Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section | |
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Sahlassen, sowie zum Besten der Kirche und Gemeinde zu Canitz, ein Legat von 12,000 Thlrn., wofür ihrer und ihres Namens noch in alle Zeiten dankend gedacht werden wird. Das Rittergut ging nach ihrem 1811 erfolgtem Tode im Erbe auf den Königl. Preuss. Stallmeister Herrn Christian Friedrich Starke und dessen Familie über.
Der gegenwärtige Besitzer ist Herr Gustav Albert Starke. Es ist Canitz eines der grösseren schönen Rittergüter Sachsens. Schriftsässig gehörten dazu die Dörfer Canitz, Leckwitz, Schwarzroda und ein Anspänner zu Dürrenberg. Es hatte auch einzelne Unterthanen (vielleicht nur Zinsleute) zu Malpitz, Kauckelitz, Wolsau, Bennewitz, Zeckeritz und Losswig im Torgauer Kreise und hat ein Areal von 5 Scheffel Zier- und 73/16 Scheffel andere Gärten; 492 Scheffel Feld, 67 Scheffel Wiesen, 250 Scheffel Holz (dabei die Viertelskabel im Dürrenberge, die Kabel im Eulengrunde, die Steinkabel, die Dorf-, die Lübschützer-, die Försterkabel, den Pfaffensteig, den Löttenberg und das Weinholz; 43 Pfahlhaufen Weinberg bei Strehla, 71¼ Scheffel Teichland (9 Teiche) und von steigenden und fallenden Nutzungen 262 Thlr.
Ausserdem steht dem Rittergute die Niederjagd und Braugerechtigkeit zu. Die Schäferei ist gross und werden jetzt noch an 1000 Stück Schafe gehalten.
Das Rittergut wurde am 25. Februar 1692 für Schriftsässig erklärt, erlangte aber erst 1805 die Landtagsfähigkeit.
Die Schäferei zu Schwarzroda, welches in uralter Zeit ein besonderes Dorf gewesen sein soll und von den Hussitten zerstört worden sein mag, hat anfänglich nicht zur hiesigen Parochie, sondern in die zu Borna gehört, ein Umstand, wovon der Grund wohl darinnen zu suchen ist, dass die Kirche in Canitz später erst entstanden, und dann eine Filia von Borna gewesen ist.
Erst durch den Rittergutsbesitzer von Pflug wurde die Kirche in Canitz zu einer selbständigen erhoben und durch Verfügung einer Kirchenvisitation im Jahre 1555 Schwarzroda nach Canitz gewiesen.
Ausser dem grossen schönen Rittergute mit allen seinen Zubehörungen, dem Gasthofe, der Wassermühle, und noch 2 Häussern ausserhalb der Hofrhede, sowie der unfern gelegenen Schäferei, Schwarzroda und den dortigen 3 Drescherhäusern, ausser der Kirche, Pfarre und Schule befinden sich daselbst noch 44 Feuerstätten, 1 Armenhaus mit inbegriffen und in Allem überhaupt gegenwärtig 250 über 14 Jahre alte Einwohner, welche sich grösstentheils, nur mit Ausnahme einiger Handwerker, mit dem Landbau beschäftigen, und die zu dem Gerichtsamte Oschatz gewiesen sind.
Ueber die Kirche, Pfarre und Schule, in welche seit 1835 das nahe gelegene, der Parochie Gröba angehörige Dorf Pochra einbezirkt ist, sowie über die Schule zu Sahlassen, wohin das Dorf Leckwitz gewiesen worden ist, steht dem Rittergute das Patronatrecht zu, wogegen die Gerichtsbarkeit über Canitz und über Leckwitz schon vor Aufhebung der Patrimonialgerichte, der vorige Besitzer freiwillig an den Staat abgetreten hatte.
Mehrere Dorfbewohner von Canitz besitzen noch die Feldmark Naundorf, zwischen Canitz und Mautitz gelegen, wahrscheinlich die Flur eines in der Vorzeit dort gestandenen Dorfes, welche nicht unter die Gerichtsbarkeit von Canitz, sondern unter die von Seerhausen gehörte und dorthin zinspflüchtig war.
In der Ortsgeschichte dürften übrigens noch die mannichfachen Leiden erwähnenswerth sein, welche die Zeiten des 30jährigen und des 7jährigen Krieges demselben mit sich brachten. So wüthete im Jahre 1632 die Pest, und forderte in diesem einen Jahr 106 Opfer, unter denen auch der Geistliche sich mit befand. Auch wurde der Ort vielfach durch feindliche Durchmärsche bedrängt. In neuern Zeiten, namentlich am Schlusse des vorigen und zu Anfange des jetzigen Jahrhunderts müssen auch die ungemein zahlreichen Feuersbrünste, wodurch Canitz heimgesucht wurde, mit erwähnt werden. Im Jahre 1805 nämlich zählte man ausser einigen frühern Unglücksfällen binnen 6 Jahren 7 Feuersbrünste, deren Entstehungsursachen nie entdeckt worden sind, und wodurch viele Wohnungen mehr als einmal, ja eins der stärksten Bauergüter sogar dreimal in Schutt und Asche gelegt wurde. Die Kirche aber und die geistlichen Gebäude blieben immer, wie nahe auch und gross einmal die Gefahr war, glücklich verschont.
Nicht durch Brandunglück vernichtet, aber durch Alter untüchtig gemacht, wurden zuerst im Jahre 1819 die Schule und im Jahre 1829 ein grosser Theil der Pfarrgebäude neu hergestellt.
Vieles hat sich in der neuesten Zeit, noch in Canitz in seinem
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 234. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/351&oldid=- (Version vom 3.6.2018)