Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section | |
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Von 1662 bis 1696 waren die Freiherren von Taube damit beliehen. Des Grafen von Taube Wittwe starb als vermählte Gräfin von Bothmer zu Radeburg, welches Rittergut gleichfalls zu ihren vielen und grossen Gütern gehörte, die sie ihrer Tochter, des Grafen Georg Wilhelm von Erbach Gemahlin hinterliess. Von Letztrer erbte sie die Tochter derselben, eine Gräfin von Nassau-Saarbrück, welcher sie noch im Jahre 1752 zustanden und wo Radeburg mit Rödern combinirt war. Im Jahre 1788 übernahm Radeburg wie Niederrödern die Fürstin Reuss, von welcher diese Güter im 19. Jahrhundert eine Zeit lang von dem Herrn von Kommerstädt verwaltet wurden. Jetzt gehören beide Güter dem Fürsten Heinrich XX. von Reuss-Greiz.
Das grosse Rittergut Niederrödern hat prächtige Gebäude und Wirthschaftsräume und wird von hier aus die Oeconomie von Radeburg mit besorgt, indem Letzteres schon lange Zeit mit Niederrödern combinirt ist, wozu auch noch die Dörfer Freitelsdorf und Neuebersbach gehören.
Das Gut selbst war zu Anfang des 19. Jahrhunderts um 4000 Thaler verpachtet. Die dazu gehörige Schäferei ist grossartig; denn es werden gewöhnlich über 1500 Schaafe gehalten. Auch die Ziegelei ist in neuerer Zeit noch bedeutend vergrössert worden.
Roggen und Haidekorn gedeihen hier vorzüglich und die Viehzucht ist eine vortreffliche zu nennen; auch die Bienenzucht ist in Flor.
Ein besonderer Nahrungszweig der hiesigen Gegend, wovon der Hauptsitz in Ebersbach sich befand, war in früherer Zeit die Fertigung hölzerner Pfeifenköpfe, wozu man Maser oder Wurzelholz nahm, denen man ein chagrinähnliches Ansehen gab; jetzt werden nur noch wenige gearbeitet.
In Rödern führt eine Brücke über den Röderfluss, wovon der Ort seinen Namen hat. Schon im 16. Jahrhundert musste jeder darüber fahrende Wagen einen Pfennig bezahlen.
Rödern wie Radeburg sind sehr alte Orte und deren Ursprung schon im 5ten oder 6ten Jahrhundert, ja nach Einigen noch früher zu suchen.
Den heidnischen Ursprung beweisen diese Orte dadurch, dass in den hiesigen Feldern sehr häufig Urnen aufgefunden worden sind, welche auf heidnische Begräbnisse hindeuten.
Die Annahme, dass Rödern im 11. Jahrhundert ein Klostergut der Augustiner Marien-Brüder, welche aus Brabant in hiesige Gegend kamen und in Radeburg ein Kloster erbauten, gewesen sein soll, ist falsch und irrig; denn Rödern hat, wie wir oben schon erwähnt haben, seine eigenen Besitzer von frühester Zeit gehabt.
Rödern liegt sehr lieblich an der Röder, welche in der Oberlausitz bei dem Dorfe Hauswalde entspringt, dann südwestlich nach Brettnig sich zieht, bei Gross-Röhrsdorf in den Meissner Kreis tritt, südlich nach Klein-Röhrsdorf und Wallroda fliesst, westlich[WS 1] nach Radeberg, von da nördlich nach Liegau, dann mehr westlich nach Diensdorf, Hermsdorf, nun nördlich nach Kunnersdorf, nordwestlich nach Gross-Dittmannsdorf, Boden und Radeberg,[VL 1] von da nördlich nach Ober- und Niederrödern, Freitelsdorf, Kunnersdorf, Biberach, von da westlich nach der Stadt Grossenhain. Von hier setzt sie in südwestlichen Krümmungen ihren Lauf fort und strömt dann immer nördlich von Wildenhain an und nach Walde, Zabeltitz, Coslitz Polzen, Reppis, Mühldorf, Lausitz und Uebigau, wo sie mit der rechts fliessenden schwarzen Elster und mit dem Neugraben sich verbindet.
Man unterscheidet sie auch nach ihren Armen in die alte und neue, die grosse und kleine Röder.
Eine Strecke lang, bei Kosslitz und Tiefenau, heisst sie der Rödergraben.
Niederrödern mit Oberrödern zählt 60 Häuser mit 500 Seelen, welche beim Gerichtsamte Radeburg Recht zu leiden haben.
Anmerkungen der Vorlage
- ↑ handschriftliche Korrektur: Radeburg
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: westllch
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 200. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/300&oldid=- (Version vom 17.1.2018)