Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section | |
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Nach der allgemeinen Kirchen-Gallerie sind die Besitzer von Ragewitz in chronologischer Reihenfolge nachstehende gewesen: Wolf von Schleinitz, des vorgenannten Georg Sohn. Er war zugleich Herr auf Seerhausen, Mautitz, Grubnitz, Stauchitz, Zöschau, Alt-Oschatz und beliehen mit dem Patronatrechte über die Kirche zu Blosswitz. Vermählt mit einer geborenen von Lüttichau aus dem Hause Kmehlen, starb er im Jahre 1527. Ihn beerbten seine Söhne Hans und Georg, während deren Unmündigkeit ihr Onkel, der auf Ragewitz 1470 geborene Meissner Bischoff, Johann VII., Luthers heftiger Gegner, die Vormundschaft führte. 1543 theilten sich die Brüder in das väterliche Erbe und Hans, Hauptmann zu Radeberg, vermählt mit Barbara von Bünau aus dem Hause Tetzschen, ward nun alleiniger Herr auf Ragewitz und Grubnitz und später auch auf Mautitz. Der dritte Besitzer dieses Namens, Georg Rudolph, war vermählt mit Katharina von Ende, soll 1603 zu Oschatz gestorben und in der Pfarrkirche daselbst begraben sein. Ihm folgte Hans Heinrich von Schleinitz, geboren 1582 und bereits am 1. April 1610 gestorben, der Ragewitz seinem Vetter, Christoph Haubold, hinterliess, welcher wie oben erwähnt, die „Mönchssäule“ renoviren liess. Dessen Sohn und Erbe, Hans Dietrich, Anfang Aprils des Jahres 1602 geboren, besass ausser Ragewitz und Grubnitz auch Seerhausen, Mautitz und Alt-Oschatz war 1652 adlicher Schul-Inspector der St. Afra zu Meissen, und starb 1660 zu Oschatz, gefolgt von seinem Jüngern Bruder Georg Erasmus von Schleinitz, dessen Todesjahr unbekannt. Nach ihm kömmt ein Fabian von Utenhofen, aus einer alten in Thüringen und dem Voigtlande angesessenen Familie, als Besitzer von Ragewitz vor. Ob er hier gestorben oder das Gut bei Lebzeiten anderweit verkaufte, ist unbekannt. Vermählt war er mit Sybilla von Schönfeld und wird zweimal, 1657 und 1662 als Herr auf Ragewitz genannt. Sein Nachfolger war Leo Sahrer von Sahr, fürstlich Holstein-Sonderburgischer Hofmeister und Kammerjunker, auch Herr auf Zschortau und Laue bei Delitzsch. Jüngster Sohn Sebastian Sahrer von Sahrs, der 1621 seines evangelischen Glaubens willen seine Güter in Böhmen verliess, war er vermählt mit Eva von Schleinitz und starb 1680 im Städtchen Brandis, nachdem er Ragewitz, 1674, an den Obrist Hans Sigismund von Zeidler verkauft. Dieser, vermählt mit einer geborenen von Starschedel, hinterliess seinem Sohne Hans Karl Dietrich, geboren den 13. September 1660, auch Ragewitz. Am 12. März 1700 starb derselbe als K. Polnischer und churfürstlich sächsischer General-Major und Obrist eines sächsischen Infanterie-Regiments, unvermählt zu Dresden, ward aber in der Kirche zu Blosswitz vor dem Altare beigesetzt. Noch ist sein Bildniss, umgeben von der reichvergoldeten Waffenrüstung, bei der sich auch sein Degen nebst den Sporen befindet und überweht von 2 Trauerfahnen an der Südseite der Kirche zu sehen. Durch verschiedene milde Stiftungen hat er sich ein bleibendes Denkmal gegründet und die Reihe des alten Geschlechtes von Zeidler, das mit ihm in männlicher Linie ausstarb, würdig geschlossen. Erbin seines Nachlasses und somit auch Besitzerin von Ragewitz ward seine Schwester Johanne Sophie, geboren 1664 und seit dem Mai 1680 vermählt mit dem Königl. Polnischen und chursächsischen Geheimen Rathe und Kammerherrn Hans Heinrich von Trützschler aus der alten Meissnischen Familie Trützschler von Falkenstein, die, seit Conrad von Trützschler, der der erste dieses Namens im Jahre 1305 als „Burgmann von Crimmitzschau“ vorkommend, bis in unsre Zeit in einer langen Reihe berühmter Nachkommen sich fortgepflanzt hat. Sie starb, zwei Kinder, einen Sohn und eine Tochter hinterlassend, am 9. Juni 1729 auf Berbisdorf und ward zu Blosswitz, in der neuerbauten Familiengruft beigesetzt. Fünf Jahre später, am 7. April 1734 folgte ihr auch ihr Gemahl im 78. Lebensjahre in die Ewigkeit und ward von Dresden aus, wo er vollendete, nach Blosswitz in das Erbbegräbniss gebracht. Beider Bildnisse, noch sehr gut erhalten, zieren die Kirche des Ortes. Von ihnen übernahm ihr einziger Sohn, Heinrich Ernst, oder wie Gauhe ihn nennt, Carl Ludwig, Domherr zu Merseburg und Sachsen-Merseburgischer Hofmarschall die Besitzungen der Eltern. Er vermählte sich mit einer Fräulein, von Bunkersrode, starb am 25. April 1761 und vererbte seine Güter seinem Sohne, dem Kammerherrn Moritz Christian Adam, der aus seiner Ehe mit Henriette Magdalene von Pflug aus dem Hause Steinbach 2 Söhne und drei Töchter zeugte, die er bei seinem frühen Tode am 24. Januar 1762, als Unmündige verliess. Der Vormund dieser Kinder Christoph Dietrich von Plötz, chursächsischer[WS 1] Hauptmann, brachte die Güter Grubnitz und Ragewitz, nachdem sie in Concurs verfallen waren, im Jahre 1772 für die geringe Summe von 48,000 Thlrn. an sich, verkaufte sie jedoch schon bald darauf, nachdem er 1786 das Rittergut Jahnishausen aquirirt, an die Gebrüder von Pfister. 1796 verkaufte er jedoch auch Jahnishausen an den sächsischen Staatsminister, Grafen von Hopfgarten und starb, einige Jahre später, ohne ein Rittergut zu besitzen, in Meissen. Jahnishausen, das schon in einem frühern Hefte unsres Albums beschrieben, befindet sich bereits seit Jahren in dem Besitze unsres allgeliebten Königs Johann und scheint von hochdemselben namentlich gern besucht zu werden, wenn Se. Majestät von den erschöpfenden Staatsgeschäften in ländlicher Einsamkeit Sich erholen wollen.
Die erwähnten Gebrüder von Pfister blieben bis zum Jahre 1796 in ungetheiltem Besitze ihrer Güter. In diesem Jahre theilten sie sich jedoch und Georg, Freiherr von Pfister, der jüngste unter ihnen, kam in
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: churächsischer
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/123&oldid=- (Version vom 3.6.2018)