Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section | |
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zum Unterschiede von dem im Jahre 1584 im Frauensteiner Amte angelegten Vorwerke Grün-Schönberg sogenannt, wogegen es sonst blos schlechthin „Schönberg“ hiess.
Dieser herrliche Ort eines berühmten Geschlechts trägt die Stammburg der Herren von Schönberg, welche unter Kaiser Heinrich I. mit anderen Colonisten vom Schlosse Schönburg bei Elbingerode in die mittlern Gegenden des östlichen Deutschlands zogen und ihre frühere Burg eingehen liessen. Das Geschlecht der von Schönberg stammt aber eigentlich aus Italien, führte den Namen „von Bellmont“ und existirte schon unter Karl dem Grossen, wie wir dies bereits ein Mal in diesem Album näher erwähnt haben.
Die Ritter Heinrich und Jacob von Schönberg, welche dem Markgrafen Friedrich und Diezmann gegen ihren Vater treu beistanden, erhielten ums Jahr 1290 einen Strich Landes zwischen Nossen und Wilsdruf zur Belohnung und hier in einer von der Natur befestigten herrlichen Gegend erbauten diese Herren das Schloss „Schönberg“, später Rothschönberg genannt, welches heute noch, wenn auch einige Neubauten hinzugekommen sind, recht an die früheren Zeiten und an die Tugenden erinnert, die auf diesen Schlössern von den edlen Geschlechtern des Landes gepflegt wurden.
Das auf der Süd- und Westseite durch einen Graben, wie von tiefen Berghängen umgebene Schloss hat allen Stürmen der einzelnen Jahrhunderte getrotzt und heute noch sieht es stolz herab auf kleinliche Menschen, auf unedle Herzen, auf gemeine Seelen; denn hier in diesen Räumen thronte von jeher nur Edelmuth und Tugend und Alles, was von hier aus unternommen wurde, war ein Ausfluss hochherziger Gesinnungen für Menschen und die Welt.
So weit wir bei den Ahnen dieses Hauses hinaufgehen, überall finden wir berühmte Namen, deren Andenken bis auf die spätesten Zeiten in Ehren bleiben wird.
Im Jahre 1369 war Caspar I., Herr von Rothschönberg und Sachsenburg. Sein Sohn Hans I. schrieb sich auch Herr von Reinsberg. Ihm folgte sein Sohn Caspar II., welcher 1426 in der Schlacht von Aussig blieb. Letzterer hinterliess 4 Söhne: Dietrich, Caspar, Nicol und Heinrich. Diese Brüder theilten sich so, dass nun eine Schönberger und Sachsenburger Linie sich bildete; obschon eigentlich 4 Linien entstehen mussten. Allein die beiden ältesten Brüder waren Geistliche und starben als Bischöffe zu Meissen.
Von jener, welche Niclas III. stiftete, stammt zunächst die Reinsberger Nebenlinie, von beiden aber eine Menge Nebenäste ab.
Die Purschensteiner, Wingendorfer, Pfaffenroder und Gelenauer Zweige gehören zu dem Sachsenburger Hauptstamm.
Niclas III. hinterliess seinem 2ten Sohne, Ritter Hans Reinsberg, Limbach und Wilsdruf, wogegen Dietrich Rothschönberg übernahm.
Niclas III. ist somit der Grossvater des berühmten 1472 zu Rothschönberg gebornen Cardinals Niclas von Schönberg, Bischofs zu Capua, welcher zweimal zur päbstlichen Krone Hoffnung hatte und 1537 als ein, in der Reformationsgeschichte sehr bekannter Mann starb. Er gehörte zu den elegantesten Lateinern seiner Zeit und wurde oft vom päbstlichen Hofe als Gesandter gebraucht.
Eine eben so berühmte Grösse war Antonius von Schönberg auf Rothschönberg und Reinsberg, ein Rath Herzogs Georg des Bärtigen. Derselbe war im Herzogthume Sachsen unter dem Adel einer der ersten, welche der Augsburgischen Confession sich zuneigten, weshalb er nach
Meissner Kreis, 22. Heft, od. 109. d. g. F.
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/254&oldid=- (Version vom 11.5.2020)