wird unser Kunnersdorf bei Hain bezeichnet, obschon es näher an Radeburg liegt. Der Ort war lange bischöfliches Lehn, als die Meissner Burggrafen denselben besassen.
Zu Anfang des 19ten Jahrhunderts besass das Gut die Familie von Boblik und jetzt besitzt es Se. Durchlaucht der Fürst Reuss-Greiz.
Der Ort ist nach Niederebersbach gepfarrt und enthält weiter nichts Bemerkenswerthes.
Laussnitz, das Kammergut mit der sogenannten Laussnitzer Haide, welche Kurfürst August nebst einigen Dörfern im Jahre 1564 für 16000 Gulden von Otto Pflug dem Jüngern auf Strehla erkaufte.
Die Haide wird in das Okryllaer, Laussnitzer und Wirschnitzer Revier eingetheilt. Sie bietet an Deputat und Gnadenholz jährlich über 6000 Klaftern in den Dresdner Holzhof.
Ehe das Gut zur Domäne erhoben wurde, war es mit einem Ritterpferd belastet und gehörte vor 350 Jahren dem Moritz von Thiemen.
Die Einwohner von Laussnitz gehören zum Gerichtsamte Königsbrück.
Krakau, in frühern alten Urkunden wird es Crockow, Crackaw genannt, liegt an den beiden Ufern der Pulsnitz, welche den Meissner Kreis von der Oberlausitz scheidet, zwischen Königsbrück und Ortrand, welcher letztre Ort jetzt zu Preussen gehört.
Das Rittergut ist dem Meissner Kreise zugetheilt, welches früher und zwar bis zum Jahre 1746 mit Ausnahme der Wirthschaftsgebäude auf Oberlausitzer Seite stand. Durch das in der Nacht des 22sten September 1746 entstandene Feuer wurde das frühere im alten Style erbaute grossartige Schloss sammt den Wirthschaftsgebäuden zerstört, welche auf Meissner Antheil standen.
Das jetzige Herrenhaus, ein 12 Ellen in der Fronte haltendes Gebäude ist im grossartigen Style erbaut und gewährt einen herrlichen Anblick sammt seinen Wirthschaftsgebäuden.
Zum Rittergute selbst gehören grosse, bedeutende Kieferwaldungen, welche hauptsächlich aus der sogenannten Krakauischen Haide bestehen; der Boden der Felder und Wiesen ist ebenfalls nicht unbedeutend und es wird gutes Korn und Haidekorn erbaut, vor Allen aber ist die Schäferei erwähnenswerth, welche im nahen Salla sich befindet und weit und breit berühmt ist.
Krakau, das Rittergut, hat dem alten Geschlechte der Kraks oder Krakows den Namen gegeben, welche lange im Besitze sich behaupteten, später kam das Gut an die Herren von Körbitz. Wolf von Körbitz auf Martinskirchen besass das Gut noch 1565, von welchem es auf die von Kitzscher überging, die es noch im 16ten Jahrhundert inne hatten. Erst im 17ten Jahrhundert und zwar 1614 finden wir Hans von Hornhausen hier, von welchem es im Jahre 1648 die Kurfürstin Magdalena Sibylla, des Kurfürsten Johann Georg I. zweite Gemahlin, eine geborne Markgräfin von Brandenburg erkaufte, von welcher es im Jahre 1661 an den Freiherrn von Rechenberg verliehen wurde. Schon im Jahre 1663 wechselte der Besitz und wir finden als Erb-, Lehn- und Gerichtsherrn Wilhelm von Pistoris. Von dieser Familie kam es an das Geschlecht der Schäffer. 1702 lebte hier der Hauptmann Valentin Schäffer, dem der Hauptmann Friedrich Daniel Schäffer folgte, von welchem es der Kammer-Kommissionsrath Friedrich Wilhelm Schäffer überkam, dessen Nachkommen, die Gorresheim-, Schäffer-, Schrickel’sche Familien noch bis zum 19ten Jahrhundert im Besitze dieses Ritterguts sich befanden. Jetzt gehört Krakau Herrn Weiss.
