Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section | |
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und Gersdorf[VL 1] hinauf und wird meist von steilen bewaldeten Bergen eingeschlossen. Jenseits der Elbe beginnt das Blasewitzer Kiefernholz.
In Niederboyritz, welches sich am Ausgange des Helfenberger Grundes in das Elbthal herabzieht, sind alle Häuser mit Weinranken bekränzt, was dem Orte ein besonderes liebliches Ansehen giebt.
Im Orte ist ein Erbgericht, eine königl. Presse, eine Schiffmühle und eine Kahnfähre. Der von hier aus nach Helfenberg hinauf führende Grund, welcher eine halbe Stunde lang ist und neben welchem noch drei Seitengebäude nach den Höhen hinauf führen, wird von einem in die Elbe sich ergiessenden Bache durchschlängelt, welcher auf der Gersdorfer Höhe 850 Par. Fuss über dem Meere entspringt und bei ¾ Stunde Länge 400 Fuss Fall hat; er treibt im Grunde drei Mühlen und enthält 5 Teiche.
Noch ist von diesem Grunde, dessen Höhen herrliche und prächtige Aussichten darbieten, zu erwähnen, dass in ihm, oberhalb einer Mühle, auf einem bewaldeten Vorsprunge, die sogenannte Helfenberger, oder besser Helfensteiner Ruine recht romantisch sich darstellt, zu welcher angenehme und mühlose Wege hinauf führen und die das von den Hussiten zerstörte Raubschloss Rothenfels sein soll, welches derjenige Dohn-Rothfelser erbaut haben soll, welcher im 11. Jahrhundert wegen einer gegen den Pabst Alexander dem Kaiser Friedrich gewährten Hülfe, als diese beiden im Kampfe mit einander begriffen waren, vom Würzburger Bischof seines Stammschlosses Rothenfels unweit des Spessarts beraubt wurde und sich hierauf, da ihm wegen des unglücklichem Ausganges dieses Zwistes nichts wieder erstattet wurde, in die Meissner Gegend begab; denn seine Nachkommen besassen späterhin eine geraume Zeit hindurch die Güter Helfenberg, Görsdorf und das damalige Amt Schönfeld.
Im Sommer wird Wachwitz und Niederpoyritz von Dresden aus häufig besucht, um in den nahen Gründen, auf den Höhen und Fluren das Auge zu stärken und zu ergötzen.
In Niederpoyritz war es, wo einmal auf einer Wiese Friedrich der Grosse im 7jährigen Kriege frühstückte, und wo im Jahre 1813 Napoleon während des Waffenstillstands den steilen und schmalen von Pappritz nach der pohlnischen Mühle herabführenden Felsenweg erstieg.
Niederpoyritz geht nach Hosterwitz in die Kirche, während Wachwitz nach Loschwitz eingepfarrt ist.
Bis zum Anfange des 18. Jahrhunderts war Loschwitz ohne Kirche und in die Frauenkirche zu Dresden gewiesen.
Zwar sprachen seine Bewohner und mit ihnen die Bewohner einiger anderer Dörfer den Wunsch aus, man möchte sie zur Hosterwitzer Kirchfahrt schlagen; allein der damalige Besitzer von Hosterwitz versagte seine Einwilligung.
Endlich wurden Loschwitz und Wachwitz einig, um eine eigene Kirche anzuhalten und überreichten 1702 dem Stadtrathe zu Dresden, 1703 dem Oberconsistorium und dem Könige selbst Bittschreiben, in denen sie „um Gottes Willen“ um eine eigene Kirche baten.
Nach glücklicher Beseitigung der sich zeigenden Schwierigkeiten, wurde die Erlaubniss dazu ertheilt, und das Jus patronatus dem Stadrathe zu Dresden zugestanden, der es auch jetzt noch übt. Vom 21. September 1704 an wurde von dem berufenen Pfarrer Arnold der Gottesdienst in dem schon vorhandenen Schulgebäude, dem gegenwärtigen Pfarrhause, gehalten.
Am 14. Mai 1705 fing man an, den Grund zur Kirche zu graben, und trotz der im Jahre 1706 vorhandenen Kriegsunruhen wurde doch der Bau bis zum Jahre 1708 vollendet. Sie ist auf einem, von dem ehemaligen Hospitalberge abgetrennten, erhöhten Platze am östlichen Eingange des Dorfes in einfach, edlem Style, gross, achteckig und ganz von Sandsteinen erbaut, steht weithin, nach Wachwitz zu, etwas isolirt da, hat gegen 343 Fuss Seehöhe und ziert die ganze Gegend. Zu ihrem Haupteingange führt eine doppelte Apereille; auf ihrem kleinen Kirchhofe ruhen mehrere ausgezeichnete Männer, wie Lord Findlater u. s. w. Der grössere Gottesacker ist 1000 Schritte weiter im Süden.
Statt der Erndtepredigt wird zufolge einer Stiftung des Hofkirchners Saxe eine Weinbergsdankpredigt gehalten.
Die hiesige Schule durch die höchst milde Schenkung von 1000 Thlr. der Königin Wittwe Maria unterstützt hat 370 Schuler, welche in mehre Classen vertheilt sind.
Wachwitz zählt jetzt 90 bewohnte Gebäude mit 534 Einwohnern und ist dem Gerichtsamte Dresden zugetheilt, wogegen Niederpoyritz zum Gerichtsamte Schönfeld gehört
Anmerkungen der Vorlage
- ↑ handschriftliche Korrektur: Gönnsdorf
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/264&oldid=- (Version vom 17.1.2018)