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Seite:Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen II.djvu/266

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Stolpen


hoch am Abhange eines kegelförmigen Basaltberges von etwa 1150 Pariser Fuss Meereshöhe, dessen Stirn das merkwürdige alte Schloss Stolpen krönt.

In Südost fällt dieser Berg steil gegen einen Bach ab, welcher bei Lauterbach entspringt und das Langenwolmsdorfer Wasser verstärkt. Der Grund, wo dieses stattfindet, heisst die Letzschke, wahrscheinlich nach einem schon zeitig eingegangenen Oertchen benannt, woher sich auch der hier selbst genannte Hortus Cletitz schreiben mag.

In der Letzsche hinunter und in einem Thalschlunde am südwestlichen Abhange des Schlossberges hinauf zieht sich das Oertchen Altstadt, in dessen Nähe ehemals ein anderes Städtchen Jokrym, Jockrim oder Jöchern als Zubehör der Burg gestanden haben soll. Doch ist man über die Lage von Jockrim noch nicht einig.

Bischof Johann I. hatte ein Vorwerk zu Jockrim mit zwei Höfen, von denen der eine in-, der andere ausser der Stadt lag, mit allen Nutzungen und Zubehör gekauft, bis auf eine Mühle zu Röthendorf. Der letztere Hof hat jedenfalls nahe am Röthendorf gelegen; denn mehrere einzelne Acker kommen unter der Bezeichnung vor: „Hinter dem Röthendorf im Sachsenviertel“. Der erste Hof in Jockrim blieb der alleinige dieses Vorwerks. Diesen Hof liess Bischof Johann II. auf’s Neue erbauen und erweitern, so dass er zwei Häuser mit einer Ringmauer umfasste, die noch heute steht.

Der Platz jener zwei Häuser nimmt jetzt die ganze Reihe Häuser ein, welche vor dem sogenannten alten Vorwerk stehen und die untere Vorstadt bilden. Das unterste Eckhaus, dem Chausseehause gegenüber, zeichnet sich noch durch seine Keller aus und steht mit dem nächstfolgenden noch in einer unterirdischen Verbindung. Hier ist auf jeden Fall von den zwei Höfen des Vorwerks derjenige gewesen, welcher in der Stadt war. Hiermit haben wir einen sichern Anhaltepunkt des alten Jockrim. Es bleibt nur die Frage übrig, nach welchen Punkten es sich ausgedehnt hat? Ohne Zweifel muss es sich um das Vorwerk herum nach den jetzigen Scheunen zugezogen, an das Burgholz angestossen und unter dem früheren Hospital die Grundstücke umfasst haben, die von den jetzigen Fluren des Staatsgutes eingeschlossen sind und nach den Kapellgarten hinlaufen.

Nach dem Hussitenkriege, wo Jockrim theilweise mit zerstört worden sein mag, liessen sich einige Bürger von letzterem Orte näher am Schlosse nieder, zumal da Röthendorf, das von der jetzigen Stadt nach dem neuen Anbaue zu etwa eine Viertelstunde weit lag, gänzlich durch Feuer vertilgt worden war und seine Einwohner sich alle unter das Schloss flüchteten. Sie haben hier sich niedergelassen, was daraus klar wird, dass alle Röthendorfer Felder zum Flurenbereich des neuen Stolpen gekommen sind.

Dieses frühere Jockrim wurde mit dem Schlosse Stolpen, welches zuerst nur aus geschrotenem Holze erbaut und mit lauter Buschwerk umgeben war, von einer wendischen adlichen Familie, die im Schlosse Stolpen einen festen Sitz hatte, beherrscht, deren Stamm sich Mokko de Stolpen schrieb. Von dieser Familie hat 1218 Bischof Bruno II. das Schloss und die Stadt erlangt.

Dieser Mokko, der immer noch Mokko de Stolpen hiess, erhielt zur Entschädigung die Advocatie über einige Dörfer in der Provinz Budissin und zwar über Cannewitz, Coblenz und Dobranitz. Doch musste dieser Mokko solche 1222 wieder aufgeben und Bischof Bruno II. eignete sie dem Domcapitel zu Meissen zu.

Auch dem Markgrafen Friedrich dem Einfältigen, der es 1290 erobert hatte, kaufte es 1305 Bischof Albert III. (geb. Graf von Leisnig) ab und nun blieb es fortdauernd Eigenthum der meissnischen Bischöffe, von denen die letztern hier residirten. Diesen Bischöffen hat Stolpen sein Aufblühen und das Schloss seine Befestigung zu verdanken. Erst im Jahre 1559 kam es durch die Carlowitzische Fehde an den Kurfürsten.

Nach dem Tode des Bischofs Nicolas I. von Carlowitz übergab nämlich sein Nachfolger, Johann IX. von Haugwitz, dem Carlowitz’schen Geschlechte den Nachlass des Verstorbenen, der nur in einem geringen Kasten Geldes bestand. Die Verwandten des Verstorbenen misstrauten und waren der Meinung, dass ein späteres Testament vorhanden sein müsse. Sie unterhandelten mit Johann und doch war ein Vergleich nicht zu erzielen. Desshalb eröffnete Hans von Carlowitz auf Zuschendorf bei Pirna, kurfürstlicher Stallmeister, gegen die Reichsordnung eine Fehde, welche schon 1558 im September den Bischof zur Flucht nach Prag zwang. Von seinen Unterthanen erhielt Letzterer keine Hülfe und so sah er sich genöthigt, durch seine Räthe Stolpen an den Kurfürst abtreten zu lassen, der es auch den 24. November 1558 durch ein Commando Bürger von Altdresden und Radeberg unter Georg von Carlowitz besetzen liess und es bald darauf dem Bischof gegen Mühlberg abtauschte. Auch zahlte der Bischof denen von Carlowitz 4000 fl. heraus. Mit Johann IX. hörten die Bischöffe zu Meissen auf, deren 43 gewesen sind.

So lange die 5 letzten Bischöffe von Meissen in Stolpen residirten, wurde ein glänzender Hofstaat unterhalten und für die ganze Umgegend blühender Wohlstand geschaffen. Nach ihnen, und zwar bis 1787, wo die alten Werke meist abgetragen wurden, diente Stolpen als tüchtiges Castell. Es steigt aus der Bergkuppe mit hohen Mauern, vielen Thürmen und in

     Meissner Kreis, 23. Heft od. 113. d. g. Folge.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/266&oldid=- (Version vom 17.1.2018)