Zum Gute gehört noch die sogenannte Hofmühle, im Ganzen aber eine Einwohnerzahl von 250 Seelen, welche früher unter der hiesigen Gerichtsbarkeit Recht zu leiden hatte, jetzt aber dem Gerichtsamte Königsbrück einverleibt ist.
Ausser der Agricultur beschäftigen die Einwohner sich mit Gewerben und Handwerken.
Auch wird hier ein sehr lebhafter Handel mit Brettern, Bauholz, Wachs und Leinwand getrieben. Zu dem letzten Gewerbe tragen die hiesigen schönen Bleichen sehr viel bei.
Nach dem Jahre 1648, wo die Kurfürstin Krakau acquirirt hatte, verstattete sie den hiesigen Handwerken sich in Einer Innung zusammen zu thun und die Einwohner selbst theilten sich hier stete in 4 Klassen, wovon die erste aus den Grossanspännern, die zweite aus den Kleinanspännern, die dritte aus den nur wenige Grundstücke besitzenden und die vierte aus den Häuslern bestand.
Krakau wurde von jeher als ein Städtchen behandelt und deshalb demselben auch das Jahrmarktsrecht ertheilt, so dass hier 2 Jahrmärkte jährlich abgehalten werden.
In der Gegend von Krakau endigen die östlichen Gebirge Schlesiens und der Oberlausitz und die ganze Gegend verliert sich in eine unübersehbare Ebene, ganz gleich der Ebene von Leipzig.
Dem Rittergute steht das Patronatsrecht über Kirche und Schule zu.
In die hiesige Kirche sind die Orte Sella, Zochau, Röhrsdorf, Borau, Steinborn, Quossdorf, Zietzsch und Otterschütz eingepfarrt.
Die 4 letzten Dörfer gehörten ursprünglich zur Standesherrschaft Königsbrück.
Krebs, liegt ¾ Stunde von Pirna mit Zuschendorf, Sedlitz, Köttwitz und Meusegast rainend.
Der Ort selbst liegt in einer offnen breiten Schlucht, in einer schönen, fruchtreichen Gegend.
Bis hierher erstreckt sich die Strohflechterei von Dohna, wo der Hauptsitz dieses Gewerbes ist.
Das hiesige Rittergut ist nicht allzu gross, aber gute Felder und Wiesen schmücken den Ort.
Die herrschaftliche Wohnung ist ein im neuern Style erbautes Gebäude, welche grosse, vortreffliche Wirthschaftsräume umgeben.
Zu dem früher schriftsässigen Rittergute gehört sonst blos die sogenannte kleine Gemeinde, wogegen der östliche Theil des Dorfes unter Zehista, der westl. unterm Dresdner Rathe und 1 Gut am Ende des Dorfes unter Zuschendorf stehen.
Allein im 17ten Jahrhundert wurden von dem damaligen Besitzer des Gutes dem Kammermeister Berger die ersteren 3 Theile vereinigt.
Das Gut Krebs ist lange Zeit im Besitze der Herren von Bünau gewesen, von welchen es an das Geschlecht derer von Körbitz und dann derer von Letzschkau, worauf es erst in die Hände des gedachten Berger kam.
Dann war es in schneller Hintereinanderfolge im Besitze der von Birkholz, von Miltitz und von Stubenberg, worauf es an die hochgeachtete Familie von Oppel kam, die jetzt noch damit beliehen ist.
Die Bodenfrüchte, die hier erzeugt worden, sind meistens ausgezeichnet zu nennen, vorzüglich aber ist der Kartoffelbau gut zu nennen, weil der Boden vorzüglich geeignet ist, der leicht und sandig ist.
Der hiesigen Gegend entlang in Norden und Nordosten bis nach Zehista hin zieht sich der Petrefactenberg, welcher jedoch von den hiesigen Einwohnern diesen Namen nicht beigelegt erhält. Dieser Berg ist bekannt durch den hier sich findenden Jaspis.
Die übrige Gegend zeichnet sich im Frühjahre durch Schneeglöckchen und sogenannte Märzbecher aus.
Der Ort mit seinen 200 Einwohnern, gehört jetzt zum Gerichtsamte Pirna.
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/370&oldid=- (Version vom 28.5.2017)