Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section | |
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und Borkwitz; 4) Pretzschwitz und ein Theil von Ullersdorf; 5) verschiedene Weinberge und ein Gut im Dorfe Seeligstadt.
Mit dem Jahre 1831 hörte Schönfeld bekanntlich auf Schatullengut zu sein.
Die Kirche des Orts, wie schon oben erwähnt worden, liegt sehr hoch, der Gottesacker aber ist entfernt von der Kirche. In der herrschaftlichen Gruft liegen ein Fräulein von Asseburg, eine Gräfin Roszinska, das Herz von einem Grafen von Reuss, mehre Glieder von der Familie der Grafen Friesen begraben, unter ihnen eine Gräfin Agnes Elisabeth von Friesen, von der man gesagt hat, sie sei scheintodt gewesen.
Die Kirche des Dorfes stand im Papstthum unter dem Radeberger Sedes des Archidiakonats Nisici im Bisthum Meissen; jetzt gehört es zur Ephorie Radeberg.
Die Parochie ist sehr stark und besteht aus folgenden 22 eingepfarrten Ortschaften: Bühlau, Bühlauer Grund, Cunnersdorf, Eichbusch, Gross-Graupe, Helfenberg, Helfenberger Grund, Jessener Hof, Klein-Graupe, Krieschendorf, Malschendorf, Neu-Bühlau, Neu-Graupe, Nieder-Rochwitz, Ober-Rochwitz, Porschberg, Quohren, Reitzendorf, Rockau, Rockauer Grund, Schullwitz und Zaschendorf. Die ganze Kirchfahrt kann leicht an 2000 Seelen in sich fassen.
Schönfeld hat berühmte Schäferei auf dem vier Stunden davon entlegenen Eichbusch und starke Brauerei.
Bei Schönfeld gräbt man grosse, oft zum Behuf des Verbauens erst noch zu zersprengende Stücken eines trefflichen Granits.
Das zu Schönfeld gehörige Pretzschwitz liegt anmuthig an der Wesenitz und Pirnaischen Grenze, in der Elbaue, und hat ein grosses Vorwerk, einen Gasthof, eine schöne Mühle, treibt Stromgewerbe und die Wesenitz dient als Hafen. Die ganzen Schönfelder Orte sind aber noch bekannt und berühmt durch ihren starken Kirschenbau.
Reichstädt liegt ½ bis 1 Stunde von Dippoldiswalde, 4½ bis 5 Stunden von Dresden in einem Thale, welches der bei Hennersdorf entspringende sogenannte Berreuther Bach bildet, und am Oberdorfe bei seiner grossen Breite und hohen Lage etwas kahl erscheint, von des Dorfes Mitte aber sich immer reizender gestaltet, bis es zwischen Reichstädt und Berreuth eines der lieblichsten in der Gegend wird.
In diesem Thale dehnt sich Reichstädt fast eine Stunde lang fort, anfangs in nordwestlicher dann in nördlicher Richtung, aus grosser Höhe herab. Deshalb hat auch das Oberdorf ein bei weitem rauheres Klima als das Unterdorf und kommt beinahe darinnen mit Hennersdorf überein.
Reichstädt gehörte in früheren Zeiten zu dem Amte Dippoldiswalde und die Einwohner grösstentheils zum hiesigen altschriftsässigen Rittergute. Seit der neuen Gerichtsordnung gehört der ganze Ort unter das Gerichtsamt Dippoldiswalde, zum Bezirksgericht Dresden, zur Amtshauptmannschaft Dresden, zum Regierungsbezirk Dresden.
Reichstädt hat jetzt 147 bewohnte Gebäude mit 246 Familienhaushaltungen und 1173 Bewohnern.
Reichstädt selbst ist nach der Stadt Dippoldiswalde der wichtichste Ort im Gerichtsamte. Den Namen führt es mit Recht, denn es gehört zu den wohlhabendsten hiesiger Gegend und ist durchgängig schön gebaut.
In Reichstädt selbst ist noch ein Erbgericht, ausserdem sind hier noch sechs Mühlen mit neun Mahlgängen und einigen Sägen zu finden, welche ausser dem Holzhandel auch einigen Breterhandel nach Dresden bewirken.
Der Hauptnahrungszweig besteht in Ackerbau und Viehzucht, besonders findet man im Oberdorf starken und guten Flachsbau, seit 1829 treibt man hier auch Eisenbau.
Ein Schloss war schon sehr früh erbaut. Im dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert existirte auf demselben ein Geschlecht von Reichenstadt, von welcher Familie es zum Gute Dippoldiswalde gekommen zu sein scheint.
Denn im Jahre 1503–1505 verkaufte Georg der Bärtige Dippoldiswalde sammt Reichstädt an seinen Rath und Amtmann auf’m Schellenberge, Siegmund von Maltitz, dessen Familie es bis zum Jahre 1560 behauptete, wo es Churfürst August von Letzterer acquirirte.
Churfürst Johann Georg I. schenkte es nebst Berreuth 1640 seinem Hofmarschall und Amtshauptmann Heinrich von Taube, durch dessen Nachkommen es an die Familie von Nostiz kam. Im Jahre 1697 starb allhier der Oberst Caspar Christoph von Nostiz aus dem Ullersdorfer Stamm. Sein dritter Sohn Gottlob von Nostiz, Anhalt-Cöthenscher Geheimer Rath erhielt Reichstädt und starb 1742. Von ihm kam es an seinen Schwager, den Capitain Caspar Albrecht von Schönberg auf Maxen und Wittchensdorf und bei dessen Tode 1763 an den zweiten Sohn den Kammerherrn, Johannitter-Ritter und General-Postmeister Adam Rudolph, welcher die Neu-Purschensteiner Linie bildete.
In dieser Familie erbte es als Majorat nach einer Anordnung des Letzteren fort. Der jetzige Besitzer ist Herr Utz von Schönberg auf Purschenstein, welcher nicht in Reichstädt, sondern auf Purschenstein wohnt.
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/170&oldid=- (Version vom 3.6.2018)