Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section | |
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und das ist viel glaubwürdiger, die von Saalhausen Sächsischer Abkunft sein und soll ihr Stammschloss Saalhausen zwischen Naumburg und Dessau an der Saale gestanden, in den Kriegszeiten aber zerstört worden sein, worauf sie sich in Meissen, in der Gegend von Oschatz niederliessen, das Schloss Salhausen, welches noch heute existirt, anbauten, und Schieritz, Schweta u. s. w. besassen. Von einem der Aeltesten dieses Namens, Wolf von Saalhausen, wird gemeldet, dass er durch die Vermählung mit einer heidnischen Prinzessin, die ihm zu Liebe die christliche Religion annahm, im Jahre 1173 das Christenthum in die Lausitz gebracht habe. Heinrich von Saalhausen, Kaiser Philipps Marschall, hat den Grafen von Wittelsbach welcher diesen Kaiser 1208 ermordete, bei Regensburg, wie die Chronik sagt, „massacriret.“ Wenzel von Saalhausen vermählte sich mit der Tochter des Grafen Ferdinand von Flandern, welche ihrem ersten Bräutigam Heinrich, Kaiser Otto IV. natürlichem Sohne, die Kehle abgeschnitten, „weil er sie nothzüchtigen wollte.“ Als er aber mit ihr von Mainz nach Hause reisen wollte, ward er von einem Grafen von Necken ihretwegen erstochen. – Ulrich von Saalhausen war ein so reicher Herr, dass er dem Kaiser Rudolph 13,000 Mark Silbers zum Kriege wider Ottokar von Böhmen vorschiessen konnte, wofür er mit einem Stück Landes in Thüringen beschenkt und sein Sohn Woldemar zum kaiserlichen geheimen Rath ernannt wurde. – Anno 1517 ward vom Kaiser Maximilian I. der Freiherrnstand dieser Familie bestätigt. Eines der bekanntesten dieses Namens, der sich wenig in Deutschland aufgehalten, wollen wir hier doch gedenken, er lebte im dreizehnten Jahrhundert und hiess Melchior. Als Obrist stand er in französischen Diensten, nahm als solcher Neapel und Sicilien ein und erhielt, nebst einem seiner Offiziere so viele Kostbarkeiten, dass sie aus dem Silber Harnische und andere dergleichen Dinge machen liessen. „Weil er überall den Meister gespielet,“ so wird uns berichtet, „ist er insgemein Melchior Hahn, wegen seiner Grausamkeit aber, Melchior Löwe geheissen worden.“ Er starb im Jahre 1304. Johannes von Saalhausen war Bischof von Meissen und starb 1518. Er war der Reformation nicht abgeneigt und pflegte zu sagen: es wäre kein verwegener Thier, als welches mit dem Kopfe zu einer Kutte heraus rage. Unser oben schon genannter Georg Caspar starb 1659 und soll der Letzte des Geschlechts in Meissen gewesen sein. 1646 wird von der Kirchen-Gallerie auch ein Cosmus von Saalhausen zu Lüttewitz genannt, ob Georg Caspar der zu Schweta starb schon bei Lebzeiten diesem das Rittergut überlassen, ist nicht bekannt, lange hat er es nicht besessen, denn 1655 wird Innocenz von Holleufer und 1693 Wolf Rudolph von Holleufer als Herr von Lüttewitz genannt, von dem es an Melchior Christoph von Schlottheim kam, der 1709 als Chursächsischer Capitain an den Wunden, die er bei dem Angriff der französischen Linien in den Niederlanden bekommen, verschied. Ihm folgte Rudolph Heinrich von Nostitz und um 1763 wird Frau Erdmuthe Wilhelmine von Breitenbauch als Besitzerin genannt, die 1791 starb. Von da ab kam Lüttewitz an die Familie von Mangold, die eine Reihe von Jahren auf diesem Rittergute wohnte und es endlich an den jetzigen Besitzer, Herrn Richter, verkaufte.
Lüttewitz zählt circa 30 Einwohner und gehören zum Gute 3 Gärtner- und 3 Häuslerwohnungen. Die Kinder gehen nach Zschaitz zur Schule. –
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/132&oldid=- (Version vom 3.6.2018)