Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section | |
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Adelsdorf, 1 Stunde von Grossenhain gelegen, war früher blos ein Vorwerk, welches mit 5 Bauern im Dorfe das Nonnenkloster von Grossenhain schon 1266 käuflich an sich brachte und bis nach seiner Aufhebung auch besass. Nach der Aufhebung des Klosters nahm es Herzog Moritz an sich und von dieser Zeit stammen die neuen schönen Gebäude.
Noch vor dem Jahre 1544 wurde es vom Herzog zum Besten der Fürstenschule in Meissen an Dr. Georg Kommerstädt verkauft.
Dieser hinterlies es seinem Sohne gleichen Namens, worauf es an den Amtshauptmann Günther von Carlowitz zu Grossenhain kam, bei welcher Familie es bis ins 18te Jahrhundert blieb. Im Jahre 1755 kaufte es der Amtshauptmann Friedrich August von Kühlwein zu Grossenhain, von welchem es 1788 an den Obristlieutenant von Schulz kam, bei weicher Familie es bis auf die neuesten Zeiten blieb.
Die Gutsgebäude sind gross und geräumig und gewähren ein schönes Bild, die Wirthschaftsräume sind massiv, die Felder und Wiesen gehören der bessern Bodenklasse an und schriftsässig gehörte zu diesem Gute das Dorf Niegeroda, welches ebenfalls dem Nonnenkloster in Hain gehörte, jetzt aber nach Oelsnitz eingepfarrt ist, wogegen Adelsdorf in die Hauptkirche zu Hain geht.
In Adelsdorf mussten sonst 20 Hufen den Bischofszehnten geben, welcher 1405 an einen Wurzner Domherrn verkauft wurde.
Die Einwohner von Adelsdorf, welche in 15 Häusern wohnen und aus 70 Seelen bestehen, und dem Gerichtsamte Grossenhain zugewiesen.
Bischdorf, eigentlich Bischoffsdorf, 1 Stunde östlich von der Stadt Löbau gelegen, aber zum Meissner Kreise gehörend.
Zwar wurde dieses Dorf und das Rittergut daselbst im Jahre 1219 von Bischof Bruno zu Meissen zu dem von ihm im Jahre 1212 errichteten Kollegiatstifte Bautzen geschlagen, was jedoch vom König Ottokar von Böhmen und von dem Markgrafen Dietrich zu Meissen nicht genehmigt wurde, aber die Bischöfe hatten die Lehnshoheit darüber. Nach dem Hussitenkriege musste es verkauft werden und als die ersten Besitzer im 15ten Jahrhundert finden wir die Herren von Gersdorf, von welchen es an die Familie von Bünau kam. Im 17ten Jahrhundert war das Geschlecht von Haugwitz damit beliehen und 1732 hatte es eine Haugwitzsche Wittwe die Gräfin von Bestuchef Rumin.
Von deren Wittwer, dem Grafen kam das Gut im J. 1759 an den Bruder jener Gräfin, an den Kammerherrn Hans Adolph von Carlowitz. Ferner im J. 1770 an den Geheimrath von Bressler auf Nostitz, Maltitz, Lauske, Friedersdorf u. s. w., dessen Familie in den Grafenstand erhoben, noch im J. 1828 im Besitze war. – Ueber den Antheil von Bischdorf, welchen das Dom-Capitel zu Budissin vom J. 1281 – 1600 besass, vergl. Lausitzer Kreis dieses Albums S. 253.
Durch Johann Georg I. kam das Gut zum frühern Amte Stolpen und zum Meissner Kreis.
Der Ort zerfällt eigentlich in das Nieder- und Oberdorf, das Gut aber in den Nieder- und Mittelhof, war aber stets in den Händen eines Besitzers, jetzt in denen des Herrn Emil Schmalz.
Das doppelte Rittergut wurde nur mit 1 Ritterpferd verdient und war neuschriftsässig und heute noch übt der Besitzer von Bischdorf das Patronat über die hiesige Kirche und Schule; die Inspection hat der Superintendent in Bischofswerda. Der Ordinationsschein des ersten evangelischen Pfarrers Bartholomäus Walde ist, von Bugenhagen und Melanchthon am 29sten März 1553 unterzeichnet, noch vorhanden.
Bischdorf ist ein ansehnlicher Ort mit vielen Webern und Handwerkern; derselbe hängt mit Herwigsdorf im Süden zusammen, wodurch eine 1½ Stunde lange Häuserreihe gebildet wird.
In jeder Hälfte des Dorfes befindet sich auch eine Mühle und bei der Obermühle eine Sägemühle.
Die Kirche steht im Oberdorfe und ist berühmt, weil in derselben Luther gepredigt hat.
In Nordosten von Bischdorf steigt der hohe Georgenberg in die Höhe, welcher das Gegengebirge des Sohlander Spitzberges bildet und eine vortreffliche Aussicht gewährt. An seinem östlichen Fusse liegt Sohland, am nordwestliehen Dollwitz.
Bischdorf hat über 700 Bewohner, die beim Gerichtsamte Löbau Recht leiden.
Barnitz, auch Barmitz genannt, liegt 1 Stunde von der Stadt Lommatzsch, also in der guten und besten Pflege Sachsens, zwischen den Dörfern Grausitz, Trogen, Scherau und Altlommatzsch, so wie Altsattel. Nur diesen Ort darf man nennen und jeder gute Sachse muss die Flur nun kennen, welche reich und ergiebig des Lamdmanns Fleiss und Arbeit hier reichlich belohnt.
