Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section | |
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Die früher hier gestandene Glashütte ist schon länger eingegangen. Sie lieferte blos grüne Hohl- und Medicinalgläser. Ihr Produkt war zwar haltbar und glänzend aber von unangenehmer Farbe.
Vor der Einführung der neuen Gerichtsorganisation gehörten zu Potschappel die Dörfer Deuben, Birkigt, Schweinsdorf, Zschiedgen, Kleinburg und Kleinnaundorf.
Im letztern Orte war ursprünglich ein besonderes Rittergut und bestand deshalb dortselbst ein besonderer Dingstuhl, weshalb der Rittergutsbesitzer von Potschappel in seinem Lehnbriefe allemal mit Kleinnaundorf als einem besondern Rittergute belehnt wird.
Jetzt befindet sich die Schäferei daselbst, so wie mehrere Wirthschaftsgebäude.
Bei Schweinsdorf hat das Rittergut bedeutende Kalksteinbrüche mit Kalköfen.
Bekannt und berühmt ist aber Potschappel durch seinen Kohlenbau geworden, welcher hier ächt bergmännisch betrieben wird, und vorzüglich schön durch den Grafen von Hagen in die Höhe gebracht wurde. So ist das Rittergut, welches im Jahre 1784 38000 Thaler gekostet hatte, im Jahre 1804 mit 198000 Thaler verkauft worden.
In einem zwanzigjährigen Besitz hatte sich der Werth um das fünffache erhöht und die Kohlen und Vitriolwerke einen Gewinn von 90000 Thaler abgeworfen.
Durch dieses Verfahren des Grafen von Hagen kam natürlich der Ort in die Höhe. Dreissig Jahre früher war derselbe so nahrlos und arm, dass sämmtliche Wirthschaften im Dorfe für 6000 Thaler feil geboten wurden, während jetzt jeder einzelne Bauernhof einen viel höheren Werth hat.
Seit des neuen Betriebs von der Actiengesellschaft ist nun der ganze Kohlenbau noch viel grossartiger geworden und die nähere Beschreibung gehört nicht hierher, da solche schon durch die ausgegebenen Prospecte der Actiengesellschaft genugsam beleuchtet und das Unternehmen selbst durch öffentliche Blätter in einem so günstigen Lichte geschildert worden ist, dass darüber nichts mehr hinzuzufügen sein dürfte.
Potschappel gehört unstreitig unter die merkwürdigsten Dörfer Sachsens und steht an Lebhaftigkeit den schönen Fabrikdörfern der Oberlausitz nicht nach.
Die Einwohner, deren Zahl sich auf 600 beläuft, sind zur Hälfte nach Döhlen, zur andern nach Pesterwitz gepfarrt und müssen unter dem Gerichtsamte Döhlen jetzt Recht leiden.
nur anderthalb Stunde von Dresden entfernt gelegen und von den vielen andern Orten gleichen Namens in den verschiedenen Kreisen Sachsens wohl zu unterscheiden, weshalb es auch Cunnersdorf bei Kaitz genannt wird und in das nahe Dorf Plauen gepfarrt ist.
Das grosse und weit in die Ferne blinkende Rittergut liegt 750 bis 780 pariser Fuss überm Meere unter 51° 0. 12 bis 14″ der Breite und unter 31° 21° 52 bis 54″ der Länge. Darunter verbreitet sich meistens im Nordosten das Dörfchen bis an einem der Büsche hin, welcher die Bergwände vom nahen südöstlichen Ufer des Kaitzbaches bekleiden; steiler als diese ist die gegenüberliegende Gütterseeer Höhe, welche 907 pariser Fuss Seehöhe erreicht. Nach Süden steigt das Land sehr allmählig bis zum Gipfel des wegen seiner Aussicht hochberühmten Horkenberges, d. h. bis zu 1038 Fuss Seehöhe an.
Der Name des Orts mag in wenigen einzelnen Fällen auch vom serb. Koinza (die Kiefer) oder auch von der Göttin Cuna (Kwina) abgeleitet werden können, bedeutet aber in der Regel Kunersdorf d. h. Konradsdorf.
Das Rittergut, welches sich durch seine herrlichen Gebäude, durch
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/320&oldid=- (Version vom 3.6.2018)