Das hiesige Rittergut ist natürlich auch nur ein vortreffliches Gut zu nennen. Dasselbe hat herrliche massive Gebäude, grosse Wirthschaftsräume und fruchtbringende Gärten und Wiesen.
In den frühesten Zeiten gehörte der Ort und das Vorwerk zum Kloster, erst nach der Reformation erhielt es besondere Besitzer und von einem gewissen Herrn Steiger kam es an den dermaligen Besitzer Herrn Friedrich August Ludwig von Zehmen.
Das Gut ist amtssässig und gehörten früher Antheile von Löhsten und Starbach dazu und ist mit seinen 25 Feuerstätten und 200 Einwohnern nach Krögis eingepfarrt. Hier sind die eigentlichen Sammtbauern zu suchen, die mit Equipagen in die Stadt fahren oder zur Kirche oder zu den Jahrmärkten der umliegenden Orte.
Hier speiset der grössere Bauer nicht mehr mit dem Gesinde, wie dies in andern Gegenden Sachsens der Fall ist.
Hier steht in jedem Zimmer ein Flügel oder ein Forte-Piano und die Tochter vom Hause oder der Sohn ist musikalisch.
Vom Voigtlande hierher versetzt, ist ein gewaltiger Unterschied hinsichtlich der Lebensweise jener und diesen Bauern.
Barnitz hat meistens schöne Gebäude und herrliche Gärten und ist dem Gerichtsamte Lommatzsch zugetheilt.
Batzdorf. 1½ Stunde von Meissen, zwischen den Dörfern Siebeneichen, Bockwien, Repnitz und Reichenbach auf hohem Thalufer nahe bei Reichenbach gelegen.
Das Gut ist eben so alt wie Scharfenberg und ebenfalls bis auf die neuesten Zeiten mit Scharfenberg in den Händen ein und derselben Familie. Mit diesem vom Kaiser Heinrich dem Vogelsteller erbauten und von Otto I. vollendeten Schlosse Scharfenberg war Batzdorf stets combinirt und Henricus von Batensdorpf, welcher mit seiner Gattin Gertraud in einer Stift-Meissnischen Urkunde von 1270 erwähnt wird, war ein Glied der von Miltitzschen Familie, welche das Gut schon 1218 besessen hat. Die Gutsgebäude sind schlossartig erbaut und machen auf die ganze Gegend einen herrlichen Eindruck.
Nach dem Jahre 1582 kam das Patronatrecht zu Brockwitz an das Rittergut Batzdorf, weil Siegmund von Miltitz den Rabnitzer Antheil von Scharfenberg an Dietrich von Miltitz den Aelteren Batzdorf verkauft hatte.
Der Ort Batzdorf ist in die Kirche zu Neustadt gewiesen und derselbe hat mit seinen 12 Häusern und 100 Einwohnern beim Gerichtsamte Messen Recht zu leiden.
Das Rittergut selbst war nach alter Einrichtung altschriftsässig und ein Theil von Brockwitz war hierher lehnpflichtig, sowie 4 Hufen von Scherau.
Beyersdorf, 1 kleine Stunde von Neusalza, 3 Stunden von Löbau, an der Strasse von Neustadt nach Löbau in segensreicher Flur gelegen.
Dieser Ort gehörte im 13ten Jahrhundert dem Stift Meissen, während die Gerichtsbarkeit dem Markgrafen von Brandenburg zustand, welcher Besitzer von der Bautzner Pflege war.
Der hiesige schon im J. 1272 vorkommende Sattelhof wurde erst später zu einem Rittergute erhoben, umfasste grosse Waldungen und Teiche, und nachdem er zum Rittergute erhoben war, wurde die Familie von Rechenberg damit beliehen, bei welcher Familie es bis zum Jahre 1662 verblieb. Der Letzte von Rechenberg ward dann von einem Herrn von Gersdorf im Duell erstochen. Im 18ten Jahrhundert kam das Gut an den Appellationsrath von der Sahla, 1??? an Johann Gottlob von der Sahla, von welchem es 1764 Christian Gottlieb(?) Schlenker erwarb. Im 19ten Jahrhundert kaufte das Gut Premierlieutenant von Meynhardt und der gegenwärtige Besitzer ist Herr Döpke.
Die Schriftsässigkeit erlangte das Gut erst im Jahre 1788 und war im 17ten Jahrhundert in 2 Hälften getheilt, in Ober- und Nieder-Beyersdorf; von 1662–1678 hatte auch jede Hälfte besondere Besitzer.
Die Kirche war früher ein Filial von Oppach, wurde aber 1??? zur Pfarrkirche erhoben.
Collator über dasige Kirche und Schule ist der jedesmalige Besitzer von Beyersdorf und stehen Kirche und Schule unter der Inspection Bischofswerda.
Die Einwohner, welche über 300 Seelen ausmachen, gehört unter das Gerichtsamt Neusalza.
Basslitz. Westlich vom Dorfe Basslitz liegt das eigentliche Rittergut ¾ Stunde entfernt, welches blos von einigen kleinen ???scherhäusern umgeben ist und eigentlich keine Unterthanen hatte.
Dieses Rittergut wird heute noch das Vorwerk genannt, zwischen den Dörfern Radewitz, Laubach, Kmehlen und Göbritz gelegen.
Nach der Reformation finden wir im J. 1548 als ersten Besitzer hier Hans von Kommerstädt, dessen Nachfolger es dem Churfürsten Johann Georg I. 1652 verkauften. Da seine Gemahlin Magdalen Sibylle das Geld dazu vorgeschossen hatte, so wurde deshalb die
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 1. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/361&oldid=- (Version vom 28.5.2017)